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Versuchter Mord an Burkan IlhanAngeklagter äußert sich im Prozess zum ersten Mal

Lesezeit 3 Minuten

Fabio G. kurz nach Betreten des Sitzungssaals

Köln – Im Prozess um den versuchten Mord an Burkan Ilhan (23) haben am Freitag sein Bruder Burak und sein Vater ausgesagt. Beide gehörten zu den Familienangehörigen, die am 17. Januar im Kurt-Weill-Weg in Bocklemünd versucht hatten, einen brutalen Streit zwischen mehreren fremden Leuten zu schlichten, und kurz danach von etwa einem Dutzend Jugendlichen angegriffen wurden. Darunter Fabio G., der versucht haben soll, Burkan Ilhan mit einem neun Kilo schweren Poller zu erschlagen.

„Wir stechen euch ab!“

Burak Ilhan bestätigte, eine der Streitparteien sei nach der Schlichtung mit Verstärkung zurückgekehrt – bis zu 15 Mann seien es gewesen, viele von ihnen bewaffnet. „Wir stechen euch ab, Scheißtürken“, hätten sie gedroht. Burkan Ilhan habe einen Faustschlag ins Gesicht bekommen, sei dann mit dem Poller attackiert worden und wie ein „Dominostein“ umgefallen. Auch er selber sei angegriffen worden, sagte der Zeuge, und habe sich bei der Abwehr am Arm verletzt. Detailabweichungen seiner Aussage von dem, was er bei der Polizei zu Protokoll gegeben hat, erklärte er damit, er sei damals unkonzentriert gewesen wegen der großen Sorge um seinen Bruder.

Wie sehr die Familie der Vorfall mitgenommen hat, war auch dem Vater im Zeugenstand anzumerken; einmal holte er ein Taschentuch heraus, um sich Tränen aus den Augenwinkeln zu tupfen. „Ich drehte mich um, sah meinen Sohn und war fix und fertig“, sagte er zum ersten Anblick nach dem Angriff: Burkan Ilhan lag mit Schädelwunde und blutüberströmt auf der Straße. Wie es dem Sohn heute gehe, wollte die Vorsitzende Richterin wissen. „Er möchte nicht, dass ich weine, und versucht immer, mich zu beruhigen“, antwortete der Vater. Das Opfer hatte zum Prozessauftakt einige Beeinträchtigungen erwähnt.

Der Angeklagte widerspricht

Am Donnerstag hatte sich in der Verhandlung erstmals der Angeklagte zur Tat geäußert. Fabio G., ein schmaler kleiner 22-Jähriger, der sehr viel jünger wirkt, widersprach dem schweren Vorwurf. „Ich hatte doch keinen Grund, den umzubringen“, sagte er. „Ich wollte nur seine Schulter treffen.“ Auf Nachfrage, ob er es für möglich gehalten habe, den Kopf zu treffen, antwortete er kurz mit „Ja.“ Als Burkan Ilhan nach vorne umgefallen sei, ohne sich abzustützen, sei er selbst zunächst in eine Art Schockstarre verfallen. Dann flüchtete Fabio G. mit seinen Bekannten. „Zuhause habe ich mir Sorgen um den gemacht.“ Aber seine Angst sei zu groß gewesen. „Ich war breit“, behauptete er – am Morgen des 17. Januar habe er zwei Joints geraucht. Ein Gerichtsmediziner zweifelte jedoch an, dass die Drogen auch noch am späten Abend wirkten, als es zu der Schlägerei kam.