Markt im VeedelEin Rundgang über den Sürther Wochenmarkt
- Seit 1996 bauen die Marktbeschicker ihre Stände an der Fronhofstraße/Sürther Hauptstraße auf.
- Der Markt findet immer freitags ab sechs Uhr statt, geöffnet ist von sieben bis 13 Uhr.
Sürth – Ein Stück Urlaub gibt es gratis beim Besuch des Sürther Wochenmarktes – kein Gedränge herrscht dort, sondern Beschaulichkeit, die ansteckend ist. Das Angebot ist klein, aber fein: Blumen, Gemüse und Obst, Fleisch, Wurst und Fisch, Brot und auch Textilien bieten die Händler an. Normalerweise bevölkern mindestens 13 Stände den Platz mit dem Kopfsteinpflaster und den großen Bäumen rundherum. Seit 1996 bauen die Marktbeschicker ihre Stände an der Fronhofstraße/Sürther Hauptstraße auf, immer freitags ab sechs Uhr, geöffnet ist von sieben bis 13 Uhr. (süs/lod/pad)
Der Exot
Seit über zehn Jahren steht Dirk Linnemann mit seinem Stand auf dem Sürther Marktplatz. Mit seinen spanischen Tapas ist er der Exot unter den Marktständen. Sein Brot backt er immer noch selbst, und auch seine anderen Speisen bereitet er in Eigenregie zu. Früher habe er auch eine Angestellte gehabt, aber die Zeit sei leider vorbei. „Ich wünsche mir wieder eine Verstärkung für mich, die mich unterstützt beim Aufbau und auf dem Markt selbst“, erklärt er. Das ein oder andere Missgeschick passiert im Laufe der langen Zeit hier schon einmal. Er habe bereits den Stromanschluss oder auch die Brote in der Stube vergessen, gesteht Linnemann lachend. Aber das alles sei nicht schlimm, die Kunden hätten für die eine oder andere Schusseligkeit Verständnis. Längst nicht nur Stammkunden besuchen Linnemann freitags auf dem Markt. Auch viele Neukunden kommen gerne vorbei und freuen sich über seine Auswahl.
Der Ausgeglichene
Bahaduf-Singh Hira handelt seit zehn Jahren mit Textilien auf dem Sürther Markt. In Deutschland lebt er aber schon viel länger, vorher hat er in einem Geschäft gearbeitet. Die Arbeit auf dem Markt mag Hira – wie wohl alle Marktarbeiter hier – wegen der Menschen und Gespräche: „Man kennt sich einfach.“ Manche seiner Kunden machen aber auch gerade bloß einen Spaziergang in der Gegend und schauen dann spontan vorbei, gucken sich seine Kleidung an und kaufen vielleicht etwas. Hiras Philosophie: „Lustig kann alles sein.“ Wenn man lache, mache das Leben schließlich Spaß. Darum sei auch das Wetter sehr wichtig. „Wenn die Sonne strahlt, dann lachen die Leute. Das macht die Menschen fröhlich. Das macht viel aus für den Körper und die Seele.“ Wenn seine Kunden sich freuen, dann steckt das auch ihn an.
Der Käse-Spezialist
Wenn einer etwas über Käse weiß, dann ist das Achim Müller. Mittlerweile steht er seit fünf Jahren jeden Freitag auf dem Markt in Sürth. Sein Stand ist nicht so groß wie die meisten anderen auf dem Markt, aber dafür hat er ganz schön viele Waren hinter der Theke. Der würzige Duft verrät sofort, was Müller verkauft. Von Joghurtspezialitäten bis hin zu den außergewöhnlichsten Käsesorten – er kann zu jedem Produkt eine Geschichte erzählen. Was seine Ware jedoch ausmacht, darüber schweigt er und verweist auf die Kunden: „Sie wissen am besten, was sie an meinem Stand schätzen. Ich kann dazu nichts sagen“, schmunzelt Müller. Der Platz mit den vielen Bäumen und den netten Kollegen machen für ihn den Sürther Standort besonders. „Wenn Kunden auf ein Pläuschchen vorbeikommen, freue ich mich immer. Mir gefällt es, dass man sich untereinander kennt und viel zu lachen hat.“
Der Traditionelle
Dieser Stand wirkt ein bisschen wie aus einer anderen Zeit. Ohne Withold Ulcyfer hat es den Markt in Sürth auch noch nie gegeben. Von Anfang an ist der gebürtige Pole mit dabei und verkauft seine Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch. Etwas, das sofort auffällt: die alten Waagen. 30 bis 40 Jahre seien die alt, erzählt Ulcyfer. „Und frisch geeicht. Die gehen ja auch nicht kaputt.“ Gewogen wird nämlich noch mit Hilfe von Gewichten. Ulcyfer ist schon immer auf Märkten gewesen. „Ich bin einfach immer gern draußen, ich mag den Kontakt zu anderen Menschen – das alles kriegst du auf dem Markt.“ Auch die Kunden sind begeistert. „Ein ganz Netter ist er“, sagt eine, „lacht immer und singt viel – normalerweise läuft hier nämlich auch das Radio.“ Ein Stand, wie man ihn von früher kennt – ganz traditionell.
Die Fröliche
Seit über 16 Jahren steht Neeltje Grunwald jeden Freitag auf dem Markt und verkauft Fisch. Den Wagen der Firma, für die sie arbeitet, gibt es aber sogar noch länger. Neeltje Grunwald arbeitet gern hier: „Die Kollegen, die Kunden – alle sind sehr nett. Ich habe überwiegend Stammkunden. Aber man sieht auch immer wieder neue Gesichter.“ Den Kontakt zu den Kunden schätzt sie. „Die holen einem auch mal etwas aus der Apotheke, wenn man schlimm erkältet ist. Oder bringen dir eine Kanne Kaffee vorbei.“ Einmal ist Grunwald mit ihrem Stand sogar schon im Fernsehen gelandet. Da verkaufte sie den Fisch für „Das perfekte Dinner“. „Ein ganz normales Verkaufsgespräch war das“, erzählt sie. Nur, dass man ständig wiederholen musste, was man schon gesagt habe. Die Folge würde manchmal sogar immer noch im Fernsehen laufen. Am Ende sei die Szene dann aber zum Glück nicht allzu lang gewesen, lacht Grunwald.
Der Sprecher
Marktsprecher Stephan Erkelenz steht schon seit März 1998 hinter der Fleischtheke. Er schätzt den Zusammenhalt mit den anderen Markthändlern, man kennt sich lange und gut. Und auch die Atmosphäre auf dem Markt selbst mag er. „Der Kontakt mit den Kunden, die Stammkunden, aber auch mal neue Gesichter zu sehen, die Gespräche miteinander – das alles ist einfach toll.“ Klar würden da aber auch mal peinliche Sachen passieren. Einmal habe er beispielsweise eine Kundin über ein halbes Jahr lang nicht gesehen. „Die Frau hatte ein Bäuchlein bekommen. Wie das so ist, habe ich dann gefragt: „In welchem Monat sind Sie denn?„ Da sagte die Kundin zu mir, sie sei gar nicht schwanger. Das war wirklich sehr unangenehm.“ So was gehört wohl dazu, wenn man sich kennt. Stephan Erkelenz fühlt sich wohl in Sürth.