Tristesse mit Ratte, Spritze und rostigem Nagel
Meschenich – „Wir brauchen Ihre Hilfe“, schreiben die Kinder der Klasse 4d der Meschenicher Grundschule „IM Süden“ in einem eindringlichen Brief, den sie zusammen mit einer Unterlagenmappe den Rodenkirchener Bezirkspolitikern überreicht haben. Es geht um den Spielplatz an der Wohnanlage „Am Kölnberg“ und um die schlimmen Zustände dort.
Die Schulkinder, von denen viele in den Hochhäusern ringsum wohnen, hatten sich genau umgeschaut und ihre Eindrücke festgehalten in Form von Notizen und zahlreichen Fotos von dem tristen Platz, der den Namen Spielplatz nicht verdient. Gefährliche Metallstreben ragen aus dem Schotterboden, auf denen früher Spielgeräte befestigt waren. Ball spielen ist auf der Wiese verboten. Zwei Schaukeln sind das „Highlight“.
Holzpfosten sind morsch, ein großer Nagel ist zu sehen. Tote Ratten liegen am Wegesrand und verweste Exemplare unter kaputten Tischtennisplatten. Drogenspritzen, Medikamente, Alkoholflaschen, Kondome, Scherben finden die Schüler. „Auf den Grünflächen liegt viel Tierkacke“, schreibt ein Viertklässler. „Wir können Prostituierte bei ihrer Arbeit an der Straße oder an den Treppen zur Tiefgarage sehen“, notiert ein anderes Kind.
Die Zehnjährigen kritisieren nicht nur den Ist-Zustand, sondern sie haben auch ein Bild gemalt, wie sie sich das Gelände in Zukunft vorstellen. Diese Zeichnung ist bunt und wirkt fröhlich, und der größte Wunsch ist demnach eine Skateranlage mit Rampen und Pipes zum Inliner- und BMX-Fahren. „Die Anlage könnte auf dem alten Tennisplatz gebaut werden, auf dem sowieso nie Tennis gespielt wird“, schlagen die Kinder vor. Auf der Wunschliste stehen außerdem sechs Reifenschaukeln, eine Rutsche, ein Eiswagen. Letzterer soll wohl nur im Sommer dort vorbei kommen.
Und es wirkt mehr als bescheiden, wenn sie außerdem fordern: „Keine Ratten mehr, keinen Müll mehr, keine Hundehaufen mehr, keine Drogen mehr“. Die Mappe ist eine Projektarbeit, die mit der Lehrerin Martina Plum entstanden ist. Der Leiter der Schule „IM Süden“, Ulrich Becker, begrüßt das Projekt, bei dem die Kinder intensiv zusammen gearbeitet und sich abgestimmt hätten.
Alexander Stefanac von der zuständigen SHV-Hausverwaltung betont, dass eine Sanierung des Platzes erstrebenswert sei, aber allein die Erneuerung der Spielgeräte würde rund 100 000 Euro kosten, so Alexander Stefanac. Die Hausverwaltung habe bereits Kontakt mit der Stadt aufgenommen wegen einer möglichen Förderung. Ergebnisse stünden aber noch aus. Abgesehen davon würden die Spielplätze an sechs Tagen in der Woche gereinigt. Auch Verschmutzungen während der Abendstunden würden am darauf folgenden Tag beseitigt.
Die Bezirksvertreter haben auf den Hilferuf der Kinder inzwischen reagiert und einen Termin am Donnerstag, 14. März, vereinbart. Gemeinsam mit Vertretern der Hausverwaltung und der Schule „IM Süden“ wollen sie den Spielplatz begutachten und über eine mögliche Unterstützung sprechen. Die Hausverwaltung zeigt sich optimistisch und geht davon aus, dass sich dadurch die Sanierung beschleunige, eventuell auch mit Einbeziehung der Wünsche der Kinder, wie Alexander Stefanac sagt.
Brief der 4d der Grundschule „IM Süden“ an die Politiker