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Talkreihe „Könner in Köln“Toni Schumacher erzählt Geschichten aus seiner Karriere

Lesezeit 3 Minuten

1983 Pokalfinale: Sieg des 1. FC Köln gegen Fortuna Köln.

Köln – „Bälle fangen kann jeder – das ist keine Kunst“, der einst weltbeste Torwart Toni Schumacher stapelt ein bisschen arg tief, aber irgendwie muss damals der Koch der Nationalmannschaft an so was Ähnliches geglaubt haben.

„Der Koch wollte mal im Tor stehen. Das haben wir dann gemacht. Ein Spieler von uns hat eine Fackel losgelassen, die kam so mit hundert Stundenkilometern an. Der Koch wollte sie halten, hat sich dabei aber die Hände gebrochen.“

Für Toni Schumacher, Ausnahme-Fußballer, Publikums-Liebling und nun Vizepräsident des 1. FC Köln, waren Brüche fast an der Tagesordnung, spricht’s und legt seine Hände auf den Tisch: „Total kaputt. Ich habe mir jeden Finger gebrochen, nur die Daumen nicht. Aber ich habe auch mit gebrochenem Finger weiter gespielt.“

Mehr noch: Selbst ein Kreuzbandriss war kein Hinderungsgrund: „Das ist an einem Mittwoch passiert und am Samstag habe ich gespielt. Da wurde nichts operiert.“ Schier undenkbar bei Profis heute.

Der drittälteste Bundesliga-Profi

24 Jahre war Toni Schumacher, der mit seiner zweiten Frau Jasmin und Tochter Perla-Marie in Sürth wohnt, mit Haut und Haaren Profi. „Ich habe jeden Tag trainiert, gern trainiert.“

Erst mit über 42 Jahren beendete er seine Karriere und ist der drittälteste Profi, der jemals in der Bundesliga eingesetzt wurde. Bis dahin hatte Schumacher allerdings einen Wellenritt der besonderen Art hinter sich, der seinesgleichen sucht.

1954 geboren in Düren. Sein Vater war Autoschlosser. Toni wuchs mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Gabi auf.

1984 und 1986 war Schumacher Deutschlands Fußballer des Jahres und schon längst einer der weltbesten Torhüter.

Seit 2012 ist er Vizepräsident des 1. FC Köln.

Schlagzeilen machte er 1982 aufgrund der Verletzung von Patrick Battiston im WM-Halbfinale und 1987 mit seinem Buch „Anpfiff“, das in 15 Sprachen übersetzt 1,5 Millionen Mal verkauft wurde und monatelang auf der „Spiegel“-Bestsellerliste stand. Schumacher wurde als Konsequenz von der Nationalmannschaft und vom 1. FC Köln suspendiert.

Verheiratet ist er in zweiter Ehe mit Jasmin. Sie haben eine Tochter: Perla-Marie.

Der „Zusammenprall“ 1982 in Sevilla mit Patrick Battiston im WM-Halbfinale gegen Frankreich brachte dem Franzosen zwei ausgeschlagene Zähne, Halswirbel-Verletzungen und eine Gehirnerschütterung ein. Toni Schumacher, der im Spiel danach noch zwei Elfmeter hielt und den Weg ins Endspiel ebnete, wurde als „hässlicher Deutscher“ geächtet. Für Battiston und Schumacher ist die Sache längst freundschaftlich beendet.

„Du stehst im Tor, die ganze Zeit voll konzentriert. Torhüter sind Einzelkämpfer. Du siehst, was da läuft, kannst deine Emotionen nicht los werden. Nach 90 Minuten bist du total kaputt, aber immer noch nervlich angespannt.“

Keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Schon damals war es beim FC üblich,– allerdings noch nicht beim DFB – dass die Profis nach hochkarätigem Spiel noch zusammen blieben, gegessen haben und alles Revue passieren ließen, „damit man runter kam“.

Der Ausnahme-Sportler Schumacher, der sich selbst als „krankhaft ehrgeizig“ bezeichnet, der unnachgiebig mit sich selbst ist, kann butterweich sein. „Von meinem ersten Gehalt beim FC habe ich meiner Mama einen Pelzmantel gekauft, einen Persianer.“

Eine Eigentumswohnung und eine Rundreise in die USA – „sie wollte unbedingt die berühmten Hochhäuser sehen“ – hat er ihr auch geschenkt. Obwohl die Mutter ein sehr strenges Regiment zu Hause geführt hat: „Was sie sagte, war Gesetz!“