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Wellness für die SeeleMeditative Andacht in Köln-Raderthal ist festes Element im Kirchenkalender

Lesezeit 3 Minuten
In einem Kirchenraum sind einige Menschen versammelt.

Meditative Andacht in der evangelischen Philippus-Gemeinde in Raderthal

Gesang, Musik und Kerzenschein: Die meditative Andacht in der Philippus-Gemeinde ist seit Corona ein fester Bestandteil des Kirchenlebens.

Erst kaum wahrnehmbar, dann immer stärker klingt der Ton des Handpans, bis er den ganzen Kirchenraum erfüllt. Der liegt in einem sanften Dunkel. An einigen Stellen leuchten Kerzen, es herrscht aufgeräumte Stimmung. Die Besucher haben die Augen geschlossen und stimmen sich am Abend vor Silvester auf die meditative Andacht der Philippus-Gemeinde in der evangelischen Kirche in Raderthal ein.

Seit Herbst 2020 lädt die Gemeinde einmal im Monat zur meditativen Andacht. Dieses Angebot ist in der Corona-Zeit entstanden. Die Idee dazu hatte Gemeindemitglied Heidrun Haardt. „In der Corona-Zeit ist viel verloren gegangen. Man hatte Angst, sich nahe zu kommen und immer im Kopf, ob der andere einem vielleicht Schaden zufügen könnte. Mit dieser Andacht wollten wir eine andere Ebene des Zusammenkommens schaffen, auf der Gemeinschaft über Musik und gemeinsames Singen fühlbar wird“, erklärt sie. Wichtig war ihr, dass nicht nur einfach Kirchenlieder gesungen werden, sondern auch Raum sein sollte für experimentelle Musik und Stille.

Stille, Klänge von Handpans und Taizé-Gesang wechseln sich ab

In jeder Andacht werden einige Taizé-Gesänge gesungen. Haardt, ausgebildete Sängerin und hauptberuflich Chorleiterin, singt mit ihrer beeindruckenden Stimme vor, die Besucher stimmen ein. An Instrumenten kommen vor allem Handpans – ein mit den Händen gespieltes Blechklanginstrument– zum Einsatz. Auch Haardts Ehemann Axel Wolf, Hausmeister der Kirche, wirkt bei der musikalischen Gestaltung mit. Zwischen den einzelnen Gesängen ist oft nur der warme Klang der Handpans zu hören, mitunter herrscht auch minutenlang einfach Stille. „Das ist gewollt. Auch das haben wir von den Taizé-Andachten übernommen. Die Stille soll uns ermöglichen, zu uns zu kommen. Im Alltag kommt das oft zu kurz“, sagt Haardt.

Klaus Eberhard, Pfarrer der Gemeinde, gibt in den Andachten geistliche Impulse, liest ein Gebet oder eine Geschichte aus der Bibel und segnet die Besucher. Er ist von dem vergleichsweise neuen Angebot seiner Kirche sehr angetan. „Da diese Andachten so schön sind, haben wir sie auch nach Corona beibehalten. Es ist oft so: Die Ideen, die aus der Gemeinde selbst kommen, sind die besten“, sagt er. Manchmal kämen nur fünf Besucher, manchmal fünfzehn, berichtet Haardt. „Das Angebot ist noch nicht so bekannt. Einige Gemeindemitglieder sind jedes Mal dabei, aber es kommen auch immer neue Interessierte“, sagt die 62-Jährige.

Kontrast zu den schlimmen Nachrichten aus den Medien

Barbara Bieler und in ihr Mann Hans-Gert besuchen die Andacht von Beginn an regelmäßig. „Es ist eine sehr friedliche Stimmung und man kommt zur Ruhe. Das tut mir gut, denn eigentlich ist mein Temperament anders, ich rede schnell, mache alles schnell“, erzählt Barbara Bieler. „Ich genieße die Musik, die Instrumente und auch das Dunkle. Ich freue mich jedes Mal, mich in die Stimmung hinein zu versenken“, sagt ihr Mann. „Im Alltag geht es meist hektisch zu, in den Medien bekommt man jeden Tag schlimme Nachrichten zu hören und zu lesen. Da ist diese Andacht ein wohltuender Kontrast. Man kommt zur Ruhe und kann die Seele einmal loslassen“, finden die Raderthalerinnen Brigitte Winand und Friedel Schmidt.


Die meditative Andacht findet immer am letzten Samstag im Monat von 19 bis 20 Uhr in der Philippus-Gemeinde, Albert-Schweitzer-Straße 3-5 statt. Die nächste ist am 27. Januar.