ProstitutionMehr Hygiene, mehr Sicherheit

Seit der Einführung der Sperrbezirke im Kölner Süden ist Prostitution entlang der Brühler Landstraße tagsüber verboten.
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Raderthal/Meschenich – Warnwesten und Taschenlampen – damit müssen die Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes ausgestattet sein, wenn sie im Sperrbezirk zwischen Raderthal und Höningen unterwegs sind. Zumindest empfiehlt das die städtische Stelle für Arbeitssicherheit. Denn rund um den Straßenstrich entlang der Brühler Landstraße ist es dunkel. Und für die Frauen, die sich dort abends und nachts prostituieren, ist das Waldstück nicht nur wegen des Straßenverkehrs kein besonders sicherer Ort.
„Die Dunkelheit macht den Frauen Angst“, sagt Anne Rossenbach vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF). Mitarbeiterinnen eines Berliner Instituts befragten die Frauen im vorigen Jahr für eine Untersuchung. Sie ermittelten, wie die Situation für sie akzeptabel gestaltet werden kann. Die Bezirksvertretung Rodenkirchen stimmte in ihrer jüngsten Sitzung nun über die Umsetzung der Empfehlungen ab. Am Robinienweg, an der Brühler Landstraße und an der Straße Am Eifeltor wird die Stadt jeweils eine Solarleuchte und insgesamt vier mobile Toiletten aufstellen. Der SKF kümmert sich bislang mit einer halben Stelle um die Frauen, die nun aufgestockt wird.
Der Rat hatte die Untersuchung mit der Einrichtung des Sperrbezirks beschlossen. Mitte 2012 lagen die Ergebnisse vor. „Die Umsetzung hat etwas länger gedauert als gedacht“, räumte Jörg Simon vom Gesundheitsamt in der Sitzung der Bezirksvertretung ein. Er gehe jedoch davon aus, dass der bis 2014 geltende Sperrbezirk „noch in diesem Jahr“ verlängert werde.
Hygienischere Verhältnisse, mehr Sicherheit und regelmäßiger Austausch – damit soll den Frauen vor allem auf dem Straßenstrich geholfen werden. Im Gegensatz zu den Sexarbeiterinnen in den Wohnwagen am Eifeltor, die sich als professionelle Dienstleisterinnen sehen, sei der Strich an der Brühler Landstraße von „Armutsprostitution“ geprägt, sagt SKF-Mitarbeiterin Rossenbach. Sie stützt sich auf den Abschlussbericht der Untersuchung. Die Frauen stammen demnach überwiegend aus Bulgarien und anderen osteuropäischen Ländern.
Die Sperrbezirke wurden 2011 eingerichtet und 2012 um zwei Jahre verlängert. Bürger aus Meschenich hatten darauf gedrängt, als die Prostitution um die Hochhäuser des Kölnbergs überhand zu nehmen drohte. Im Ort ist Prostitution ganztägig verboten.
Nördlich der Autobahn, entlang der Brühler Landstraße, gilt der Sperrbezirk nur tagsüber. Am Eifeltor bieten Sexarbeiterinnen ihre Dienste in Wohnwagen an. Der Sperrbezirk spart dieses Gebiet aus. (phh)
Die Entschädigung, die die 63 befragten Frauen für ihre Teilnahme erhielten, sei für manche, so heißt es im Bericht, „offensichtlich“ das einzige Einkommen seit mehreren Wochen gewesen. Die Forscher stellen fest, dass mehr Betreuung als bislang notwendig ist, auch in der Muttersprache der Frauen. Sie schildern ein großes Mitteilungsbedürfnis und teilweise heftige emotionale Reaktionen. Einstimmig bei Enthaltung der beiden FDP-Vertreter sprachen sich die Bezirkspolitiker dafür aus, die Empfehlungen des Forschungsinstituts umzusetzen.
Forderung einer Notrufsäule
Marion Heuser von den Grünen forderte zusätzlich eine Notrufsäule. Rafael Struwe (SPD) bezweifelte, dass eine einzige Stelle für eine Sozialarbeiterin ausreiche. Ein wenig Unbehagen ließ die FDP erkennen. „Wir haben die Sorge, dass der Strich zur Dauereinrichtung wird“, begründete Karl-Heinz Daniel (FDP) seine Zurückhaltung. „Dafür ist uns der Grüngürtel zu schade“, sagte er.
Gesundheitsamt-Mitarbeiter Simon erläuterte, dass die Toiletten und die Solarleuchte leicht wieder abtransportiert werden könnten. Daniels Fraktionskollege Karl Wolters erinnerte an die Szene der etwa zehn drogenabhängigen Frauen, die sich nach wie vor im Umfeld der Wohnungen am Kölnberg prostituieren. Simon bat um Geduld für die langwierige „Einzelfallarbeit“ mit diesen Frauen.