So geht es zu in einer Huta„Hunde purzeln übereinander, flirten, spielen“
Köln-Zollstock – Kaum spritzt Wasser aus dem Schlauch, dreht Coco voll auf. Die einjährige Mischlingshündin jagt dem Strahl hinterher und beißt mit Wonne hinein. „Coco ist total verrückt nach Wasser“, lacht Lukas Finkel. Auch Fritzi liebt das kühle Nass und klettert entzückt in die Plastikmuschel, die der junge Mann mit Wasser füllt. Aber mehr noch liebt die elf Monate alte Golden Retriever-Hündin Streicheleinheiten. „Sie stößt einen an, drängelt, wirft sich auf den Rücken und nervt, bis man sie streichelt. Und das macht man, denn Fritzi ist unwiderstehlich“, schmunzelt Finkel.
Wooftown in Köln-Zollstock
Elo-Rüde Litti und Labradorhündin Maya liegen derweil nebeneinander im Schatten und kuscheln. „Die beiden kennen sich von klein auf und sind beste Freunde“, weiß Finkel. Seit einem Jahr betreibt der 32-Jährige die Hundetagesstätte Wooftown in Zollstock und kennt seine Schützlinge genau. Rund 20 bis 30 Hunde halten sich auf seinem rund 900 Quadratmeter großen Gelände täglich auf. „Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter und seine Vorlieben“, so Finkel. Der etwas abgeschirmte Ruhebereich mit Podesten, Kissen, Liegen, Sonnensegel und Pflanzkübeln wirkt wie ein Beach-Club für Hunde.
Hundetagesstätten in Köln
Die Hutas Wooftown, Unitas und Fietenhausen liegen am Neuer Weyerstraßerweg 143, Geöffnet: Montags bis freitags 7 bis 18.30 Uhr.www.wooftown.dewww.hundebetreuung-in-koeln.dewww.fietenhausen.de
Weitere Hutas in Köln: Dogs Place, Braunsfeld; MCdog, Niehl, Junkersdorf;Friedas Hundebetreuung, Longerich; Hundeparadies Rodenkirchen, (derzeit Aufnahmestopp); Rheingassi, Poll; Doggy’s Playground, Merheim; Klaudias Tiersitting, Ehrenfeld. www.dogs-place.de,www.mc-dog.de,www.friedas-hundebetreuung.de,www.hundeparadies-rodenkirchen.de,www.rheingassi.com,www.doggysplayground.de,
„Wenn es richtig heißt ist, öffnet Finkel einen runden Pool in einem abgetrennten Bereich für die Vierbeiner und die Schlauchspiele gibt’s ohnehin zwischendurch. Wir haben kein Programm. Die Hunde sind hier in einem Rudel und beschäftigen sich vor allem mit sich selbst. Außerdem schlafen sie viel. Aber wir knuddeln immer zwischendurch mit ihnen, laufen, spielen und vor allem beobachten wir die Tiere ständig“, erklärt Finkel. Falls nötig, wenn zum Beispiel ein Hund gemobbt wird, greift er ein. „Oder wenn ein junger Wilder zu sehr nervt, bekommt er schon mal eine Auszeit und muss neben mir bleiben“, erläutert er. Seine Philosophie im Umgang mit den Vierbeinern: Artgerecht, freundlich und liebevoll konsequent. „Wir legen Wert auf ein harmonisches Rudel“, sagt er. Wenn es regnet oder richtig kalt ist, gehen Hunde und Menschen in beheizbare Container.
Gestartet mit Gassi-Service in Köln-Sülz
Gefüttert werden die Tiere nur, wenn die Besitzer das wünschen und ihrem Liebling Futter mitgeben. „Zum Fressen separieren wir die Hunde, das geht gut“, erläutert der ausgebildete Hotelfachmann. Hunde sind seine Leidenschaft und das merkt man ihm an. „Seit ich denken kann, wollte ich etwas mit Hunden machen“, erzählt er. Einen eigenen hatte er als Kind nicht, aber engen Kontakt zu den Nachbarshunden.
