Karte für StraßenlärmDas sind die lautesten Orte in der Kölner Innenstadt
Köln – Wer hätte schon gedacht, dass es für einen Spaziergänger in der Volksgartenstraße genauso laut ist wie für jemanden, der mitten auf dem Neumarkt auf seinen Bus wartet? Auf einer Internetseite des Landes Nordrhein-Westfalen sind die Schallwellen von Straßenlärm in der Kölner Innenstadt anschaulich dargestellt.
Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz zeigt auf einer Lärmkarte die lautesten Straßen. Die Karte dient den Kommunen dazu, Lärmschwerpunkte zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Sie beruht auf Berechnungen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz von 2014 sowie Zählungen und Auswertungen von Kommunen wie der Stadt Köln. Die Daten wurden über mehrere Jahre gesammelt und sind Teil einer EU-Umgebungslärmrichtlinie, die europaweit zur Minderung der Lärmbelastung beitragen soll. Dabei geht es nicht um Spitzenlautstärken - entscheidend ist die durchschnittliche Lärmbelästigung. Auf Grundlage der Lärmkarten entstehen unter Mitwirkung der Bevölkerung Lärmaktionspläne.
Mehr als 75 Dezibel am Barbarossaplatz
Man könne die Werte ganz gut berechnen, meint Wilhelm Deitermann, Sprecher des Umweltministeriums. Und das, obwohl Schall von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird: Zum Beispiel schwingen Schallwellen zwischen Häuserwänden hin und her und potenzieren sich auf diese Weise. „Wir ermitteln zunächst die Größe der Straße, dann gibt es Zählungen: Wie viele Autos, Lkws oder Mopeds fahren da, verkehrt eine Straßenbahn und so weiter. Daraus ergeben sich statistische Mittelwerte", sagt Deitermann.
Diese Werte liegen auf den stark befahrenen Straßen wie am Barbarossaplatz, auf der Nord-Süd-Fahrt oder der Rheinuferstraße deutlich über 75 Dezibel. Lauter ist es nur auf dem Autobahnring rund um Köln. Zum Vergleich: Wer in einer Disco etwa einen Meter von der Box entfernt steht, setzt sein Gehör durchschnittlich 100 Dezibel aus.
Im innerstädtischen Raum sind die Möglichkeiten der Lärmbegrenzung oft ziemlich beschränkt, erklärt Deitermann. In Köln hat das Umwelt- und Verbraucherschutzamt mithilfe einer Online-Befragung Prioritäten gebildet. Es gebe jedoch seit Jahren kaum finanzielle Unterstützung von Bund und Land, klagt Amtsleiter Rainer Liebmann. Daher seien die Kommunen selbst gefragt, wenn es darum geht, konkrete Maßnahmen zu treffen. „Köln muss sehr schmal rechnen", fasst Liebmann das Problem knapp zusammen.
Man habe zwar mithilfe von Förderprogrammen einiges verbessern können, wie etwa die Deckenerneuerung der Rheinuferstraße, mehr Tempo-Limits oder die geänderte Lkw-Führung am Konrad-Adenauer-Ufer. Doch offiziell seien diese Maßnahmen kein Teil der EU-Richtlinie, sagt Liebmann. Die Ergebnisse lägen derzeit beim Umweltausschuss. Wie es weitergeht, müsse also noch geklärt werden.