Baden in KölnGratis darf der Kölner in keinem See schwimmen

Spiegelglatte Oberfläche, glasklares Wasser – Peter Waltenberger (76) ist glücklich, dieses Naturparadies entdeckt zu haben.
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Köln – Das Fazit, das ich zum Abschluss unserer Sommerserie ziehen muss, wird meinem Hund nicht gefallen. Mir übrigens auch nicht. Und vielen Kölnern könnte es die Laune verderben: Im gesamten Stadtgebiet gibt es „kein Oberflächengewässer, in dem man erlaubterweise ohne eine Bezahlung baden kann“. So formuliert es Bernd Bohl vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt.
Anders ausgedrückt: Wer sich an einem heißen Sommertag im Wasser abkühlen möchte, kann dies in Köln nur in den Naturfreibädern von Escher, Fühlinger und Vingster See, wo Eintritt erhoben wird. Gratis eintauchen kann man quasi nur, wenn man sich daheim ein Planschbecken aufstellt.
Tatsache ist: Wir haben in Köln keine Verhältnisse wie in Berlin, wo etliche Naturseen zum Schwimmen zur Verfügung stehen. Hier gibt es abgesehen von Gewässern wie Decksteiner oder Kalscheurer Weiher, die streng genommen nicht einmal als Gewässer, sondern als Grünanlagen gelten, nur ehemalige Kiesgruben mit besonderem Gefahrenpotenzial.
Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes, kann nachvollziehen, dass angesichts des warmen Wetters „der Druck enorm hoch ist und kann menschlich verstehen, dass die Leute trotz Verbotes ins Wasser gehen“. Dabei unterschätzten sie jedoch vielfach die Gefahr, die diese ausgekiesten Baggerseen aufgrund ihrer oft steilen, instabilen Uferböschungen und der Temperaturschichtungen in sich trügen.
Fast wie im Whirlpool
Positiv wertet Bauer, dass das Ordnungsamt in Naturschutzgebieten – etwa am See in der Dellbrücker Heide oder an der Grube Wahn – Kontrollen durchführt und Personen mit Bußgeld belegt, die sich dort widerrechtlich am oder im Wasser aufhalten.
Und wie ist die Situation an den Gewässern in den so genannten Landschaftsschutzgebieten? Ich mache die Probe aufs Exempel und besuche am Wochenende noch einmal die während der Sommerferienwochen beschriebenen Seen; allerdings nicht, ohne meine Berner Sennenhündin daran zu erinnern, dass sie ihre Seepferdchen-Ambitionen tunlichst zu unterdrücken hat, um kein anderes Tier am Ufer aufzuscheuchen.
Unser Resümee: Trotz trüben Himmels sind am Samstagabend im Höhenfelder See etliche Menschen im Wasser; darunter zwei Männer mit ihrem Stand-up-Paddelboot sowie schwedische Jugendliche mit Schwimmnudel, die sich über die warmen Wassertemperaturen in Deutschland freuen. Dass das Baden hier zu gefährlich sein soll, aber an erlaubter Stelle, nämlich im Escher Strandbad, Cocktails ausgeschenkt würden, ist für die Mutter eines der schwimmenden Jugendlichen „absolut nicht nachvollziehbar“.
Sonntagmorgen könnte man den Fühlinger See fast einen Whirlpool nennen: außer unzähligen Tauchern zieht ein Ruderachter (mit Goldmedaillengewinner Stepahn Volkert) durchs Wasser , und natürlich wird nicht nur am Blackfoot Beach geschwommen.
Dreiviertelstunde Anreise - vergebens
11 Uhr: Ein Ehepaar aus Ittenbach bei Königswinter steht samt seiner beiden Kleinkinder enttäuscht am verschlossenen Eingang des Strandbades am Escher See. „Die öffnen offenbar nur bei Sonne“, stellt die Frau fest. Eine Dreiviertelstunde Anreise vergebens. Notgedrungen lässt sich die Familie deshalb in einer der noch unbelagerten Buchten nieder und geht von dort aus mit den Kindern ins Wasser. Das tun am Rather See an diesem Wochenende ebenfalls etliche Menschen und ignorieren dabei, dass sie sich unerlaubt auf Privatgelände bewegen, wie Florian von Stein, der Vertreter der Eigentümer, klarstellt.
Sobald die Auskiesungsarbeiten beendet und die Bagger zum Ende des Jahres verschwunden sind, wird an der einen Seite des rund 45 Hektar großen Areals aller Voraussicht nach mit den Vorbereitungen für das dort geplante Strandbad begonnen.
Nach Worten von Ingo Althoff, dem Projektplaner und Berater von Steins, werde Mutterboden auf den Kies aufgetragen, um später die Rasenpflanzung für die Liegewiese vornehmen zu können. Um ein gefahrloses Schwimmen zu ermöglichen, werde ferner die Böschung unter Wasser abgeflacht. Um Parkraum für 270 Fahrzeuge schaffen zu können, wird auch einiges an Baumfläche wegfallen. Im Gegenzug sollen 25 des insgesamt 45 Hektar großen Areals als Landschaftsschutzzone komplett der Natur überlassen werden.
Dann muss André Honerbach als neuer Pächter und Betreiber der Freizeitanlage dafür Sorge tragen, dass sich nicht weiterhin Leute durch Löcher im Zaun und Trampelpfade Zutritt zum Ufer verschaffen und im See schwimmen. Nachdem Politik und Verwaltung dem Projekt bereits zugestimmt haben, hofft Honerbach auf einen baldigen Abschluss, damit die Anlage samt der beiden Wasserskibahnen bestenfalls sogar schon im kommenden Sommer in Betrieb gehen kann.