Pelzhandwerk in KölnImmer mehr junge Menschen wollen Kürschner werden

Inhaber Guido Adrian (l.).
Copyright: Bause Lizenz
Köln – Noch vor einigen Jahren sah es so aus, als ob das Kürschner-Handwerk in Deutschland ernste Nachwuchssorgen bekommen könnte. Die Zahl der Betriebe ging zurück, die Arbeit mit Pelzen galt vielen jungen Menschen als nicht mehr zeitgemäß. Mittlerweile hat an vielen Stellen ein Umdenken eingesetzt. Denn so paradox es für manchen zunächst klingen mag: ein Kürschner-Produkt zu tragen und damit einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten, muss keineswegs ein Widerspruch sein.
Beim Kölner Kürschnermeisterbetrieb Adrian an der Hahnenstraße nahe des Neumarktes gehen jedes Jahr bis zu 50 Bewerbungen von jungen Menschen ein, die sich zum Kürschner ausbilden lassen wollen. Ein Kürschner – oder eine Kürschnerin – verarbeitet Tierfelle zu Pelzbekleidung oder zu Produkten aus Pelz. „Das Interesse als Lehrling bei uns anzufangen ist ungebrochen groß“, sagt Chef Guido Adrian. Drei bis vier junge Nachwuchs-Kürschner beschäftigt das Familienunternehmen, das 1903 gegründet wurde. Der Betrieb ist auf Wachstumskurs und hat mittlerweile elf Mitarbeiter, 1998 waren es gerade mal drei.
Eine der Azubis ist Lisa-Marie Thamm. „Als ich mich für den Beruf entschieden habe, wussten viele aus meinem Umfeld gar nicht , was das eigentlich ist“, erzählt die 21-Jährige, die im dritten Lehrjahr bei Adrian arbeitet. In der 400 Quadratmetern großen Werkstatt kämmt Thamm Felle von Rotfüchsen. Für einen Kundin wird ein Rock maßgeschneidert. Vor allem die Kreativität bei der Verarbeitung des Materials begeistert sie.
Alle Modelle, etwa für Mäntel oder Westen werden von Firmenchef Adrian und seiner Frau Simona entworfen. Dabei macht es preislich keinen Unterschied, ob der Kunde nun ein Produkt von der Stange kauft oder es sich maßschneidern lässt. Für seine Kollektionen wurde das Unternehmen immer wieder ausgezeichnet, etwa mit dem „International German Red Fox Award“, wo Adrian sich gegen Kürschner aus ganz Europa durchsetzte.
„Ein Fell hält ein Leben lang“
Rotfuchsfelle gehören zum festen Materialstamm bei Adrian. Die Füchse leben in deutschen Wäldern, landesweit werden pro Jahr rund 500 000 von ihnen geschossen, weil ohne Bejagung viele andere Tierarten keine Chance hätten. Lange Zeit landeten die Tierhäute auf dem Müll. Auch aus Lammfell, einem Restprodukt aus der Fleischproduktion, werden bei Adrian Mäntel, Jacken oder Decken kreiert. Für Guido Adrian, der Mitglied in der Umweltschutzorganisation World Wildlife Fund ist, gehört das Fell zu den nachhaltigsten Produkten. „Das ist auch Einschätzung meiner Kunden, die lieber ein natürliches Produkt kaufen, anstatt eins aus Synthetik.“ Schließlich halte ein Fell ein ganzes Leben lang und könne immer wieder den modischen Trends entsprechend umgearbeitet werden, so Guido Adrian. (ksta)