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Schlupfloch MietpreisbremsenMöblierte Wohnungen in Köln gibt es nur zu Mondpreisen

Lesezeit 4 Minuten

Köln – 1450 Euro Miete pro Monat für 50 Quadratmeter, möbliert, in der Altstadt.

1100 Euro für ein nur wenig größeres Apartment am Rand der Stadt; 3700 Euro für die voll ausgestattete Villa mit Dachgarten in Rodenkirchen: Wer in Köln eine möblierte Wohnung sucht, muss sich auf Mondpreise einstellen.

Rund 400 Wohnungen auf Zeit listet das Webportal Immobilienscout24 aktuell für Köln auf. Die Angebote richten sich in erster Linie an Studierende und Geschäftsleute, die nur vorübergehend eine Bleibe in der Stadt suchen.

Glaubt man dem Marktforschungsunternehmen Empirica, liegt möbliertes Wohnen voll im Trend.

Empirica hat Daten gesammelt und kommt zu eindeutigen Ergebnissen: In den sieben größten Städten Deutschlands werden immer mehr Wohnungen möbliert angeboten. Das Institut verglich die Inserate aus 2012 mit denen von Juli 2016. Fazit: In Köln werden inzwischen 45 Prozent aller Wohnungen möbliert angeboten. Vor vier Jahren waren es lediglich 38 Prozent. In Stuttgart, München und Berlin stieg ihr Anteil an allen Inseraten im selben Zeitraum sogar zwischen 18 und 30 Prozent.

Mietpreise steigen

Die Zahlen sind allerdings mit einer Einschränkung zu sehen. Denn die Studie berücksichtigt nicht alle Wohnungen auf dem Markt, sondern nur die, die auch inseriert werden.

„Wohnungen für die langfristige Vermietung gehen aber immer häufiger unter der Hand weg, ohne dass sie überhaupt in den Annoncen auftauchen“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte des Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Die Mieten stiegen laut Studie in dem Zeitraum in Köln um 2,43 Euro pro Quadratmeter, das sind 14 Prozent mehr. Das ist jedoch noch wenig im Verhältnis zu den anderen Metropolen.

In Stuttgart legten sie um 34 Prozent zu, in München um 26 Prozent. Auch die 2015 eingeführte Mietpreisbremse konnte dies nicht verhindern. Danach dürfen in teuren Wohnstädten wie Köln die Mieten in einem neu abgeschlossenen Vertrag eigentlich nur zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.

Schlupfloch für Vermieter

Doch es gibt ein Schlupfloch – und das wird auch in Köln zunehmend genutzt: Wer seine Wohnung möbliert vermietet, darf für die Ausstattung einen Aufschlag verlangen. Und der ist in keiner Weise gesetzlich geregelt. Für Vermieter bietet sich so ein eleganter Weg, die Mietpreisbremse zu umgehen.

Laut Empirica-Studie gibt es allerdings noch weitere Gründe für den drastischen Preisanstieg. Die Forscher verweisen auf das sogenannte Bestellerprinzip bei Neuvermietungen: Seit Juni 2015 müssen ausschließlich die Vermieter für die Maklerkosten aufkommen.

Diese können sie bei möblierten Objekten dann auf die Mieter abwälzen – bei leeren Wohnungen nicht. Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbundes, fordert denn auch eine gesetzliche Neuregelung.

Möblierungszuschläge sollten künftig in der exakten Höhe ausgewiesen werden müssen, appelliert er in Richtung Bundesregierung.

Dass der Trend zum möbliert Vermieten in Köln im Vergleich zu anderen Städten noch nicht voll durchschlägt, erklärt Jürgen Becher vom Mieterverein mit den hiesigen Strukturen. „Wir haben in Köln fast 170 000 Wohnungen, die von Genossenschaften und der GAG vermietet werden“, sagte er.

„Von denen wird keine möbliert vermietet, die der Wohnungsbauunternehmen wie Vonovia auch nicht.“ Der Mieterverein hat am Montag intern abgefragt, ob es schon akute Probleme mit Möblierungs-Zuschlägen gibt. Das ist bisher nicht der Fall.

Nach Einschätzung von Michael Voigtländer vom IW wird sich langfristig der Mietwohnungsmarkt aber eher verkleinern. „Wir beobachten verstärkt, dass Kleinvermieter entweder ihr Eigentum verkaufen oder aber in möblierte Wohnungen umwandeln.“ Der Anteil möblierter Wohnungen an allen Mietannoncen werde deshalb künftig noch steigen.

Daten für den neuen Mitspiegel gesucht

Im kommenden Januar wird der neue Mietspiegel 2017 für Köln veröffentlicht. Er wird alle zwei Jahren fortgeschrieben und den veränderten Mietdaten angepasst.

Mieterverein und Rheinische Immobilienbörse sammeln dazu gerade Daten von möglichst vielen Haushalten und bitten um Mithilfe der Kölner. Auf ihren Internetseiten haben sie einen Fragebogen eingestellt, der am Bildschirm ausgefüllt und per Mail oder per Fax zurückgesendet werden.

mieterverein-koeln.de

rheinische-immobilienboerse.de