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Kommentar

Soll Köln Cannabis-Modellstadt werden?
„Stadt muss Vorreiterin moderner Drogenpolitik werden!“

Lesezeit 3 Minuten
Das Kölner Stadtwappen mit Hanfblättern auf blauem Grund.

Würde Köln zur Modellstadt, könnte der Verkauf besser kontrolliert und könnten Jugendliche mehr geschützt werden.

Köln bietet als Wissenschaftsstandort und mit seinem großen Gesundheitsamt die besten Voraussetzungen, findet Jennifer Glashagen von Volt.

Ja, Köln sollte Modellstadt zur Cannabis-Freigabe werden, denn die Bundesregierung schafft endlich die Grundlage für eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Drogenpolitik.

Köln hat jetzt die historische Chance, bei diesem politischen Richtungswechsel eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wir müssen diese Chance nutzen.

Aktuell ist der Kölner Drogenmarkt vollkommen unkontrolliert. Verbraucherschutz? Fehlanzeige: Cannabis wird auf dem Schwarzmarkt häufig mit synthetischen Zusatzstoffen gestreckt, die nicht nur die Suchtgefahr erhöhen, sondern auch die Gesundheit der Konsumenten nachweislich schädigen.

Legalisierung schafft Sicherheit für die Verbraucher

Mit der Möglichkeit des legalen Erwerbs von Cannabis geht Kontrolle einher: Eine verlässliche Inhaltsangabe und ein kontrollierter THC-Wert schaffen Sicherheit für Verbraucher.

Natürlich ist auch im Falle der Legalisierung ein Suchtpotential gegeben. Zahlreiche wissenschaftliche Studien attestieren Cannabis zwar ein deutlich geringeres Suchtrisiko als Alkohol und Nikotin, die Gefahr darf dennoch nicht kleingeredet werden. Deshalb müssen wir in Köln auf Aufklärung, Prävention und Beratung setzen statt auf Verbote.

Mit den steuerlichen Mehreinnahmen ließe sich mehr Geld in Suchthilfe, Jugendzentren und umfassende Präventionsprogramme für junge Kölner investieren. Hier lohnt sich ein Blick nach Island: Mit effektiver Prävention ließ sich der Anteil Cannabis konsumierender Jugendlicher von 17 Prozent in 1988 auf sieben Prozent in 2016 erheblich senken.

Ein Blick nach Portugal zeigt, wie moderne Drogenpolitik aussehen kann: Würde es unserer Stadt nicht auch gut zu Gesicht stehen, wenn wir Menschen mit Suchtproblemen nicht wie Kriminelle, sondern wie Erkrankte behandeln? Ihnen medizinische Unterstützung bieten, anstatt Strafanzeigen?

Apropos: Wie viele Ressourcen des Ordnungsamtes, der Kölner Polizei und des Justizsystems fehlen an anderen Stellen, weil sie zur strafrechtlichen Verfolgung von Kiffern eingesetzt werden? Stattdessen kann der Handel von harten Drogen stärker bekämpft werden. So wird dem Schwarzmarkt der Boden unter den Füßen entzogen. Drogenumschlagplätze wie der Ebertplatz können einen nachhaltigen Wandel erleben.

Jugendliche ließen sich besser vor Cannabis schützen

Insbesondere Kölner Jugendliche, für die der Konsum von Cannabis langfristig zu psychischen Beeinträchtigungen führen kann, lassen sich durch die Legalisierung besser schützen: Denn während es dem Dealer auf der Straße egal ist, ob der Käufer noch keine 15 Jahre alt ist, wird der Verkäufer im Kölner Fachgeschäft seine Lizenz durch einen Verstoß gegen den Jugendschutz nicht unnötig aufs Spiel setzen. Das zeigen erste Studienergebnisse aus Kanada.

Wenn Köln Modellstadt wird, profitiert auch die Kölner Wirtschaft: Legale Lieferketten können sich frühzeitig etablieren und den Wirtschaftsstandort stärken.

Köln bietet zudem als Wissenschaftsstandort die besten Voraussetzungen für eine umfangreiche wissenschaftliche Begleitung des Modellprojektes. Auch das größte Gesundheitsamt der Bundesrepublik qualifiziert Köln zur Erprobung der Cannabislegalisierung.

Denn wenn wir ehrlich sind: Gekifft wird in Köln sowieso. Jeder vierte Deutsche hat bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Und statt auf dem Schwarzmarkt sollten die Kölner ihr Gras lieber im lizenzierten Fachgeschäft kaufen – zum Wohle ihrer eigenen Gesundheit. Wir müssen jetzt die Chance ergreifen und unsere Stadt zur Vorreiterin moderner Drogenpolitik machen.