Schauplatz Römer- und Friedenspark: Die Gruppe von Hundehaltern aus der Südstadt gibt sich gegenseitig Halt. Martin Schorn verewigte sie in einem Buch.
In einem Buch festgehaltenWie eine Gruppe von Kölnern über ihre Gassi-Runde ein „Rudel“ wurde
Jeden Morgen um neun verlässt Martin Schorn mit Hündin Lieschen seine Wohnung in der Südstadt. Am Römerpark treffen die beiden Graziella Fiore mit ihrem kleinen Pinscher-Chihuahua-Mix Leo und eine weitere Hundehalterin mit ihrer Hündin Mali. Ganz langsam marschieren die sechs Richtung Friedenspark. „Das dauert eine halbe Stunde, bis wir da ankommen. Auf dem Weg kommen uns Patrick mit Hündin Oki entgegen und oft noch einige andere“, sagt Schorn.
Schon seit gut sieben Jahren treffen sich die Hundehalter für die morgendliche Gassi-Runde. Die meisten sind täglich dabei, einige von ihnen bereits mit den Nachfolgern ihrer verstorbenen Hunde. „Die Hunde lieben das Rudel. Sie kennen sich gut, und wenn wir uns wieder trennen, schaut der eine oder andere ganz traurig“, berichtet Schorn.
Im Friedenspark stoßen weitere Hundeliebhaber dazu, wie die 77-jährige Journalistin und Autorin Sabine Bode mit ihrem Terrier Buddy und der 66-jährige Rudolf Buder mit seiner Australian-Shepherd-Hündin Luna. Gemeinsam gehen sie gemächlich um die Hundefreilaufwiese und wieder zurück zum Römerpark. Die Hundehalter reden und lachen, die Hunde schnuppern und spielen – und betteln um Leckerchen.
„Rudel“ unterstützt Hund und Mensch
Nicht nur den Hunden bedeuten die gemeinsamen Vormittagsrunden viel, auch die Menschen schätzen ihre Gruppe. „Es ist einfach schön, so regelmäßig gemeinsam unterwegs zu sein. Man hat Gesellschaft, wir reden, haben immer was zu lachen. Wir sind alle aus der Südstadt und gehören irgendwie zusammen“, sagt Rudolf Buder. „Ich freue mich immer auf unsere Gänge. Alle sind gut gelaunt, auch wenn es durchaus Anlass gibt, das nicht zu sein“, sagt Sabine Bode.
„Alle haben viel Humor, und wir nehmen uns gegenseitig gerne auf den Arm. Wir reden nicht über Krankheiten und nicht über Politik. Das ist nicht verabredet, das hat sich so ergeben“, sagt Bode. Alle in der Gruppe hätten unterschiedliche Lebenserfahrungen und anderes Wissen. „Das ist sehr bereichernd, und wir erfahren immer mehr voneinander“, sagt die Autorin, die vor allem mit ihren Büchern über Kriegskinder und Kriegsenkel bekannt wurde.
„Wir sind alle schon älter und haben unsere Wehwehchen, aber darüber wird nicht viel geredet“, sagt auch Schorn. Trotzdem gibt die Gruppe Halt, wenn sich jemand weniger um den Hund kümmern kann. Eine Hundehalterin sei vor kurzem drei Monate krank gewesen. „Wir anderen haben ihren Hund immer abgeholt und ausgeführt“, erzählt Schorn.
Durch die Gruppe ist der 78-Jährige auch zu seiner Hündin Lieschen gekommen. Lieschens ehemalige Halterin, sie war ebenfalls Gruppenmitglied, sei im Frühjahr des vergangenen Jahres gestorben. „Die anderen meinten, ich solle Lieschen nehmen, dann bleibt sie in der Familie“, sagt Schorn. Er habe zwar gewollt, sich aber Sorgen wegen der Tierarztkosten gemacht. Kurzentschlossen sammelten die anderen Geld und legten sozusagen einen Tierarztkosten-Fonds für Lieschen an. „Das war toll und tatsächlich reicht das Geld bis jetzt“, freut sich Schorn. Und auch das 14-jährige Lieschen wird sich freuen, dass sie, nachdem ihr Frauchen gestorben war, in ihrer Südstadt-Familie bleiben konnte.
Südstädter teilen ihre Liebe zu den Hunden
Den Haltern bedeuten ihre Hunde viel. „Buddy ist wie ein Familienmitglied. Als mein Mann, der vor sechs Jahren gestorben ist, schon sehr krank war, hat Buddy mit seiner Lebensfreude und Zuneigung immer wieder die Laune gehoben“, erzählt Sabine Bode. „Leo ist ein kleiner Angeber, aber er ist fröhlich und gibt mir Sicherheit“, sagt Graziella Fiore. „Luna bringt mir Ruhe und Entspannung, wir sind ein bisschen wie Seelenverwandte“, sagt Rudolf Buder.
Die Südstädter der Hunderunde sind sich einig, dass die Hunde ihrer Gesundheit zugutekommen, da sie durch die Vierbeiner bei Wind und Wetter vor die Tür kommen und sich bewegen. Dass sie das in einer Gruppe tun, die sich im Laufe der Jahre zu einem verlässlichen Netz entwickelt hat, sei umso schöner. „Hätten wir unsere Gruppe nicht, wir würden sie sehr vermissen“, sagen Schorn und seine Freunde – Hunde und Menschen.
Die bewegenden Geschichten über die Hunde und ihre Menschen und die enge Verbindung zwischen ihnen hat Schorn in einem Buch, das Ende Juni herausgekommen ist, zusammengefasst. Die Geschichten in „Von Hunden und Menschen – Erzählungen aus der Südstadt“ handeln von Überlebens- und Existenzkämpfen, von Hoffnung und Verlust, von Zweifeln des Menschen an sich selbst und vor allem von großer Lebensfreude, dank der großen Liebe, die Hunde und Menschen verbindet.
Von Hunden und Menschen – Erzählungen aus der Südstadt“, 16 Euro, ISBN 978-94-037-4988-4