Spitzenküche und PizzaDas „Pure White“ in Rodenkirchen fährt zweigleisig
Jetzt, da alle über explodierende Energiekosten klagen, erweist sich ein gastronomisches Erbstück als wahres Geschenk. Sie seien total überrascht, „dass der so viel Wärme abgibt“, sagt Sabah von Borries über den alten Pizza-Ofen, der vor kurzem im Restaurant in Betrieb genommen wurde – einer der wenigen Holzöfen in Köln. Obwohl das „Pure White“ in Rodenkirchen nach wie vor Krustentiere, Fisch und Fleisch auf Top-Niveau offeriert, sind Küchenchef Cristiano Rienzner und seine Partnerin von Borries glücklich, neben dem berühmten Josper-Grill nun auch diesen Ofen befeuern zu können.
Der Pizza-Ofen wurde während des Lockdowns vorübergehend auch von den Vorgängern Luigi und Brigitte Brenca benutzt, die früher an dieser Stelle ihr „Il Nido“ betrieben. Inzwischen hat ein aus Neapel eingeflogener Handwerker die Risse im Inneren des Ofens beseitigt, Fugen gekittet sowie Marmor und Schamottsteine eingebracht. „Das war aufwändig, weil das kaum noch jemand macht.“
Außerdem hat Rienzner über einen befreundeten Gastronomen, der in Lindenthal das „Il Golfo di Napoli“ führt, sogar einen zertifizierten Pizzabäcker in Neapel ausfindig gemacht, der an seinem neuen Arbeitsplatz in Köln sehr glücklich zu sein scheint. Vincenzo di Mauro heißt der 45-Jährige, der per Spedition seine eigene Teigmaschine aus Italien herbeigeschafft hat und inzwischen an sechs Abenden in der Woche auf traditionelle Weise Pizza backt.
Die neapolitanische Pizza ist besonders
Wer bei Pizza gewohnheitsmäßig zu Messer und Gabel greift, sollte wissen, dass die Neapolitanische in ihrer Heimatstadt zunächst als To-Go-Produkt konzipiert war. Damit nichts kleckerte, hat man sie doppelt gefaltet, sodass vier Lagen entstanden. Das funktioniert natürlich nur bei einem weichen, biegsamen Material und nicht bei einem keksigen Teig. Gäste, die sich von innen nach außen vorarbeiten und am Ende den Rand liegenzulassen, begehen in Vincenzo di Mauros Augen eine Todsünde.
Der Belag, etwa die Büffelmozzarella, ist – dem Anspruch von Pure White entsprechend – „noch mal einen Tick besser als anderswo“, verspricht Sabah von Borries. Sie freut sich, dass seit Inbetriebnahme des Ofens sowohl das Außer-Haus-Geschäft floriert, zunehmend aber auch Familien ins Restaurant kämen, die es angenehm fänden, „nicht immer gleich ein teures Steak bestellen zu müssen“. Gleichwohl liegt das Hauptaugenmerk der Küche weiterhin auf Wagyu oder exquisitem Ribeye (vom Lieferanten des englischen Königshauses); denn seine Vision von einem Michelin-Stern hat Cristiano Rienzner den eigenen Worten nach noch nicht aufgegeben.
Eine Art Shop-in-Shop-Prinzip
Man könne das neue Angebot als eine Art Shop-in-Shop-Angebot sehen, sagt von Borries. Unter der Überschrift „Pure Golfo di Napoli Pizze“ sind ein knappes Dutzend Variationen aufgelistet (11 bis 16 Euro), darunter auch eine Pizza Rodenkirch mit Büffelmozzarella und Burrata. Neu auf der Karte sind auch zwei Pasta-Gerichte aus der gusseisernen Pfanne, etwa Linguine mit Vongole oder Tagliatelle mit Steinpilzen (29 Euro oder 49 Euro für zwei Personen) sowie die Focaccia aus dem Pizzaofen. Sonntagsabends gibt es ausschließlich Pizza.
Pure White, Weißer Straße 71, Köln-Rodenkirchen, Telefon: 0221-82821660. Öffnungszeiten: dienstags bis samstags 18-22 Uhr, sonntags 17-21 Uhr.