Europazentrale wird verlegtIslamverband zieht nach Köln-Holweide
Köln – Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüș (IGMG) verlegt ihre Europazentrale nach Holweide. Generalsekretariat, Vorstand und einige nahestehende Organisationen wie die „Europäische Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft“ ziehen zurzeit mit rund 100 Mitarbeitern in ein Gebäude an der Colonia-Allee. Sie hatten ihre Büros bislang in Nippes. Abteilungen, die noch in Kerpen beheimatet sind, ziehen möglicherweise 2017 nach. Dann läuft ein Mietvertrag mit der KHD Humboldt Wedag aus. Die Verwaltung des Kölner Baumaschinenherstellers nutzt zurzeit noch zwei Etagen des Gebäudes in der Colonia-Allee.
Die IGMG-Zentrale kümmert sich um Organisation und Ausrichtung von rund 2000 islamischen Gemeinden in Europa. Außerdem gibt es Ableger in Kanada und Australien. Sie nimmt für sich in Anspruch, 378.000 Muslime zu vertreten. Neben der Türkisch-Islamischen Union Ditib ist die IGMG der größte Islam-Verein in Deutschland.
In Köln und im Umland gibt es 33 Gemeinden. Man sei ein wachsender Verband, so Generalsekretär Bekir Altaș. Die Räume in Nippes seien zu klein geworden. Deshalb wird in Zukunft allein der zuständige Regionalverband die Räume des Milli-Görüș-Zentrums an der Merheimer Straße weiter nutzen.
Die IGMG hat das Haus in Holweide von einer amerikanischen Fondsgesellschaft gekauft. Die neue Zentrale soll mit neuer Energietechnik saniert werden. Bis 2017 werde man in Kerpen und Holweide weiterhin in jedem Fall zwei Standorte haben, so Altaș. Wie es danach weitergeht, werde in den nächsten Monaten entschieden. Was aus der Zentrale des Kölner Traditionsunternehmens Humboldt Wedag wird, ist noch unklar. Um über Umzugspläne zu spekulieren, sei es noch „viel zu früh“, sagt Sprecher Michael Nielsen. Man habe noch keine Signale vom neuen Vermieter bekommen, dass der Mietvertrag nicht verlängert werde.
Positive Entwicklung
Die IGMG ist das größte Mitglied des „Islamrates“, der in Nordrhein-Westfalen vor der Anerkennung als Religionsgemeinschaft steht. Gleichzeitig taucht die Gemeinschaft weiterhin im Verfassungsschutzbericht des Bundes als islamistische Organisation auf. Die Verfassungsschützer sehen „weiterhin bestehende Verbindungen“ zur türkischen Milli-Görüș-Bewegung, die man als demokratiefeindlich einstuft. Gleichwohl attestiert der letzte Bericht der IGMG einen „schwächer werdenden Extremismusbezug“ und „anhaltende Bemühungen, die Organisation aus dem Einflussbereich der Milli-Görüș-Bewegung in der Türkei loszulösen“. Nach mehreren Wechseln in der Führungsebene bescheinigen Kenner der Szene der konservativen IGMG schon länger, dass von ihr keinerlei Gefahr ausgeht. Im NRW-Verfassungsschutzbericht wird sie nicht mehr erwähnt.