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Köln nach dem KriegWettkämpfe zwischen Trümmern und neue Fußballklubs für Köln

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Das erste Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft nach dem Krieg fand 1948 zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem 1. FC Kaiserslautern (2:1) in Köln statt.

Köln – Für Ferdi Bongart, damals ein junger Spund von 19 Jahren, war es eine Frage der Ernährung. „Die auf dem Land hatten viel mehr zu futtern, wir Städter waren die Dummen“, sagt der ehedem beste Sprinter Kölns, der zu Bickendorf gehört wie das Büdchen an der Ecke. So viel konnte er gar nicht trainieren, um den nach Kriegsende herrschenden Mangel an Lebensmitteln wettzumachen.

Als der ASV Köln am Sonntag, 11. August 1946 in der Müngersdorfer Hauptkampfbahn die ersten Leichtathletik-Meisterschaften in der britischen Zone ausrichtete, galten für die Sportlerinnen und Sportler klare Regeln: „Die Ausgabe des Essens erfolgt gegen Abgabe einer Marke, die vom Quartieramt ausgegeben wird, wenn fünf Gramm Fett und 50 Gramm Brot in Marken abgegeben werden“, erfuhren Bongart und die anderen 323 Teilnehmer auf einem Merkblatt. Und weiter: „Zum Frühstück wird am Sonntag und Montag nur Kaffee verabreicht. Brot, Aufstrich etc. müssen die Teilnehmer mitbringen oder gegen Marken hier kaufen.“

Sportwelt rappelt sich wieder auf

Während der Wettkämpfe verloren sich gerade mal 4000 Zuschauer auf den Tribünen. Lokalmatador Bongart spurtete die 100 Meter in 11,1 Sekunden und verpasste damit knapp den Endlauf. Er und seine Freunde bevorzugten fortan die kleineren Sportfeste im Umland, in Siegburg etwa, in Mechernich und in Radevormwald. „Dort“, sagt der gelernte Kaufmann, „gab es richtig was zu futtern.“

Nach dem Ende des Nazi-Regimes rappelte sich die Sportwelt nach und nach wieder auf. Wie das Stadion in Müngersdorf waren auch andere große Anlagen weitgehend intakt geblieben und warteten darauf, wieder genutzt zu werden.

Die Galopprennbahn in Weidenpesch richtete zusätzlich zu dem bereits vor dem Krieg renommierten Gerling-Preis von 1947 an das Union-Rennen aus. Das älteste deutsche Zuchtrennen ist der wichtigste Formtest vor dem Derby.

Im Eis- und Schwimmstadion an der Lentstraße, damals noch unüberdacht, nahm der Kölner Eisklub mit seinen Abteilungen Eishockey, Eiskunstlauf und Eisschnelllauf den Betrieb wieder auf.

Die Müngersdorfer Radrennbahn, auf der seit 1945 hauptsächlich Steherrennen ausgetragen wurden, diente 1949 als Schauplatz eines internationalen Wettbewerbs. Da es noch keine offizielle Nationalhymne gab, erklang zu Ehren des Siegers Jean Schorn, einem Kölner, der kölsche Schlager „Trizonesien-Song“ von Karl Berbuer.

Neue Heimat für die Kölner Boxer

Die Riehler Radrennbahn am Zoo, die zeitweise für Motorradrennen genutzt worden war, hatte im Krieg allerdings durch die Bombardements so schwere Schäden erlitten, dass sie 1956 abgebrochen werden musste.

Die Boxer des S.C. Colonia 06 fanden in einer zerstörten Schule an der Mainzer Straße ein neues Trainingszentrum. Handschuhe und Sandsäcke wurden selbst gebastelt. Bereits 1946 stellte der Traditionsklub zwei Mittelrheinmeister, wie in dessen Chronik zu lesen ist. Boxkämpfe auf dem Schulhof wurden aus Sicherheitsgründen verboten. Ein jugendlicher Fan, der den Eintritt sparen wollte, war auf das Dach der Schule geklettert und abgestürzt.

Und der Fußball? Ex-Leichtathlet Ferdi Bongart erinnert sich, wie ihm auf dem Weg zum ASV-Gelände regelmäßig ein Altersgenosse begegnete, der auf dem Weg zur Radrennbahn war, in der die Mannschaft des Vereins Sülz 07 trainierte: Hans Schäfer, oder „Schäfers Knoll“, wie sie den Hoffnungsträger nannten. Damals ahnte niemand, dass der in Zollstock geborene Linksaußen 1954 in Bern Weltmeister werden sollte.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Zwei neue Fußballklubs für die Stadt und wie Hennes zum 1. FC Köln kam.

