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Blick in die SterneKölner Start-Up entwickelt Bett für draußen – auch im Winter

Lesezeit 4 Minuten
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Wolfgang Meschede (r.) und Marco Barooah-Siebertz sind passionierte Draußen-Schläfer.

Köln-Weiß – Schonmal überlegt, in den Herbstferien mit den Pänz und der Familie ein verrücktes Abenteuer zu wagen und mal etwas Ungewöhnliches oder zumindest Neues auszuprobieren? Warum dann nicht mal im eigenen Garten, auf Dachterrasse oder Balkon, auf dem Garagendach oder im Freien übernachten? Wer jetzt sagt: „Das ist doch verrückt und viel zu kalt im Herbst!“, dem sei gewiss: Zwei Weißer Familienväter und ihre Familien würden dem ganz sicher widersprechen.

Denn Wolfgang Meschede und Marco Barooah-Siebertz sind passionierte Draußen-Schläfer. „Der Blick in die Sterne erdet und macht glücklich“, meint Barooah-Siebertz, der eine Digitalagentur betreibt und täglich über Stunden auf den Bildschirm starrt. „Gerade jetzt ist die Luft einfach der Hammer. Klar und frisch. Da macht es besonders viel Freude, draußen zu schlafen“, erklärt Meschede, der gegen kalte Ohren auf eine Fliegermütze mit Schaffell zurückgreift. Seine 13-jährige Tochter schaut täglich auf die Wetter-App. Bei einer Regenwahrscheinlichkeit bis 40 Prozent geht es raus an die frische Luft.

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Das Bett lässt sich in zwei Minuten aufbauen.

Über die Pänz haben sich die beiden am Kindergarten St. Georg in Weiß kennen gelernt und am Lagerfeuer schnell festgestellt, dass sie (mindestens) ein gemeinsames Hobby verbindet. Marco Barooah-Siebertz kommt ursprünglich aus der Eifel: „Nach den Partys habe ich mich auf das Dach unserer Schreinerei gelegt und dort geschlafen“. Auch Meschede, früher im Bergischen zuhause, frönt seit seiner Kindheit dem Schlaf in freier Natur. Für ihn ist das frische Luft ohne Zeitverlust. „Wenn ich draußen schlafe, komme ich mit einer Stunde weniger Schlaf aus“, sagt er aus Überzeugung.

Ohne viel Aufwand aufgebaut

Doch ohne bequeme Unterlage macht das draußen Schlafen auf Dauer einfach keinen Spaß. Das weiß jeder, der schon einmal auf einer Isomatte, gekrümmt in einer Hängematte oder auf einem Feldbett gelegen hat, das den Namen Bett eigentlich nicht verdient. Die beiden wollten einfach ein gemütliches Bett haben, für sich, aber vielleicht auch für andere, das ohne großen Aufwand schnell überall aufgebaut werden kann. 2018, nach vielen tausenden von Nächten im Freien, kam so die Geburtsstunde der SkyHeia.

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Natürlich fand das Kick-Off Meeting/Sleeping draußen statt. Am Strand von Wassenaar. In den Dünen. Im Winter. „Morgens waren es minus drei Grad. Der Raureif lag auf dem Sand. Es war großartig“, meint Meschede. Hinter dem Start-up steht mittlerweile eine Menge Tüftelei und Recherche. Der Prototyp brauchte ebenso Zeit und Überlegung wie die Frage des Materials, der Herstellung, des Verkaufs, der Vermarktung und so weiter. Um es kurz zu machen: Das Bett passt in zwei Taschen mit insgesamt 23,9 Kilogramm.

Es lässt sich ohne Werkzeug binnen zwei Minuten aufbauen. Es besteht aus hochwertigem Aluminium, denn die beiden haben sich auch Gedanken über den ökologischen Fußabdruck gemacht. Die Montage des Outdoor-Betts übernehmen Menschen mit Behinderung in Bremen und mit jedem verkauften Bett werden obdachlose Menschen unterstützt.

SkyHeia seit kurzem erhältlich

Seit kurzem ist die SkyHeia für 1785 Euro erhältlich, die Matratze gehört nicht zum Lieferumfang. Dafür wird weiter fleißig am Prototypen gebastelt. Ein Moskitonetz ist mittlerweile serienreif. Derzeit wird an einer Lösung gearbeitet, die Schutz vor Regen und Tau-Nässe bietet – ohne Sichtverlust.

Meschede, Filmproduzent für Kinderfilme, hat aus dem draußen Schlafen sogar eine Dokumentation gedreht. Im Zoo, im Bundesligastadion, in einem Moor – in wahrscheinlich keiner Film-Reportage wurde so viel geschlafen wie hier.

Zwei SkyHeias lassen sich übrigens ganz einfach zu einem Doppelbett kombinieren – zur Zweier-Heia. „Oder man verbindet noch mehr Betten zu einer Heia-Feier“, erzählen die beiden verschmitzt. Bisher bleibt es für die zwei selbstständigen Familienväter mit dem Start-up bei einem „extrem aufwendigen Hobby“. Die Zielgruppen haben sie natürlich im Blick. Das Bett eignet sich für Garten und Balkon, für Sternegucker, Camping und Glamping, für Outdoor-Sportler, Abenteurer oder einfach nur für nette Gastgeber. Es kann natürlich auch innen aufgestellt werde. Aber wo wäre da der Abenteuergeist?