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Jedes Teil ein UnikatBekannte Kölner Künstlerin fertigt edle Karnevals-Hüte

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Monika Nitschke mit einem Teil der neuen Hutkollektion "Maskenball"

Köln-Rodenkirchen – Mit dem „Pop-up-Laden“ hat es in dieser Session nicht geklappt. Dabei hatte Monika Nitschke die zeitweise Eröffnung ihrer „Hoot Couture“ gut vorbereitet. In der Karnevalszeit wollte sie ein oder zwei Monate lang ein Geschäftslokal an der Rodenkirchener Hauptstraße als „Showroom“ und Atelier nutzen. Dort hätte sie ihre ausgefallenen Hut-Kreationen auch auf Bestellung individuell gefertigt. Und das wären sicher nicht wenige gewesen – schließlich ist die Kölnerin bekannt, auch durch ihr gemeinsames Atelier mit Künstlerin Irene Herkenrath – und deren edle Fracks.

Aber die Pandemie hat Nitschke einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schade findet sie das, aber so ganz gibt sie ihr kreatives Geschäft nicht auf. Auf einen Verkaufsraum verzichtet sie zwar, hat aber ihren Lagerraum in einer kleinen Wohnung an der Weißer Straße 69 in eine Werkstatt umgewandelt. Dort gibt es Kopfbedeckungen für den Karneval – jeder einzelne Hut ist ein Unikat, mehr noch: ein Kunstwerk. „Ich kann einfach nicht still halten“, sagt die 71-jährige Kölnerin.

Ein Dömchen am Hut

Prächtige Federn, bunte Bänder, Glitzersteine, Blumen, Ornamente aus Filz und anderen Zierrat verwendet Nitschke und befestigt sie fantasievoll am Schlapphut, Dreispitz, Zylinder oder Strohhut. Es dürfen auch mal Cake-Topper aus Styropor oder Plastikschwämmchen sein. „Oft wünschen sich die Kundinnen auch ein Dömchen am Hut“, sagt sie. Normalerweise entdeckt Nitschke die Dekorationen auf Messen in Frankfurt, München oder Salzburg. Früher wurde sie schon mal auf Flohmärkten fündig. „Ich bin wie ein Eichhörnchen“, sagt sie und lacht.

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Maskenball auch ohne Karnevalspartys

Wer sich für einen Hut interessiert, kann einen Termin mit ihr vereinbaren. Nitschke nimmt sich viel Zeit für die Beratung und fürs Aus- und Anprobieren. „Der nächste Karneval kommt bestimmt“, meint die gelernte selbstständige Dekorateurin mit einem Augenzwinkern. „Maskenball“ ist ihr Thema in diesem Corona-Jahr 2020/21. „Man trägt ja dieser Tage gerne Maske“, sagt sie und zeigt damit, dass sie die Krise mit Humor nimmt. Die Masken wandern auf die Hüte, sind golden, smaragdgrün oder saphirblau – und erinnern nicht etwa an den aktuellen Mund-Nasenschutz, sondern an den Karneval in Venedig. „Den habe ich leider noch nie erlebt“, sagt Nitschke.

Gegen den Kölner Saufkarneval

Aber vielleicht wäre es ja unter den aktuellen Umständen einmal eine schöne Idee, zum Beispiel an Weiberfastnacht wie die Venezianerin mit edler Kopfbedeckung durch die Kölner Straßen zu schreiten – und sich bewundern zu lassen. In aller Ruhe und ohne Remmidemmi, ein wenig Eitelkeit sei erlaubt. „Ich habe die Hoffnung, dass der Party- und Saufkarneval erst mal erledigt ist“, sagt Nitschke. Den lehnt sie ab, liebt dagegen den Brauchtums-Karneval und plädiert für mehr „Stil“ – vor allem was die Kostümierung betrifft.

Ein Atelier mit Irene Herkenrath

Natürlich sei das auch eine Frage des Alters. Kundinnen ab 40 Jahre würden sich die Unikate eher leisten können als junge Frauen. Immerhin kosten die Exemplare zwischen 100 und 200 Euro. Monika Nitschke ist keine Novizin im Geschäft. Seit mehr als zehn Jahren fertigt sie ihre speziellen Karnevalshut-Kreationen und betrieb gemeinsam mit der Künstlerin Irene Herkenrath die „Hoot Couture“ am Kartäuserhof 50 in der Innenstadt. „Das Geschäft ist dort zehn Jahre lang gut gelaufen“, sagt sie. Zahlreiche Stammkundinnen hätten sich in jeder Session einen neuen Hut gegönnt – regelmäßig auch einen von Herkenrath mit Karnevalsmotiven bemalten, edlen Frack.

Im November 2019 jedoch hat Nitschke das stressige Geschäft aufgegeben, wollte es ruhiger angehen lassen. Zudem sei die kleine Straße zuletzt rund zwei Jahre lang wegen Bauarbeiten gesperrt gewesen, die Laufkundschaft blieb aus. Mit Irene Herkenrath arbeitet sie weiterhin zusammen. Und natürlich will die Kölnerin mit ihrer Frauengruppe möglichst bald wieder vernünftig Karneval feiern, selbstverständlich „gut behütet“. „Et jeit immer wigger“, sagt sie.www.hootcouture.de