Die Geburtsstunde des 1. FC Köln

In Gegensatz zur Konkurrenz im Ruhrgebiet hatte es Köln lange Zeit an einem großen Fußballverein gefehlt, in dem sich die besten der gesamten Stadt versammelten. Genau das wollte ein Mann namens Franz Kremer ändern.

Der Vorsitzende des Kölner Ballspiel-Clubs 01 setzte sich für die Fusion mit dem benachbarten Rivalen Spielvereinigung Sülz 07 ein – die Gründungsversammlung am Freitag, dem 13. Februar 1948, war die Geburtsstunde des 1. FC Köln. Kremer wird zum ersten Präsidenten gewählt. Zwei Tage darauf radelte der 17-jährige Albin Köhler aus Ehrenfeld nach Müngersdorf. An diesem Tag sollte der FC Köln sein erstes Spiel gegen Nippes 12 bestreiten. Köhler, angehender Friseur, wurde nicht enttäuscht: Der FC gewann 8:2 und hatte einen seiner ersten Fans gewonnen.

Nur acht Tage nach dem 1. FC Köln wurde ein zweiter namhafter Fußballverein gegründet. Im Kasino der Bayenthaler Maschinenfabrik schlossen sich Victoria 1911, der Sport-Verein Köln 1927 und der Bayenthaler SV zur Fortuna zusammen.

Die Mitglieder der neuen Großvereine stellten ihre Verbundenheit mit ihrem jeweiligen Veedel hintan und widmeten sich höheren Zielen. „Wollen Sie mit mir Deutscher Meister werden?“, hatte Kremer den FC-Mitgliedern nicht unbescheiden bei der Gründung zugerufen. Sie wollten – und wurden es nach einer 14-jährigen Geduldsprobe 1962 dann tatsächlich zum ersten Mal.

So kam Hennes zum 1. FC Köln

Welchen Anteil das Vereinsmaskottchen an dem Erfolg hatte, ist nicht überliefert. Am 13. Februar 1950, auf den Tag genau zwei Jahre nach der Gründung, schenkte die Zirkusdirektorin Carola Williams während einer in ihrem Zelt stattfindenden Karnevalssitzung dem FC einen jungen Geißbock. Es fehle dem Klub noch an einem Glücksbringer. Das Tier wurde herzlich aufgenommen und nach dem Spielertrainer Hans „Hennes“ Weisweiler benannt.

1947 hatte sich Weisweiler bei der neu eröffneten Kölner Sporthochschule angemeldet. Im Alter von 27 Jahren wollte er Fußballlehrer werden, ein Ziel, das er mit Bravour erreichte. Unter der Leitung von Sepp Herberger schloss Weisweiler im Winter 1947/1948 den ersten Trainer-Lehrgang als Jahrgangsbester ab.

Die Sporthochschule war aus der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin hervorgegangen, einer Vorzeige-Institution der Nationalsozialisten. Dass Köln für den Neuanfang ausgewählt wurde, lag unter anderem an den guten Voraussetzungen. Der Sportpark Müngersdorf war von Bombardements im Krieg weitgehend verschont worden.

Carl Diem, der erste Rektor der Hochschule, stand allerdings nicht für die neue Zeit, in der der Sport nicht mehr einer Ideologie gehorchen sollte, sondern in erster Linie eine kleine Flucht aus dem harten Alltag ermöglichte. Diem war Mitorganisator der Olympischen Spiele von 1936 und Initiator des olympischen Fackellaufs. Mitglied der NSDAP war er zwar nicht, ließ sich aber von den Nationalsozialisten für ihre Zwecke einspannen. Schon in den 1950ern und 1960ern habe es Kritik an ihm gegeben, sagt Jürgen Müller, Mit-Kurator einer Ausstellung über den Kölner Sport in der NS-Zeit, die noch bis zum 4. Oktober im NS-Dokumentationszentrum zu sehen ist. Eine öffentliche Diskussion über Diem habe aber erst in den 1970er Jahren, Jahre nach Diems Tod, eingesetzt.

„In vielen Bereichen gab es keinen Neuanfang“, sagt Müller über den Kölner Sport nach 1945. Etliche Funktionäre aus der NS-Zeit machten einfach weiter, eine Aufarbeitung der Vergangenheit habe in den Vereinen, die zwischen 1933 und 1945 von parteitreuen Vorsitzenden geführt werden mussten, kaum stattgefunden.