Als er mit 19 auszog, war seine erste Amtshandlung, sich einen Hund anzuschaffen. Nach seiner Ausbildung studierte Finkel auf Lehramt. Um Geld zu verdienen, startete er einen „Gassi-Service“ in Sülz. Den dafür notwendigen Sachkundenachweis nach §11 des Tierschutzgesetzes hatte er bereits erworben. Schnell reifte in ihm die Idee, eine Huta aufzumachen, aber dafür musste er erst ein geeignetes Grundstück finden – nicht leicht in Köln. So betrieb er vier Jahre seinen Gassi-Service und absolvierte Seminare zu Rudeldynamik, Körpersprache der Hunde, Erste Hilfe beim Hund und machte ein Praktikum in einer Huta.
Als sich das Gelände in Zollstock schließlich anbot, griff er sofort zu. Dann galt es, die Auflagen des Veterinäramtes und des Bauamtes der Stadt zu erfüllen. So muss der potenzielle Betreiber Fachwissen und Fähigkeiten nachweisen, das Gelände muss ausreichend groß und sicher eingezäunt, Liegeflächen und Witterungsschutz müssen vorhanden sein. All dies konnte Finkel erfüllen und jetzt, nach erst einem Jahr Betrieb, hat er 150 Kunden. Mit Neukunden vereinbart er einen Probetag. Dass er Tiere zurückweisen muss, kommt vor, ist aber selten. „Wenn ein Hund zu aggressiv ist, geht es nicht. Oder auch, wenn ein Hund sich gar nicht wohlfühlt“, sagt Finkel.
Unmittelbar neben Wooftown liegen die Hutas Unitas von Agate Stefansky und Fietenhausen von Brigitte Erwardt. Während Finkel vorwiegend größere Hunde betreut, finden bei Stefansky die kleineren Vierbeiner Platz. Bei Erwardt tollen große und kleine Hunde, aber in einer kleinen Gruppe. Alle drei Hutas sind gleich groß und ähnlich ausgestattet. „Das Tolle ist, dass wir uns austauschen und unterstützen“, sagt Finkel. So kann es vorkommen, dass ein größerer, aber unsicherer Hund sich in einer der beiden anderen Gruppen wohler fühlt und dann wechselt.
Viele Kunden brauchen die Huta wegen der Arbeit
Wie Finkel sind auch seine Kolleginnen Quereinsteiger, die sich über Jahre in vielen Seminaren und durch Praxis Wissen und Erfahrung angeeignet haben.Anders als im Tierheim, wo viele Tiere gelandet sind, weil sie in der Corona-Zeit unüberlegt angeschafft wurden, sei dies bei ihnen nicht der Fall, sagen Finkel und seine Kolleginnen. „Bei unseren Kunden ist es eher so, dass sie schon lange einen Hund haben wollten und das Homeoffice als gute Gelegenheit dafür sahen. Aber sie haben die Betreuung im normalen Arbeitsalltag schon geplant“, beschreibt Finkel.
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Corona macht allen dreien Hundesittern Sorge. „Wir hoffen, dass es im Herbst nicht wieder einen Lockdown gibt. Das wäre schlimm, denn wir haben hohe Fixkosten“, erklärt Stefansky. Für Miete, Versicherungen, Wasser, Strom und vor allem für Personal käme jeder von ihnen auf bis zu 7000 Euro im Monat. Aber alle Drei sagen: Mit Hunden zu arbeiten ist ein Traumjob. „Es passiert jeden Tag etwas Lustiges, etwas machen die Hunde immer, purzeln übereinander, flirten, spielen. Jeder Tag in der Huta ist anders und es ist toll, die Hunde bei ihrer Entwicklung zu begleiten und ihnen ein zweites Zuhause bieten zu können“, meinen Finkel, Stefansky und Erwardt.