Eine Zollstocker Ladeninhaberin beklagt Probleme mit dem Lieferverkehr und ein fehlendes Konzept für den Verkehr im Kölner Veedel.
„Es hat keiner mit uns geredet“Ladeninhaberin in Kölner Veedel ärgert sich über neue Radnadeln
Ende März wurde Jana Nehrlich in ihrem Unverpacktladen am Höninger Weg von lautem Lärm aufgeschreckt. Draußen waren Arbeiter mit Presslufthämmern zugange und installierten neue Radnadeln auf dem Parkplatz vor ihrem Laden.
Für Nehrlich ein Problem. „Dadurch, dass der Parkplatz weg ist, haben wir große Schwierigkeiten mit unseren Lieferungen. Mehrmals in der Woche bekommen wir Ware mit großen Lieferwagen. Wenn sie keinen Parkplatz in unmittelbarer Nähe finden, fahren sie weiter und versuchen es zu einem anderen Zeitpunkt nochmal. Diese Zweitanlieferung verursacht weitere Kosten“, erklärt die Geschäftsinhaberin.
Sie betont, dass sie grundsätzlich weitere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gut findet. „Wir fahren selbst Rad und viele unserer Kunden auch. Man muss aber sehen, wo die Radnadeln sinnvoll platziert werden“, sagt sie. Ihr Ärger richtet sich in erster Linie gegen die Bezirksvertretung.
Die hatte die Radnadeln im Juni 2021 auf einen Antrag der SPD hin mehrheitlich mit den Stimmen der SPD, der Grünen und der Linken beschlossen. Den Standort am Höninger Weg 177, vor „Zollstock Unverpackt“, kam von den Grünen.
Köln-Zollstock: Anwohnern fehlt Gesamtkonzept für Verkehr
„Es hat vorher keiner mit uns geredet und geschaut, wo die Radnadeln am sinnvollsten aufgestellt werden könnten“, sagt Nehrlich. Ihrer Meinung nach wären sie beispielsweise auf der gegenüberliegenden Straßenseite besser aufgehoben. „Während auf unserer Seite der Blumenladen und ein großer Lebensmittellieferer Ware mit großen LKW geliefert bekommen, sind gegenüber eine Lottostube, ein Juwelier, ein Optiker, die nicht so oft Lieferungen bekommen“, erklärt sie.
„Das Problem ist nicht der eine umgewandelte Parkplatz für Radnadeln, sondern dass die Autofahrer sich nicht an das Parkverbot während der Lieferzeit von 7 bis 10 Uhr halten und sich auf die Parkplätze stellen“, sagt Bezirksvertreter Bodo Schmitt, Grüne.
Die Parkplätze auf dem Höninger Weg sind zwischen Gottesweg und Theophanostraße in dieser Zeit Ladezone. Das sei zwar richtig, meint Nehrlich, „aber das hilft mir nicht. Ich bekomme die Autofahrer nicht umerzogen. Es bringt auch nichts, wenn der Ordnungsdienst kommt und Knöllchen verteilt. Dann ist der Lieferwagen schon weg und Kunden, die vor den Läden parken, sind verärgert“, sagt sie.
Sie wünscht sich ein Gesamtparkkonzept für den Höninger Weg. Schmitt räumt ein, dass es sinnvoll sei, mit Anwohnern beziehungsweise Geschäftsleuten zu sprechen, bevor man Radnadeln beschließe und so werde man es in Zukunft handhaben.
Köln: CDU kritisiert Wildwuchs der Fahrradnadeln
„Die CDU-Fraktion fordert seit langem, nicht wahllos überall Fahrradnadeln in den Asphalt zu nageln und den Wildwuchs der Fahrräder auf den Bürgersteigen zu ordnen“, erklärt CDU-Bezirksvertreter Christoph Schykowski, ebenfalls aus Zollstock.
„Es empfiehlt sich bei solchen Anträgen immer, eine Abstimmung mit der betroffenen Anwohnerschaft zu suchen. Dies ist Aufgabe der Verwaltung. (…) Gegebenenfalls kann hier nachgebessert werden; dafür ist aber zunächst ein direkter Austausch mit der Verwaltung und wohl auch eine Ortsbesichtigung erforderlich“, meint Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, Grüne.
Er hat bereits Kontakt zu Jana Nehrlich aufgenommen und sich die Situation auf dem Höninger Weg angesehen. Die IG Zollstock im Wandel hält ebenfalls die gegenüberliegende Straßenseite für geeigneter für Radnadeln. Generell wünscht sie sich einen großen überdachten Fahrradabstellplatz im Veedel, zum Beispiel am Theophanoplatz oder auf dem Marktplatz.
Insgesamt wurden im März 18 neue Fahrradabstellanlagen mit Platz für 36 Räder in Zollstock errichtet, unter anderem vor dem Rewe auf dem Höninger Weg und auf der Vorgebirgstraße vor den Zollstock Arkaden. Auch hier wurde dafür jeweils ein Parkplatz genutzt. Die Kosten für die neuen Anlagen liegen bei etwa 4000 Euro.