Iranerinnen und Iraner haben vor dem Unicef-Gebäude am Höninger Weg in Köln-Zollstock demonstriert. Von der Kinderrechtsorganisation heißt es, der Protest sei „falsch adressiert“.
„Zeichen gegen die Untätigkeit“Iraner demonstrieren mit Menschenkette vor Unicef-Zentrale in Köln

Kundgebung vor der Zentrale von Unicef Deutschland, die an das Schicksal von getöteten Kindern im Iran erinnern soll.
Copyright: Michael Bause
Um ein „Zeichen gegen die Untätigkeit“ zu setzen, haben sich mehr als 200 Menschen am Mittwochnachmittag zu einer angemeldeten Kundgebung vor der Zentrale des Kinderhilfswerks „Unicef“ in Zollstock versammelt. Die Gruppe setzte sich zusammen aus Iranerinnen und Iranern im Exil aus ganz Deutschland sowie Unterstützerinnen und Unterstützern aus Köln, die gemeinsam eine Menschenkette vor dem Haupteingang von Unicef am Höninger Weg bildeten und dabei die Bilder von Minderjährigen in die Höhe hielten, die bei den Protesten seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini bei einer Demonstration ebenfalls ihr Leben verloren haben.

Kundgebung vor der Zentrale von Unicef Deutschland, die an das Schicksal von getöteten Kindern im Iran erinnern soll. Foto: Michael Bause
Copyright: Michael Bause
„Unicef ist eine weltweit vernetzte und einflussreiche Organisation, die aber zu wenig tut, um die Kinder im Iran zu schützen“, sagte Christian Birke, der die Aktion mit seiner iranstämmigen Frau Mina Nasiri-Savi organisiert hat. Die Namen Verstorbener sowie Vermisster im Iran wurden verlesen, Kerzen als Mahnmal platziert, gemeinsam Lieder gesungen - und in Redebeiträgen immer wieder Unicef aufgefordert, „deutlichere Zeichen zum Schutz von Minderjährigen zu setzen“, wie es etwa die 24-jährige Anahita Pouralijanki tat. Sie lebt in Köln und ist vor zehn Jahren „aus politischen Gründen vor dem Regime in Teheran geflohen“, wie sie sagt.
Unicef müsse sich mit Stellungnahmen zurückhalten
Ein großes Hilfswerk wie Unicef müsse „stärker auf die internationale Politik einwirken“. „Die schreckliche Situation im Iran berührt uns und viele Menschen in Köln sehr. Wir teilen die Trauer und Empörung über das Leid, das Kinder und Familien dort erfahren“, sagte Rudi Tarneden vom Bereich Kinderrechte des Deutschen Komitee für Unicef auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Seine Organisation habe in den vergangenen Wochen wiederholt und deutlich zum Schutz der Kinder und ihrer Rechte aufgerufen.

Kundgebung vor der Zentrale von Unicef Deutschland, die an das Schicksal von getöteten Kindern im Iran erinnern soll. Im Bild Anahita Pouralijanki
Copyright: Michael Bause
„UN-Organisationen wie Unicef, die im Iran mit Hilfsprogrammen und Personal weiter vor Ort aktiv sind, müssen sich in ihren Stellungnahmen aber zurückhalten, um die Gesprächskorridore und die Möglichkeiten der Bevölkerung zu helfen, auch jetzt und weiterhin offenzuhalten“, erläuterte der Unicef-Mitarbeiter. „Das ist angesichts von bislang mindestens 60 getöteten Kindern natürlich nicht leicht zu vermitteln.“
Den Protest vor dem Büro am Höninger Weg hält Tarneden darum für „falsch adressiert“, er habe aber großes Verständnis für Trauer und Wut. Sein Team und er wollen Kontakt mit den Veranstaltern der Kundgebung aufnehmen und sich um persönlichen Austausch bemühen.