Neuland-Garten in Köln-BayenthalDas Grünzeug ist für den Umzug schon gerüstet
Köln-Bayenthal – Das nennt man wohl optimalen Service: Bevor man überhaupt weiß, dass es einen Defekt gibt, ist er schon behoben. Am Eingang zum Neuland-Garten an der Koblenzer Straße hocken zwei Männer an einem Tisch und begutachten kritisch jeden Neuankömmling. Verkaufen sie Tickets? Nein, der Eintritt zum Sommerfest auf dem Gelände ist frei. Tatsächlich gilt die Aufmerksamkeit der Männer nicht den Besuchern, sondern den Fahrrädern, auf denen viele gekommen waren. Mit fachmännischem Auge überprüfen sie die Velos auf Mängel. „Na, der Hinterreifen hat aber zu wenig Luft.“ Ehe der Radler reagieren kann, ist der Reifen wieder prall. Bleibt nur ein verblüfftes „Danke“.
Seit Juli 2011 wird auf der Brache zwischen Koblenzer und Schönhauser Straße, wo sich einst die Dombrauerei befand, gegärtnert, in mobilen Hochbeeten, mehr als 300 werden bewirtschaftet. Mittlerweile sind auch eine Fahrradwerkstatt ansässig, die Fahrradgang, und eine Imkerei. Träger des Projektes, das in der Tradition des Urban Gardening steht, ist der Neuland-Verein, der mit dem Eigentümer des Geländes, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), einen Vertrag zur Zwischennutzung geschlossen hat.
Das Areal soll langfristig bebaut werden, es ist Bestandteil der künftigen Parkstadt Süd, die sich zwischen der Südstadt und Bayenthal erstrecken wird. Um für den irgendwann bevorstehenden Umzug auf ein Alternativgelände gewappnet zu sein, wird im Neuland-Garten Gemüse in mobilen Hochbeeten gezogen.
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Beim Sommerfest geht es entspannt zu. Im Lehmofen wird Flammkuchen gebacken. Wer will, kann an einem Wildkräuterspaziergang teilnehmen, gegen Abend spielen zwei Bands. Ein paar Regenschauer zwischendurch können den wettererprobten Gärtnern nichts anhaben.
Viele Besucher von außerhalb nutzen die Gelegenheit, sich in Ruhe umzusehen. „Ich überlege hier mitzumachen, das Projekt finde ich toll“, sagt eine junge Frau aus Deutz, während sie die Infotafeln studiert. „Jeder darf mitarbeiten, es ist kostenlos, wenn man aber ein eigenes Beet pflegen möchte, muss man 24 Euro im Jahr zahlen“, weiß sie inzwischen.
Ringo, ein Besucher aus Sürth, sagt freimütig: „Bei Pflanzensorten kenne ich mich gar nicht aus, ich kann höchstens Schnittlauch erkennen, vielleicht noch Kartoffelpflanzen.“ Dass der Kürbis eine Blüte in sattem Orangerot hat, das habe er nicht gewusst. Fast täglich fahre er am Neuland-Garten vorbei. Es habe ihn interessiert, mal hinter den Bauzaun zu schauen. „Das Fest ist eine gute Gelegenheit, man ist willkommen und muss sich nicht als Eindringling fühlen. Solche Gartenprojekte mitten in der Stadt finde ich schön und wichtig, gerade auch für Familien mit kleinen Kindern.“