Paukenschlag bei Kapelle JongeDie Noas in Köln-Weiß machen Schluss
Weiß – Es war ein Paukenschlag: 29 Jahre lang waren Gundolf und Patricia Noa die Gesichter des Tanzcorps der KG Kapelle Jonge aus Weiß. In dieser Zeit haben sie zusammen mit ihrer Tochter Tamara ein Tanzcorps aufgebaut, das allein durch seine Größe eine Ausnahmestellung in der Region besitzt. Die Gruppe besteht aus 74 Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 20 Jahren. Eine interne Mitteilung der Familie Noa an die Mitglieder des Tanzcorps hat für große Aufregung gesorgt: Mit sofortiger Wirkung legen sie ihre Ämter nieder.
In den vergangenen Tagen sind viele Fragen aufgekommen, die nun nach und nach beantwortet werden müssen. Doch der Grund für den kurzfristigen Rückzug der Noas blieb unklar. „Wir hatten schon länger mit dem Gedanken gespielt, die Verantwortung in andere Hände zu übergeben“, sagt Gundolf Noa, der Abteilungsleiter des Tanzcorps. „Aus privaten und beruflichen Gründen waren wir immer stärker eingespannt. Zuletzt kamen dann häufiger Unstimmigkeiten und auch Streit mit einigen Kollegen dazu. Beide Aspekte haben uns allerdings schweren Herzens dazu gebracht, diese Entscheidung so zu treffen. “ Bei der Jahreshauptversammlung in der vergangenen Woche nutzten viele Eltern noch einmal die Gelegenheit, um der Familie Noa für ihre ehrenamtliche Arbeit mit den Kindern in den vergangenen fast 30 Jahren zu danken. „Wir haben das gerne gemacht und viel Zeit und Herzblut investiert. Allerdings geht irgendwann jeder Lebensabschnitt zu Ende und es beginnt etwas Neues“, sagt Gundolf Noa. Zum Abschied haben sie allen Tänzerinnen und Tänzern noch einen sehr persönlichen Brief geschrieben.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass damit eine Ära endet. Die Noas, wie sie im Kölner Süden oft nur genannt werden, haben das Tanzcorps aufgebaut, entwickelt, perfektioniert. Im Grunde waren sie das Tanzcorps. In der Session von Anfang Januar bis Aschermittwoch standen oft 50 Auftritte auf dem Programm – manchmal sogar mehr. Auf großen Bühnen, in Kindergärten, Schulen, Altenheimen. Hochgerechnet ergibt das 1500 Auftritte in 30 Jahren. Hinzu kamen die wöchentlichen Trainingseinheiten, die organisatorischen Tätigkeiten, die Erstellung und Pflege der Uniformen. Eine ganze Etage in ihrem Haus in Sürth war nur den Utensilien des Tanzcorps vorbehalten. Jahrelang haben sie keinen größeren Urlaub gemacht, weil auch außerhalb der Session zu viel zu tun war – und das alles, damit die Kinder das Kölner Brauchtum pflegen und den Jecken in der Stadt ihre Tänze präsentieren können. Auch wenn die Noas sich jetzt zurückziehen, wird das Tanzcorps weiter bestehen. „Spätestens im kommenden Jahr wäre sowieso Schluss gewesen. Nun haben wir uns aufgrund verschiedener Faktoren dazu entschlossen, diese Entscheidung vorzuziehen.
Es mag für einige überraschend kommen. Es ist aber keine Kurzschlusshandlung. Unsere engsten Mitstreiter waren immer über unsere Pläne informiert“, so Gundolf Noa. Dass es weitergeht, dafür sorgen nun acht Personen aus dem Umfeld des Corps – vor allem Eltern. Das wöchentliche Training ist auch gesichert, Steffi Grüttner und Melanie Rode haben kurzfristig die Leitung übernommen. Am vergangenen Wochenende stand das Tanzcorps bei den Rodenkirchener Sommertagen schon wieder auf der Bühne. The show must go on.