So wohnt KölnSürther lebt zwischen „Zugabteil“ und „russischem Zimmer“
Eher unscheinbar wirkt das alte Haus von 1906 an der Falderstraße in Sürth. Für seinen Eigentümer Kurt Schreiner ist es so interessant, dass er mit „Altbau-Leben: verrückte Hausgeschichten“ dem Haus, und damit auch seinem Ort, sogar ein Buch gewidmet hat. Es ist ein Buch mit dutzenden Anekdoten rund um sein Leben. „Man hat ja nur dann gelebt, wenn man etwas zu erzählen hat. Das hat zwar Gabriel García Márquez gesagt, aber ich sage das auch“, sagt der ehemalige Lehrer, Künstler und Autor zahlreicher Bücher, hauptsächlich Reiseführer.
Späterer OB Blum vermittelte das Haus
Und dann erzählt er von seinem Haus, einem Altbau, dem er eine Chance geben wollte und der sich im Laufe der Jahre seinen sich immer wieder wandelnden Lebensumständen anpassen musste. Gefunden hat Schreiner das Haus über eine Anzeige des Sürther Immobilienbüros, das „Harry“ Johannes Jacob Blum gehörte, dem späteren Oberbürgermeister. Gekauft hat Schreiner das Haus nicht direkt, 1982 unterschrieb der heute 86-Jährige mit dem Eigentümer, Josef Kopp, einen Kaufvertrag auf Rentenbasis.
Zum gesamten Anwesen gehörte noch ein Anbau, ein Laden und ein Garten, die für einen späteren Eigentumswechsel vertraglich vorgemerkt wurden. 18 Jahre lebte der Eigentümer noch. „Das war nicht immer eine angenehme Zeit“, sagt Schreiner, der damals 600 Mark monatlich an Kopp zahlte, der gleich neben ihm auf dem Grundstück wohnte. Ein Grund, warum er das Haus zunächst auch nicht wollte. Zudem hatte das Haus sieben Jahre aufgrund von Erbstreitereien leer gestanden und dementsprechend war es heruntergekommen. Davon ist heute nichts mehr zu erkennen.
Durch das Holztor gelangt man von der Straße über einen Innenhof auf das Anwesen. Rechts, von der Straße nicht sichtbar, liegt der Pavillon, den Schreiner heute vermietet hat. Links gelangt man über den Hof in das Wohngebäude und steht in einem offenen, länglichen Raum, der von einer Küche ins Wohnzimmer übergeht.
Küche war früher Schlafzimmer
Früher waren dies alles einzelne, kleine Zimmer, die in dem schmalen Haus hintereinander lagen. Die heutige Küche war früher das Schlafzimmer. Küche und Klo waren in einem Raum. Bis auf eine Wand hat Schreiner alles heraus gerissen. Zunächst wohnte er nach einer gescheiterten Ehe mit seiner Lebensgefährtin, ihren zwei Kindern und seiner Tochter hier. Mit der Patchworkfamilie fand über sechs Jahre die Grundsanierung statt.
Als die Kinder auszogen, baute Schreiner 1988 das Dach aus. Heute bestimmen Schlafen und Arbeiten das Dachgeschoss. Die drei Kinderzimmer sind verschwunden. Es ist ein offenes Arbeitszimmer, in dem der Eigentümer die Balken freigelegt hat, damit der Raum an Höhe gewinnt. Dutzende rote Stecknadeln auf einer Griechenland-Karte zeugen von seinen Reisen, die Schreiner über 20 Jahre auf griechische Inseln geführt haben.
Hier sitzt er auch gerne und schaut aus dem Fenster. Aus dem Schlafzimmer blickt er in den Innenhof. „Ich habe das Gefühl, in einem Park zu wohnen, auch wenn die Bäume auf dem Nachbargrundstück stehen“, erzählt er. Heute hat das Haus ungefähr zehn Räume.
Er weiß es nicht so genau. „Was nennt man einen Raum?“, fragt Schreiner. Im Untergeschoss gehen die Küche, ein Platz zum Schreiben und ein Wohnbereich ineinander über. Im „Wohnzimmer“ stehen sich zwei Sofas gegenüber. Mit dem Spiegel im Hintergrund wirkt dieser Teil wie ein Zug-Abteil. Schreiner hat ein Faible für Spiegel. Überall sieht man sich selber.
Das letzte Zimmer zum Garten hin gelegen gehört seiner russischen Ehefrau Galina. Galina stammt aus Rostov am Don. Schreiner nennt es das „russische Zimmer“. Dort hat seine Frau Platz für Matroschkas, russische Bücher, einen Kronleuchter, Chippendale-Möbel und eine russisch-orthodoxe Ikone aus einem Wandkalender. „Die russische Seele hat offensichtlich ein Immigrationsproblem“, schreibt Schreiner dazu in seinem Buch, in dem er dem russischen Zimmer ein eigenes Kapitel gewidmet hat.