AboAbonnieren

Kriminelle Clique in KölnSind Jugendliche auch für rechte Parolen verantwortlich?

Lesezeit 3 Minuten
sues Schmierereien 3 Foto Thomas Rhein

Inzwischen übertünchte Schmierereien am Brunnentempel im Fritz-Encke-Volkspark.

  1. Im Kölner Süden treibt seit ungefähr einem Jahr eine kriminelle Jugendgruppe ihr Unwesen.
  2. Sie nennt sich 968 und ihre Mitglieder drangsalieren und bestehlen Schülerinnen und Schüler. Zwei junge Männer sind in Haft.
  3. Jetzt bringen Pfleger des Fritz-Encke-Volksparks die Clique mit volkverhetzenden Schmierereien in Verbindung - und erstatteten Anzeige.

Marienburg/Raderthal – Von den kriminellen Machenschaften der Jugendgruppe „968“ im Kölner Süden hatte Fritz Engau aus den Berichten dieser Zeitung erfahren, als über deren Aktivitäten wie „Abziehen“, Anpöbeln und Prügeleien berichtet wurde. In seinen Augen lag es nahe, dass dieser Clique auch ärgerliche Vorkommnisse im Fritz-Encke-Volkspark zuzuordnen sind.

Tatort Brunnentempel im Fritz-Encke-Volkspark

Gemeinsam mit anderen Anwohnerinnen und Anwohnern pflegt Fritz Engau seit Jahren den Fritz-Encke Volkspark. Und er ärgert sich über Müll, feiernde Jugendliche, vor allem aber über unflätige und teilweise volksverhetzende Schmierereien am denkmalgeschützten Brunnentempel – auch in Verbindung mit der Signatur „968“.

„Immer wieder sind die Mauern verschandelt“, ergänzt Werner Burauen, einer der federführenden Parkpfleger. Zwei- bis dreimal in diesem Jahr habe die Stadt den Tempel schon überstreichen lassen, zuletzt im August. „Das ist schon fast zur Routine geworden“, meint Engau. Allerdings habe sich die Lage in den zurückliegenden vier bis sechs Wochen beruhigt, betonen beide.

Dennoch erstattete Engau jetzt Anzeige gegen die „Nazi-Sprüche“ mit der Folge, dass nun der Staatsschutz ermittelt, wie eine Polizei-Sprecherin mitteilte. Mehrere Anzeigen und Anrufe seien nach den Medienberichten bei der Polizei eingegangen, berichtet Bernd Reuther. Der leitende Kriminalhauptkommissar im Kölner Haus des Jugendrechts kennt die Clique und befasst sich seit geraumer Zeit mit den Raub- und Körperverletzungsdelikten, die im unteren Level liegen, wie es heißt.

Graffiti passt nicht zum Gruppenprofil

Aber zwischen der besagten Jugendgruppe und den Schmierereien im Fritz-Encke-Volkspark sieht der Kommissar keinen Zusammenhang. „Das passt nicht zu deren Profil“, betont er. Möglicherweise würden „Trittbrettfahrer“ dahinterstecken, die der Clique die schändlichen Graffitis anhängen möchten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ausgeschlossen sei eine Verbindung freilich nicht, man müsse die Ermittlungen des Staatsschutzes abwarten. Reuther begrüßt die verstärkte Anzeigenbereitschaft – die Polizei hatte die Bürgerinnen und Bürger im Zusammenhang mit „968“ dazu aufgefordert, vermehrt Anzeige zu erstatten, um die tatsächliche Anzahl der Straftaten ermitteln zu können.

Die Jugendgruppe besteht aus rund 25 Mitgliedern, die der Polizei namentlich bekannt sind. Überwiegend sind es Schüler der weiterführenden Schulen ab 15 Jahren. Dazu gehören auch vier Intensivtäter, die keine der genannten Schulen im Kölner Süden besuchen. Zwei davon sitzen mittlerweile in Haft.

Neuerdings ist die Clique auch im Forstbotanischen Garten aktiv

Die Tatorte sind Schulen, Schulwege und andere Treffpunkte, wie das Rodenkirchener Rheinufer oder der KAP-Skaterpark, seit kurzem offenbar auch der Forstbotanische Garten. „Wir haben die Gruppenmitglieder kürzlich noch einmal aufgesucht und angesprochen“, sagt Reuther. Die meisten Jugendlichen seien einsichtig, die Lage habe sich beruhigt, vor allem, seit die „Verdichtung von Intensivtätern“ aufgelöst wurde. Im Sinne der Prävention werde die Polizei dennoch verstärkt kontrollieren und besonders achtsam sein.