Carlos Martinez und sein „Exotrash“Kölner ist der König des Trash-Wrestlings

Carlos Martinez veranstaltet seit zwölf Jahren seinen „Rock ’n’ Roll Wrestling Bash“.
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Köln – Gerahmte Plakate an den Wänden, in der Mitte des Raumes ein schwarzer Schreibtisch, darauf ein mit Stickern beklebter Laptop. Ein Fernseher, zwei Stühle, sonst nicht viel. Im PC gespeichert: Fotos, Pressemitteilungen, Drehbücher. Carlos Martinez lehnt sich zurück. In seinem Ehrenfelder Büro schlägt er die Hände hinter dem Kopf zusammen und beginnt zu erzählen. Er spricht laut, etwas hektisch. Zwölf Jahre muss er sortieren, ein Leben zwischen Köln, Los Angeles und der Vulkaneifel auf rotes Band fädeln. Schon bald wird sein neustes Projekt Form annehmen. Der alljährliche „Ideen-Tsunami“ in seinem Kopf hat sich gelegt, die Kölner „Exotrash“-Premiere steht bevor.
Biblische Plagen
Mit dabei: Hauptdarsteller El Brujo, Boris the Butcher, Pharao Ram-This, dessen Sohn Pharao Ram That, Mo-Sis und dessen Sohn Aa-Ron Jeremy. Angelehnt an das 2. Buche Mose werden sie in Martinez’ neuster Show mit den zehn biblischen Plagen zu kämpfen haben.
Kampf im Ossendorfer Boxring
Das Theater: Ein Boxring in den Ossendorfer MMC Studios. Denn mit einer historischen Abhandlung des religiösen Stoffes hat „Exotrash“ nicht viel gemein. Schließlich prangt eine mittlerweile bundesweit bekannte Marke über dem Titel: „Carlos Martinez’ The Rock ’n’ Roll Wrestling Bash“ – ein mit viel Kunstblut durchtränktes Wrestling-Spektakel, das in diesem Jahr zum ersten Mal als TV-Event aufgezeichnet wird; moderiert von Ralf Richter und der Hamburger Rotlicht-Größe „Kalle“ Schwensen. Und zwar mit allem was Martinez’ „Gedankenfestplatte“ hergibt: die Action des mexikanischen Ringkampfkults Lucha Libre, live gespielter Surf-Metal und eine außerordentliche Portion Trash. Denn der 34-Jährige Kölner mit den spanischen Wurzeln ist das „Mastermind“ hinter der Show, die seit zwölf Jahren durch die Republik tourt.
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Vom Skript, über die Tournee-Organisation bis hin zum Design der Kostüme – im „Bloody Baron“-Büro des selbsternannten „Rock ’n’ Roll Entrepreneurs“ in der Simrockstraße laufen alle Fäden zusammen. „Ein Vollzeitjob“, sagt Martinez, „heute kann ich davon leben.“ Gerade erst hat er ein kleines Château in der Nähe des Laacher Sees bezogen: 140 Quadratmeter, Fackelhalter, Bruchsteinwände – „Ritterburgstyle“ halt, „zum Runterkommen“. Dabei hatte alles mal ganz klein angefangen.
Arbeit im Skateboard-Shop
Nach mehreren Jobs in der Musikindustrie heuerte Martinez mit Anfang 20 in einem Kölner Skateboard-Shop an, der für seine Eröffnung noch keine Schaufensterdeko organisiert hatte. Also wärmte er seine Kontakte auf und ließ Punkbands im Schaufenster spielen; darunter auch das Jancee Pornick Casino. „Das war ein Zeichen Gottes“, erzählt er heute. „Die haben mich so weggehauen. Ich wusste plötzlich, dass ich ein Plattenlabel gründen wollte.“ Nur 200 Euro hatte er damals „irgendwo auf einem Konto“, doch seine Euphorie kam an. Die Band stimmte zu, sich von dem Kölner vermarkten zu lassen. „Also brauchte ich eine gute Idee, um dem Publikum eine so geile Zeit zu bescheren, dass die eine CD mit nach Hause nehmen.“ Die Ideen überschlugen sich. Über einen Künstler in der Schweiz kam er zum Lucha Libre, bastelte aus Turnmatten und Sperrholz einen Ring, engagierte Wrestler und ließ die Band spielen. Die CDs verkauften sich und das Event wurde zum Kult. Im dritten Jahr waren alle 500 Tickets für das Gebäude 9 nach 40 Minuten ausverkauft.
Jetzt, zehn Jahre später, werden bis zu 1300 Zuschauer die Wrestler, Musiker und Tänzerinnen abfeiern (ein Sendetermin steht bisher nicht fest). Ohne die Tradition des Ringkampfs zu beschmutzen, wie Martinez versichert. Einmal im Jahr reist er nach Mexiko, arbeitet dort mit Künstlern zusammen die Figuren bemalen oder Masken nähen. „Dort ist das Lucha Libre eine Tradition, wie hier der Fußball“, erklärt er. „Damit gehe ich in einem Rock ’n’ Roll Umfeld so ehrenhaft um, wie ich nur kann. Ich glaube an’s Karma. Alles kommt irgendwann zu dir zurück.“
Der Wrestling-Bash findet am 5. Dezember um 21 Uhr im Coloneum, Coloneum 1, statt. Tickets kosten 24,70 Euro.