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Underground schließt nach 29 JahrenDiese Kölner Clubs hat es ebenfalls getroffen

Lesezeit 3 Minuten
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Das Underground

Köln-Ehrenfeld – Jetzt steht es endgültig fest. Das legendäre Underground an der Vogelsanger Straße in Ehrenfeld ist bald Geschichte. Am Freitag, 15. September 2017, schließt der Musikclub – für immer. Schon bald danach werden die Abbruchbagger anrücken.

Dort, wo derzeit und seit rund drei Jahrzehnten Menschen in den Nachtstunden tanzen und Konzerte erleben, sollen einmal Kinder und Jugendliche nach einem innovativen pädagogischen Konzept für das Leben lernen.

Eine „Tragödie“ nennt Underground-Betreiber Micki Pick das Aus der Rock’n’Roll-Institution, in der die Punks „Abstürzende Brieftauben“ 1988 als erste Band auftraten, die inzwischen Millionenschwere US-Combo „Green Day“ noch Vorgruppe für andere Musiker sein musste oder der deutsche Hip-Hop-Star „Cro“ seine Karriere begann. „Wir sind alle sehr traurig.“

Konzerte umgebucht

Nun müssen zahlreiche – angesichts der noch nicht genau terminierten Schließung nur unter Vorbehalt geplante – Konzerte umgebucht werden. Die rund 20 Mitarbeiter sollen in anderen Veranstaltungsorten unterkommen. Wenn sie überhaupt wollen, sagt Niklas Hein, zuständig für die Veranstaltungsplanung: „Einigen sagen, dass sie hinter keiner Theke mehr arbeiten wollen, und machen etwas ganz anderes.“

Das Underground verschwindet – die „Heliosschule“, die eine Grund- und eine Gesamtschule vereint, kommt. Betreiber Pick betrachtet die Entwicklung fatalistisch: „Wir wussten ja schon lange, dass das so kommen würde. Jetzt ist es so wie es ist.“ Das Grundstück, auf dem sich das Lokal und die angrenzende, ebenfalls verschwindende Mietwerkstatt befinden, gehört bereits der Stadt.

Heliosfest kann noch stattfinden

Wenn es mit der zum Schuljahr 2022/23 geplanten Eröffnung der Schule klappen soll, muss sich die Stadt beeilen. Anfang 2018 soll Baubeginn sein. Weil die Zeit drängt, kann das Underground nicht – wie von den Betreibern erhofft – bis zum Jahresende weiter betrieben werden.

„Wir haben uns auf den 15. September geeinigt, damit das Heliosfest am 9. und 10. September noch stattfinden kann“, sagt Alexander Jacobi, Projektleiter bei der Bauwens-Gruppe, der große Teile des Helios-Areals gehören. Das künftige Schulgrundstück hat Bauwens von der Stadt gemietet, um es an die Betreiber des Undergrounds weiterzuverpachten. Eigentlich endete der zuletzt gültige Vertrag schon am 30. Juni.

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Das Underground (Archivfoto)

Wohnbebauung und Bürokomplexe verdrängen Kölner Clubs

Viele Veranstaltungsorte Kölns mussten in den vergangenen Jahren schließen – oft, weil sie einer anderen Bebauung weichen mussten. Eine kleine Auswahl:

Das Triple A am Rudolfplatz war seit den 60ern unter verschiedenen Namen eine Disco. Das Gebäude wurde abgerissen, da dort ein Bürokomplex entsteht.

Die Papierfabrik in Ehrenfeld mit dem Sensorclub bestand über 15 intensiv genutzte Monate zwischen 2010 und 2011.

Jack in the Box am ehemaligen Güterbahnhof Ehrenfeld schloss 2016. Hier fanden zehn Jahre lang Veranstaltungen in einer ehemaligen Kartoffelhandlung statt. Heute stehen hier Wohnungen.

Die Kantine im Bahnausbesserungswerk in Nippes zog nach rund 20 Jahren mit Konzerten und Partys Anfang der 2000er Jahre stadtauswärts an die Neusser Landstraße. Am alten Platz ist heute eine Wohnsiedlung.

Das Stecken, legendärer Kellerclub an der Maastrichter Straße, bot 20 Jahre lang international renommierten DJs und Jazzern eine Bühne. Seit 2014 befindet sich in den vergleichsweise kleinen Räumen ein Heizungskeller.

Im Bogen 2 in der Hohenzollernbrücke finden seit 2014 keine regelmäßigen Veranstaltungen mehr statt. Zehn Jahre lang zogen hier Elektro-Partys Besucher aus der gesamten Region an.