Der Bautyp des Funkhauses ist etwas Besonderes, das Haus steht nun unter Denkmalschutz. OB Reker war am Montag überrascht über den Bau.
Besonderes Kölner HochhausDas bedeutet der Denkmalschutz für die Sanierung des Deutschlandradios
Das 102 Meter hohe Funkhaus des Deutschlandfunks in Marienburg steht seit Montag unter Denkmalschutz – und deshalb braucht der öffentlich-rechtliche Sender ein überarbeitetes Konzept für die Sanierung des Hauses aus dem Jahr 1978. Im Wirtschaftsplan für das vergangene Jahr heißt es: „Insbesondere durch neue Anforderungen auf dem Gebiet des Denkmalschutzes werden die vorbereitenden Maßnahmen nicht – wie geplant – bis zum Jahr 2022 erfolgreich umgesetzt sein, sodass eine Fortschreibung (Weiterentwicklung) des 2018/2019 erstellten Sanierungskonzepts in Anbetracht dessen notwendig werden wird.“
Unter anderem am Dach läuft die Sanierung laut Intendant Stefan Raue schon, an anderen Stellen bereiten die Arbeiter die Sanierung noch vor. Sie soll nun Schritt für Schritt erfolgen und etwa im Jahr 2034 beendet sein.
Raue sagte: „Der Denkmalschutz ist ein Stück Wertschätzung für unseren Sender und das Gebäude, aber es ist auch mit Ansprüchen verbunden: Wir müssen mit dem Denkmalschutz die Sanierungsschritte absprechen.“ Auch den Kammermusiksaal stellt die Stadt Köln unter Denkmalschutz.
Wie berichtet, geht das Deutschlandradio als übergeordneter Sender von Sanierungskosten von 188,5 Millionen Euro aus. Im Funkhaus lässt er die beiden Programme Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova produzieren, rund 500 Mitarbeitende arbeiten dort laut Angaben des Senders.
Die Kosten von 188,5 Millionen Euro hat der Sender bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) angemeldet, im Februar kommt der 24. Bericht des Gremiums. Die KEF analysiert den Finanzbedarf von ARD, ZDF, Deutschlandradio und Arte, sie stellt beispielsweise die Wirtschaftlichkeit des WDR-Filmhauses infrage und lässt grundsätzlich die Immobilienprojekte der Sender gutachterlich untersuchen.
Die KEF ist der Öffentlichkeit vor allem bekannt, weil sie die Höhe der Rundfunkgebühr vorschlägt. Intendant Raue sagte am Montag, als er die Denkmalschutzplakette von der Stadt Köln erhielt: „Wir haben die Kosten bei der KEF angemeldet. Sie prüft das nun und wir bekommen in einigen Wochen Bescheid, was die KEF uns zugesteht.“
Laut Raue prüft die KEF nun, ob die 188,5 Millionen Euro zu halten sind angesichts der Dauer der Sanierung und der Baupreisentwicklung. Raue sagte mit Blick auf die eingereichten Daten des Senders: „Das ist eine Sache der KEF.“
Wie berichtet, hat der Sender das Gebäude schon zwischen 2000 und 2013 für insgesamt 47 Millionen Euro saniert. Ein Sendersprecher hatte 2022 mitgeteilt: „Der Fokus bei der zurückliegenden Sanierung lag auf dem Brandschutz. Die Sanierungen sind demnach nicht direkt vergleichbar. So wurden damals zum Beispiel das Bauwerk, die Fassade sowie auch vereinzelte Anlagen und Einrichtung nicht vollumfänglich saniert.“
Der für Denkmalschutz zuständige Stadtkonservator Thomas Werner sagte am Montag über die Bedeutung des Denkmalschutzes: „Die meisten Menschen denken immer, wir sind dann total konservierend. Da kommt jetzt die Käseglocke drauf und es geht nichts mehr. Wir haben im Vorfeld ganz klar deutlich gemacht, dass das nicht so ist. Die neueste Sendetechnik wird hier natürlich eingebaut, hier muss keiner am alten Dampfradio sitzen.“
Laut Werner ist das Funkhaus nur eines von zwei Hängehochhäusern in Köln, das andere ist ein Bettenhaus der Uniklinik. Das Besondere daran: Es wird von oben nach unten gebaut, die Etagen werden am Dach und Stahlseilen aufgehängt. Das Gebäudeensemble verfügt über einen dreistöckigen Flachbau, das Hochhaus und den Kammermusiksaal.
Werner sagte über den Bau des Architekten Gerhard Weber: „Es drückt eine unheimliche Modernität aus.“ Laut Werner kam diese Bauweise in den 50er-Jahren in Mode, doch sie ist sehr aufwendig und wurde deshalb bald nicht mehr verfolgt.
Der Statiker des Baus ist Fritz Leonhardt, der Köln maßgeblich geprägt hat mit den Bauten, an denen er beteiligt war. Dazu zählen Rodenkirchener Brücke, Severinsbrücke und Mülheimer Brücke, laut Werner sind alles Hängekonstruktionen. Auch am Bau des Fernsehturm „Colonius“ wirkte Leonhardt mit.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) war am Montag einigermaßen erstaunt über die Bauzeit von nur rund vier Jahren, sie sagte: „Das kann man sich heute auch gar nicht mehr vorstellen.“ Sie kennt es von den städtischen Baustellen der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart ja anders.
Reker lobte die Sanierung als Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, der Sender hatte ja auch einen Neubau geprüft. Über das Hochhaus sagte sie: „Das Hochhaus des Deutschlandfunks ist das Wahrzeichen des Kölner Südens und ist mit seiner eleganten Architektur, die auch markant ist, ein fester Ankerpunkt in der Stadtsilhouette.“
Ausstellung „Gerhard Weber. Architekt des Deutschlandfunk-Gebäudes in Köln“, Montag bis Freitag im Foyer am Raderberggürtel 40.
Daten und Fakten
1969: Verwaltungsrat entscheidet sich für Entwurf von Architekt Gerhard Weber
1974: Grundsteinlegung mit Bundespräsident Gustav Heinemann
1975: Richtfest mit Bundespräsident Walter Scheel
1978: Fertigstellung
18. Februar 1979: Erste Sendung (eine Nachrichtensendung um 2 Uhr nachts)
24. April 1980: Einweihungsfeier
Höhe: 102 Meter