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Sepultura in KölnVielleicht ist der Zeitpunkt für den Abschied gut gewählt

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Gitarristen umrahmen den Sänger der Band. Im Hintergrund thront das Schlagzeug auf einem Podest.

Die brasilianischen Metal-Legenden von Sepultura im Kölner Palladium.

Vor gut einem Jahr kündigte die brasilianische Metal-Band Sepultura eine Tour an. Gefeiert wird das 40-jährige Bestehen und zugleich der Abschied von der Bühne. Eine Station war das Kölner Palladium.

Weiterentwicklung ist ein essenzieller Prozess. Gezwungenermaßen. Die Natur gebietet es. Wer nicht mitzieht, stirbt aus. So gesehen ist die Geschichte der brasilianischen Band simple Evolution.

Von den Brüdern Max und Igor Cavalera im brasilianischen Belo Horizonte gegründet, lief die Band vorerst unter dem Radar der internationalen Metal-Community. Das änderte sich 1987 schlagartig. Mit dem neuen Gitarristen Andreas Kisser wurde das Album „Schizophrenia“ eingespielt. Es öffnete den Südamerikanern das Tor unter anderem zum wichtigen europäischen Markt.

40 Songs aus 40 Städten

In diesen Tagen feiert die Gruppe ihr 40-jähriges Bestehen mit einer letzten großen Tour. Anderthalb Jahre lang soll sie dauern. In 40 Städten sollen 40 Songs aufgenommen und zu einem letzten Live-Album zusammengefügt werden.

Im Palladium an der Schanzenstraße hatten Sepultura am Samstagabend für ihre Partygäste ordentlich aufgefahren. Neben der US-Metalcore-Band Jesus Piece und der ukrainischen Band Jinjer waren die Death-Metal-Veteranen von Obituary dabei, die wie Sepultura 1984 ihre Karriere begonnen hatten.

Euphorischer Beginn

Ein Sänger hat seine Hand auf die Schulter seines Gitarristen gelegt.

Sänger John Tardy und Gitarrist Kenny Andrews von der US-Death-Metal-Band Obituary.

Als die Gastgeber schließlich die Bühne betraten, versprach ein äußerst euphorischer Beginn eine rasante Show. Mit „Refuse/Resist“ und „Territory“ vom 1993er-Album „Chaos A.D.“ legten Sepultura die Messlatte hoch an. Jenem Album, auf dem die Brasilianer erstmals folkloristische Elemente verwendeten und ihren eigenen Trade-Mark-Sound kreiert hatten. Der rohe Death- und Thrash-Metal der frühen Jahre war passé.

Eine Sängerin post mit dem Mikrofon vor dem Gesicht auf der Bühne.

Frontfrau Tatiana Shmayluk von der ukrainischen Metal-Band Jinjer im Kölner Palladium.

Nach dem stürmischen Beginn nahmen Gitarrist Andreas Kisser und seine Mitstreiter ein wenig den Fuß vom Gas. Es wurde ein wenig getragener, unter anderem mit dem Song „Guardians Of Earth“. Sänger Derrick Green erklärte die Intention hinter der balladesken Nummer. Er sei den Menschen gewidmet, die sich für den Erhalt der Natur einsetzen.

Motörhead-Cover für den Endspurt

Erst im letzten Drittel kam wieder mehr Schwung in das Dienstjubiläum. Green amüsierte das Publikum immer wieder mit fast akzentfreien deutschen Ansagen wie „Das ist geil“. Mit dem Motörhead-Cover „Orgasmatron“ läuteten Sepultura den Endspurt ein. In dichter Folge kamen nun die Songs, die der Band einst zu ihrer Weltkarriere verholfen hatten: „Troops Of Doom“, „Inner Self“ und „Arise“.

Und doch, es fehlten ein wenig die Vibes, die ungezügelte Aggressivität vergangener Zeiten in der Performance. Vielleicht ist der Zeitpunkt für den Abschied gut gewählt. Nicht jedoch ohne ein finales Klassiker-Duo, das die Kölner Fans, einige waren schon auf dem Weg nach draußen, ein letztes Mal einfing.

Ein Metal-Gitarrist setzt zum Solo auf seinem Instrument an.

Der Band-Leader von Sepultura: Andreas Kisser.

Die Bühne wurde in gelbes und grünes Licht getaucht, die Farben Brasiliens. Des Landes, das Sepultura in den letzten vier Jahrzehnten auf der Metal-Weltkarte sichtbar gemacht haben. Green rief in die Menge: „Willst Du tanzen?“ Auf eine verkürzte Version von „Ratamahatta“ folgte der wahrscheinlich bekannteste Song: „Roots Bloody Roots“. Ein gut gewählter Schlussakkord, denn Sepultura haben eindeutig ihre Spuren in der Musikwelt hinterlassen.