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Serie: Kölns starke WirtschaftBei Lifta geht es seit Jahren immer nur aufwärts

Lesezeit 4 Minuten

Lifta-Chef Hartmut Bulling fährt Probe.

Altkanzler Helmut Schmidt hat einen in seinem Haus in Hamburg, ebenso wie der Verpackungskünstler Christo in seinem New Yorker Loft – die beiden Senioren sind Kunden des Treppenlift-Herstellers Lifta. 1977 wurde das Unternehmen in Köln gegründet und ist heute bundesweit Marktführer. Die Bekanntheit der Marke liegt in der Zielgruppe, für die ein Treppenlift in Frage kommt, bei rund 80 Prozent. Inzwischen ist der Name Lifta zum Inbegriff für das Hilfsmittel beim Treppensteigen geworden, ähnlich wie etwa Tempo für Taschentücher oder Uhu für Klebstoff.

Im Durchschnitt 75 Jahre ist der typische Lifta-Kunde beim Kauf. Er lebt schon seit Jahrzehnten in seinem Ein- oder Zwei-Familien-Haus, das in den meisten Fällen am Rande großer Städte liegt. Mit zunehmendem Alter wird die Treppe zum alltäglichen Problem.

Unter der Marke „Erfolgsmodell – Kölns starke Wirtschaft“ stellt der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Unternehmen vor, die dazu beitragen, dass Köln ein starker Wirtschaftsstandort ist und bleibt. Dazu gehören etwa Weltmarktführer, die außerhalb ihrer Branche kaum einer kennt, gestandene Mittelständler sowie Traditionsunternehmen.

„Die meisten unserer Kunden räumen nach dem Kauf ein, dass sie eigentlich schon viel früher hätten kommen sollen“, sagt Geschäftsführer Hartmut Bulling (54), der das Unternehmen zusammen mit Axel Jaschek leitet. Viele wollten es sich lange nicht eingestehen, dass ihnen das Treppensteigen zunehmend Mühe macht. „Das Hilfsmittel erscheint ihnen im ersten Moment wie eine Kapitulation vor dem Alter“, so Bulling. Ziel sei es aber, dass der Lifta als normaler Einrichtungsgegenstand wahrgenommen werde.

Deshalb arbeitet das Unternehmen daran, das Image seines Produktes kontinuierlich zu verbessern. Vorbild sei für ihn der Werdegang der Brille, die heute nicht mehr als Hilfsmittel bei schwachem Sehvermögen belächelt wird, sondern als modisches Lifestyle-Produkt gilt, so Bulling.

Und so zeigen die Lifta-Broschüren juvenile Best-Ager in modernen Loft-Wohnungen oder schicken Häusern im Landhausstil. Für die Modellreihe „Avantgarde“ wurde eine Designagentur beauftragt, die auch schon für die Autobauer Jaguar und BMW entworfen hat. Um sich dem jeweiligen Wohnumfeld anzupassen, gibt es aber auch eher konservative Modelle im Programm, etwa in Holzoptik.

Nach dem Prinzip Bergbahn

Ab 4000 Euro kostet ein Lift, der auf die jeweilige Treppe bei den Kunden zugeschnitten wird. Je mehr Kurven oder je stärker gewunden oder gewendelt, desto teurer wird es. Mittlerweile kann man sich einen Lifta auch mieten. Rund 15 Zentimeter legt das Gerät, das ähnlich wie eine Bergbahn funktioniert, in der Sekunde zurück, „eine schnellere Fahrt lassen die gesetzlichen Vorgaben nicht zu, auch wenn sich der ein oder andere Kunde das wünscht“, sagt der studierte Elektroingenieur Bulling. Der Betrieb läuft über einen Akku, damit auch bei Stromausfall niemand auf halber Treppe hängenbleibt. Und sollte es doch mal Probleme geben, so verweist Lifta auf rund 100 Servicestellen im ganzen Bundesgebiet, die an 365 Tagen 24 Stunden Notdienst haben und deren Einsätze aus der Kölner Zentrale in Marsdorf gesteuert werden.

Seit seiner Gründung hat Lifta mehr als 115 000 Lifte installiert, rund 7000 Stück allein im vergangenen Jahr. Mit rund 250 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen 2014 einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es 80 Millionen Euro sein. Seit Jahren schon wächst das kleinen Treppenimperium, das noch immer in Familienbesitz ist, stetig – in besonders guten Jahren bis zu zehn Prozent.

Kunden mit Kaufkraft

Liftas Geschäftsmodell scheint in Zeiten einer immer älter werdenden Gesellschaft bis auf weiteres erstmal bombensicher – auch weil für diese wie für die nächste Rentner-Generation der Preis nicht unbedingt eine Hürde darstellt, denn die Kundschaft besitzt Kaufkraft. Und sie ist auch gleichzeitig einer der wichtigsten Werbeträger für das Unternehmen, denn die Besitzer erzählen Freunden und Nachbarn von der neuen Errungenschaft und laden sie zum Probefahren zu sich nach Hause ein. Die Kölner Modelle sind dabei längst auch zum Statussymbol geworden – Lifta gilt als der Mercedes unter den Treppenliften. „Manchmal verkaufen wir in einem Gebiet zehn Jahre kein einziges Produkt“, sagt Bulling. „Dann verkaufen wir erst eins – und plötzlich gewinnen wir in der gesamten Nachbarschaft jede Menge neuer Kunden.“

Um mit ihnen in Kontakt zu bleiben und sie an sich zu binden, veranstaltet Lifta in ganz Deutschland Kaffeetreffen oder Tanzveranstaltungen in schönen Hotels. Auch in der Berliner Nobelherberge Adlon trafen sich Lifta-Kunden schon zum Austausch. „Verkauft wird den Kunden dabei nichts, sie sollen uns und vor allem auch unsere Mitarbeiter kennenlernen“, sagt Bulling.

Verständnis für die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen ist eine der zentralen Grundvoraussetzung für einen Job bei der Kölner Firma, die aufgrund des Wachstums ständig zusätzliche Mitarbeiter braucht. „Wir suchen Menschen, die empathisch und kommunikativ sind“, sagt Bulling. „Reine Verkäufertypen sind bei uns an der völlig falschen Adresse.“