Schwere Vorwürfe gegen KlinikenChirurg während laufender Hirn-OP entlassen
Köln – Ein Neurochirurg des Klinikums Merheim soll während einer laufenden Hirn-Operation entlassen worden und von Juristen der Klinik aus dem Krankenhaus geführt worden sein. Wie der „Express“ berichtet, soll sich das Geschehen bereits am 8. Juli abgespielt haben. Prof. Horst Kierdorf, der Klinische Direktor der Kliniken der Stadt Köln, habe dem Mediziner Mohammad Maarouf die Nachricht der fristlosen Kündigung überbracht, während er einen Patienten aus Katar operierte. Maarouf habe daraufhin umgehend sein Dienst-Handy und seine Schlüssel abgeben müssen.
Rolf Bietmann, der Anwalt des Arztes, bestätigte den Vorgang: „Es ist ungeheuerlich, dass Professor Kierdorf meinen Mandanten die Operation nicht hat fortsetzen lassen“, sagte Bietmann dem „Express“. Sein Mandant soll in dem Gespräch mit dem Klinischen Direktor mehrfach darauf hingewiesen haben, dass er sich mitten in einer Operation befinde und zurück in den OP-Saal müsse. Kierdorf soll geantwortet haben, dass die OP abgebrochen werden müsse. Das habe der assistierende Oberarzt dann tatsächlich getan. Der Patient wurde einige Zeit später an der Uniklinik operiert, was deren Sprecher auch bestätigte.
Kopf im Schädelgestell eingespannt
Dem Patienten aus Katar, der an Parkinson erkrankt ist, sollte Bietmann zufolge ein Hirnschrittmacher eingesetzt werden . Die „eigentliche“ Operation – also das Aufbohren der Schädeldecke und das Einführen und Taxieren der Elektroden – hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen. „Allerdings war der Kopf des Patienten bereits in das Schädelgestell eingespannt und dieses im Kopf verschraubt“, so Bietmann. Auch alle anderen vorbereitenden Maßnahmen seien abgeschlossen gewesen.
Krankenhaus wehrt sich
Holger Baumann, Geschäftsführer der Städtischen Kliniken, weist die Vorwürfe zurück: „Am 5. Juli wurde Dr. Maarouf für den 8. Juli zum Gespräch geladen. Dieses Gespräch hat in der Klinikverwaltung in Holweide stattgefunden. Leitet ein Arzt in Merheim eine OP ein und fährt dann nach Holweide zu einem Gespräch mit der Klinikleitung?“ Davon habe niemand ausgehen können, zumal Maarouf am 5. Juli darauf hingewiesen worden sei, für den 8. Juli geplante OP-Termine abzusagen. „Und er hat nicht auf eine laufende OP hingewiesen“, so Baumann.
Grund für die Kündigung sei gewesen, dass Maarouf – was Bietmann bestreitet – einen früheren Famulanten (Medizinstudent im Praktikum) „eigenständig“ habe operieren lassen. „Wir können es nicht zulassen, dass Dritte ohne jeden Vertrag in unseren Kliniken an Patienten Behandlungen vornehmen“, so Baumann. Klinikdirektor Kierdorf habe erklärt, so Bietmann, erst durch das Schreiben des Anwalts erfahren zu haben, dass die Kündigung während einer laufenden OP erfolgt sein soll. „Selbstverständlich hat mein Mandant auf die laufende Operation hingewiesen“, so Bietmann. (red)