Internetkaufhaus HitmeisterDas ist die Kölner Alternative zu Amazon

Gerald Schönbucher in der Kölner Firmenzentrale am Habsburgerring in der Innenstadt.
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Köln – Seine Weihnachtsgeschenke hat er auch in diesem Jahr wieder fast vollständig online gekauft und wie schon im vergangenen Jahr bei seinem eigenen Unternehmen. Gerald Schönbucher, Jahrgang 1978, hat vor acht Jahren das Internetkaufhaus Hitmeister gegründet – das deutsche Pendant zu Amazon. Ähnlich wie der US-Riese bieten die Kölner Händlern die Möglichkeit, ihre Produkte über das Netz zu verkaufen. Dafür nimmt das Unternehmen eine Provision. „Wir haben sehr klein angefangen mit gerade mal einer Handvoll Leuten“, sagt Schönbucher. „Mittlerweile sind wir aber eine sehr gute Alternative zu Amazon.“
Im Gegensatz zu dem US-Konzern will man bei Hitmeister mit „Made in Germany“ punkten und eine „ernsthafte und menschliche Kundenbeziehung aufbauen“. Die Verkaufsabwicklung solle nicht so anonym sein wie bei Amazon., sagt Schönbucher. Außerdem biete man den Käufern teils günstigere Preise, auch, weil auf klassische Werbung verzichtet wird, sowie mehr Bezahlmöglichkeiten und umfangreiche Garantien. Knebel-Lieferbedingungen für Hersteller und Händler gebe es nicht, so Schönbucher.
Mehr als 5000 Lieferanten
Seit der Gründung wächst das Sortiment stetig. Es umfasst 13,4 Millionen Produkte von mehr als 5000 Lieferanten. Zu bestellen gibt es mittlerweile Möbel, Medien, Musik, Elektronik, Haushalts- und Gartenartikel, Sportausrüstung, Kosmetik, Babyartikel, aber auch Auto- und Outdoorzubehör. Mehr als 2,3 Millionen Kunden zählt Hitmeister heute, Tendenz steigend.
Jüngst wurde das Kölner Kaufhaus vom Nachrichtenmagazin Focus zu einem der deutschen „Wachstumschampions“ gekürt, denn von 2011 bis 2014 verzeichnet das E-Commerce-Unternehmen ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 105 Prozent – von rund drei Millionen Euro auf knapp 26 Millionen Euro. Damit landete es auf Rang 38 der 500 wachstumsstärksten Firmen im Land. Im auslaufenden Jahr ist ein Umsatz von 40 Millionen Euro angepeilt.
Dass die Innenstädte irgendwann verwaist sein werden und die Menschen nur noch am Rechner shoppen, glaubt Schönbucher indes nicht. „Der Online-Handel wird irgendwann bei knapp 50 Prozent liegen, aber stationären Handel wird es immer geben, er muss sich aber zunehmend mehr einfallen lassen, die Kunden in die Geschäfte zu locken.“
In der Firmenzentrale am Habsburgerring in der Kölner Innenstadt arbeiten mittlerweile 77 Mitarbeiter, die meisten davon sind unter 30. Schönbucher gehört mit 37 Jahren in dem Unternehmen, das er gründete, dessen Mehrheit aber im Besitz eines internationalen Fonds ist, zu den Ältesten.
Dass er Unternehmer werden wollte, war dem gebürtigen Schwaben schon früh klar. Er machte eine Banklehre und studierte BWL an der renommierten Wirtschaftsuni WHU in Koblenz, wo er auch seine Doktorarbeit schrieb. 2005 gründete er die legale Tauschplattform Hitflip für Medien aller Art von Filmen über Musik bis zum Computerspiel. Aber das Geschäftsmodell setzte sich nicht durch. „Zum Glück habe ich rechtzeitig reagiert und hatte noch Geld, um meine zweite Idee Hitmeister zu verwirklichen“, so Schönbucher.
Keine Kultur des Scheiterns
Denn in Deutschland fehle es an einer Kultur des Scheiterns. Wer nach dem ersten Anlauf gleich die Hände heben muss, wagt hierzulande kaum noch einen zweiten Versuch, ganz anders als in den USA. Dort sind Branchenschwergewichte wie das Bezahlsystem Paypal das Ergebnis des fünften Gründungsanlaufes von Max Levchin, dessen vorherige vier Firmen den Bach runter gingen – in Deutschland undenkbar. Wieder aufzustehen, ist auch einer der Ratschläge, den Schönbucher jungen Gründern gibt. „Man muss einfach einmal mehr aufstehen, als man fällt“, so das Credo des erfolgreichen Gründers.