Anwohner empfinden den neuen Parkscheinautomaten am Südfriedhof als reine Abzocke, zumal Parken in Zollstock sonst gebührenfrei ist.
„Total an den Haaren herbeigezogen“Darum halten Anwohner die Bezahl-Parkplätze am Zollstocker Südfriedhof für sinnlos
Der neue Parkscheinautomat an der Kendenicher Straße nahe des Höninger Platzes scheint auf Autofahrer zu wirken wie eine Vogelscheuche: Seit er dort steht, herrscht auf den Parkplätzen rundherum meist gähnende Leere. „Die Parkuhr dort ist total überflüssig und als Anwohner weiß man nicht mehr, wohin mit seinem Auto“, schimpft Dieter Kimmel, der mit seiner Frau in der benachbarten Burbacherstraße lebt. Er ist bei Weitem nicht der Einzige, der sich über den neuen bewirtschafteten Parkraum am Südfriedhof aufregt.
Anfang Mai stellte die Stadt einen Parkscheinautomaten in Höhe der Hausnummer 2 an der Kendenicher Straße auf. Für 36 Parkplätze zwischen Fischenicher Straße und Höninger Platz kostet das Parken seither werktags zwischen 9 und 18 Uhr 50 Cent pro Viertelstunde. Parkhöchstdauer in dieser Zeit sind vier Stunden. Die neu bewirtschafteten Stellflächen sollen vornehmlich Besuchern des Südfriedhofs zur Verfügung stehen.
Dauerparker nutzen Plätze am Südfriedhof in Zollstock
Das hatte die Bezirksvertretung im November 2021 mehrheitlich mit den Stimmen der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und der SPD auf einen Antrag der Grünen hin beschlossen. Die Parkplätze rund um den Südfriedhof würden zunehmend von Dauerparkern beansprucht oder als Park & Ride-Stellfläche für die Linie 12 genutzt. Insbesondere ältere Friedhofsbesucher fänden daher keinen Parkplatz mehr und müssten weite Fußwege in Kauf nehmen, hieß es im Antrag.
„Das ist total an den Haaren herbeigezogen. Die älteren Besucher dürfen sogar mit dem Auto auf den Friedhof und richtig voll ist es hier nur, wenn es mal eine Promi-Beerdigung stattfindet und an Tagen wie Allerheiligen und Totensonntag. Und das sind Sonntage, da kann man ohne Parkschein parken, dann bringt die Parkuhr gar nichts“, meint Kimmel.
So sieht es auch Wolfgang Kehler, der in der Fischenicher Straße wohnt. „Drei- bis viermal im Jahr wird es hier eng, sonst nicht. Eigentlich reichen die Parkplätze am Höninger Platz. Auf jeden Fall sollte man die bewirtschafte Fläche in der Kendenicher Straße verkleinern, das käme den Anwohnern zumindest entgegen“, sagt er.
Parken am Südfriedhof in Zollstock kostet nun zwei Euro pro Stunde
Um den Höninger Platz herum und auf dem Teil des Höninger Weges, der vom Platz in den Vorgebirgspark führt, befinden sich knapp 60 öffentliche Parkplätze, für die man teils seit 2013, teils seit 2014 bereits einen Parkschein ziehen muss, von Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr und Samstag zwischen 9 und 14 Uhr. „Das ist auch unlogisch. An der Kendenicher Straße ist das Parken auch am Samstag bis 18 Uhr bewirtschaftet“, kritisiert Kehler.
„Zwei Euro sind ganz schön happig. Ab 18 Uhr kann man zwar umsonst parken, aber die Anwohner brauchen die Plätze auch tagsüber. Das geht völlig an der Lebensrealität hier vorbei“, findet eine Anwohnerin aus der Fischenicher Straße. Diese Straßen wie auch die anderen Straßen, die von der Kendenicher Straße nach Norden führen, sind sehr schmal und verfügen über nur wenige öffentliche Parkplätze.
Die Anwohner ärgert es umso mehr, als praktisch zeitgleich mit der neuen Parkuhr die Mitteilung der Stadt kam, dass ein Bewohnerparken in Zollstock nicht eingeführt wird, da die vorhandenen Parkplätze vor allem von Anwohnern und nicht von Pendlern genutzt würden. Aus der Mitteilung geht hervor, dass die Zahl der geparkten Autos im Veedel über der der legalen Stellplätze liegt.
In den Abendstunden stellte die Verwaltung 1000 mehr abgestellte Autos in Zollstock fest als legale öffentliche Parkplätze vorhanden sind. „Jetzt fahren alle rum und suchen noch mehr, das ist doch nicht im Sinne des Erfinders“, findet Kimmel. Die IG Zollstock im Wandel, die Interessenvereinigung der Zollstocker Gewerbetreibenden, kündigte bereits an, eine Bürgerinitiative gegen den Parkschein-Automaten und weitere Maßnahmen der aktuellen Kölner Verkehrspolitik auf die Beine stellen zu wollen.