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Karneval als AusgleichKölner Familienunternehmer überzeugt mit frischem Wild

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Herbert Clasen mit Sohn Simon (r.) und dem Auszubildenden Julian Herdenbicker (l.)

Rodenkirchen – Der Andrang am Verkaufsstand ist groß, doch Herbert Clasen ist da ganz entspannt. Seit 37 Jahren bietet er auf dem Samstags-Markt in Rodenkirchen frisches Wild aus eigener Jagd an, Geflügel, Eier sowie einige wenige Spezialitäten von Schwein, Rind und Lamm.

Im Jahr 1982 bauten seine Eltern erstmals einen Stand in Rodenkirchen auf. Zunächst verkauften sie nur Geflügel und Eier aus der eigenen Legehennen-Haltung von ihrem Hof in Porz-Libur. Drei Jahre später stieg Sohn Herbert ins Geschäft ein. Wildfleisch wurde ins Sortiment aufgenommen. Seit geraumer Zeit erhält Herbert Clasen nun Unterstützung von seinen Söhnen Aaron (22) und Simon (21) – die Familientradition wird also weiter geführt. „Darüber bin ich sehr froh“, sagt der 57-jährige Herbert Clasen.

Investition in neuen Verkaufswagen

Erst vor kurzem hat er einen neuen Verkaufswagen mit hochmoderner Kontakt- und Thekenkühlung angeschafft. Die Kosten für den rollenden Verkaufsstand lagen im sechsstelligen Bereich. „Unsere Waren können wir jetzt auch bei großer Hitze spielend bei zwei bis vier Grad kühl halten“. Zur Eröffnung des neuen Standes hat er eine kleine Grillstation aufgebaut, an der die Marktbesucherinnen und -besucher eine Neukreation probieren konnten – Wildschweinbratwurst mit Chili und Mango. Den meisten Probanden schmeckt sie.

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Clasen erzählt, dass er mit seiner Freundin Sabrina, die Metzgermeisterin ist, und seinen Söhnen immer wieder neue Ideen entwickelt. Wildbratwurst mit Fenchel sei zurzeit in der Diskussion. Zu 90 Prozent sind es Stammkundinnen und -kunden, die am Clasen-Stand die eher hochpreisigen Waren einkaufen – ein Kilo Bratwurst kostet 22,90 Euro.

Umsatzsteigerung während Corona

Der Umsatz sei all die Jahre durch die Erweiterung der Produktpalette einigermaßen stabil geblieben, zuletzt sogar gestiegen. „Während der Pandemie haben die Leute mehr selbst gekocht und festgestellt, wie einfach das geht und wie schön das ist“, resümiert der selbstständige Unternehmer. Auch die zunehmende Zahl von Vegetariern und Veganern mache sich bei seinem Umsatz nicht bemerkbar. „Mit unseren Produkten befinden wir uns in einer Nische“, meint Clasen, „wer zu uns kommt, liebt Wild und Geflügel und schätzt die hochwertige Qualität“.

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Der Verkaufsstand von Herbert Clasen.

Hirsche, Rehe, Wildschweine, Kaninchen und Fasane erlegt er größtenteils selbst in eigenen Pachtgebieten in der Eifel und bei Porz. Herbert Clasen verteidigt die Jagd. Die Vermehrung der Wildtiere müsse in Grenzen gehalten werden, denn eine zu große Anzahl würde erheblichen Schaden in der Landwirtschaft und an Bäumen anrichten. „Wenn wir 90 Prozent des Wildschweinnachwuchses schießen, explodieren die Bestände immer noch.“

300 Rodenkirchener Kundinnen und Kunden pro Woche

Herbert Clasens Söhne helfen mit im Geschäft und wie der Vater gehen auch sie auf die Jagd – immer von Sonntag bis Dienstag. Am Mittwoch werden die Tiere dann auf dem Familienhof in Libur mit Unterstützung des angestellten Metzgers verarbeitet. Am Donnerstag fahren die Verkauf-Teams auf den Markt nach Dellbrück und Gremberg, am Freitag nach Brück und Poll, am Samstag nach Rodenkirchen und Ensen. Rodenkirchen sei mit seinem „top“ Umfeld der wichtigste Standort; rund 300 Kundinnen und Kunden würden im Schnitt an jedem Samstag bei ihm einkaufen.

Wenn der Verkauf um sieben Uhr beginnt, haben die Marktbeschicker schon einiges geleistet. Um vier Uhr morgens stehen sie auf, um 4.30 Uhr wird der Wagen beladen, um fünf Uhr fahren sie los. Von halb sechs bis sieben Uhr wird die Theke vorbereitet. Gegen 14 Uhr sind die Clasen-Teams wieder zuhause. „Ich habe mich in all den Jahren an den Rhythmus gewöhnt und habe wegen eines Urlaubs noch nie einen Markttermin ausfallen lassen“, betont der Unternehmer, der sich zudem im Vorstand der Roten Funken engagiert.

Karneval als Ausgleich

Als Feldzeugmeister ist er bei der Karnevalsgesellschaft zuständig für die Organisation des Rosenmontagszuges, des Funkenbiwaks, des Fuhrparks, der Reiterstaffel, er kümmert sich auch um die Tribünen beim Gürzenich. Langweilig würde es ihm wahrscheinlich nicht, auch wenn er sich ganz vom Verkaufswagen verabschieden würde.