SparkasseWelche Auswirkungen die Schließungen auf die Veedel haben

Die Filiale in Merkenich wird aufgegeben.
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- Die Sparkasse Köln-Bonn schließt bis Ende 2017 rund 20 Prozent ihrer bestehenden Filialen.
- In Köln schließen 15 von 75 Filialen - auch in vielen Stadtrand-Lagen.
- Viele Bürger fürchten um die Lebensqualität in den Veedeln.
Köln – Als sie den Brief der Sparkasse Köln-Bonn las, handelte Martina Eilers. Sie nahm ihre Bankkarte, ging zur ihrer Filiale an der Merkenicher Hauptstraße und ließ sich dort von einer Mitarbeiterin zeigen, wie man Geld vom Automaten abhebt. Denn der wird nach dem Wegfall der Filiale stehen bleiben: Die Sparkasse hat angekündigt, einige Filialen zu schließen, im Kölner Norden sind Merkenich und Alt-Niehl betroffen.
Die Mitarbeiterin, die Martina Eilers geholfen hat und die namentlich kennt, muss gehen. „Wenn jetzt keine Mitarbeiterin da gewesen wäre, hätte mir keiner helfen können“, sagt Eilers. Seit mehr als 35 Jahren ist sie Kundin der Sparkasse, die Schließung findet sie schlimm. „Ich hab ja ein Auto und kann zu einer anderen Filiale fahren. Aber was machen die vielen älteren Menschen“?

Martina Eilers ist seit mehr als 35 Jahren Kundin der Sparkassse. Online-Banking betreibt sie nicht.
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So wie sie denken viele Merkenicher. „Das ist für uns alle schlecht“, sagt Anwohnerin Maria Bachem. Für den Kundenservice müssen man jetzt nach Heimersdorf oder Chorweiler fahren. „Das liegt alles daran, dass viele Menschen am Computer einkaufen und eben auch ihre Bankgeschäfte machen“, glaubt die 85-Jährige.
Unternehmer fürchten Einbußen
Ein paar Hausnummern weiter liegt das Eiscafe Dolomiti. Besitzer Antero Menia sorgt sich nun um sein Geschäft. „Wenn die Kunden dann in einen anderen Stadtteil fahren, um zur Bank zu gehen, dann trinken sie vielleicht auch dort einen Kaffee oder essen ein Eis“, sagt er. Ähnlich sieht es Unternehmerin Sonja Lenz, die ein Friseurgeschäft und eine kleine Modeboutique führt. „Es ist eine Katastrophe. Wir werden hier richtig abgeschottet.“
Denn die Schließung der Bankfiliale ist ein weiterer Schlag für den Merkenicher Einzelhandel. „Früher gab es hier alleine drei Metzger, sechs Kneipen, viele Geschäfte“, erzählt Lenz, die seit 40 Jahren das „Hairteam Lenz“ betreibt.
Die einzige Apotheke schloss vor rund zwei Jahren, der Blumenladen machte vor einigen Monaten dicht. Mehrere Geschäfte stehen leer, ein Discounter ermöglicht immerhin den ortsnahen Lebensmitteleinkauf. „Merkenich wächst, aber die Geschäfte schließen“, sagt Lenz. Wenn nichts da ist, komme auch nichts nach – ein Teufelskreis.

Die Filiale in Merkenich wird aufgegeben.
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„Wenn der Discounter auch noch geht, können wir einpacken“, glaubt Lenz. Die gebürtige Österreicherin eröffnet nun ein Konto bei der Volksbank. „Die haben noch eine Filiale im Ort.“ Eine Frau, die neben der Sparkasse wohnt, plant das gleiche. „Es ist wie in vielen Orten. Die kleinen Geschäfte sterben aus.“
„Wir versuchen seit Jahren, den Einzelhandel im Dorf zu verbessern“, sagt Johannes Daverkauser vom Bürgerverein Merkenich. So habe man überlegt, eine Filiale einer großen Supermarktkette ins nahe Gewerbegebiet zu holen. „Aber da ist Einzelhandel verboten“, sagt er. Viele leer stehende Läden im Ort seien für heutige Anforderungen von Geschäften zu klein. „Da passt dann eine Näherei rein oder ein Imbiss, aber kein Supermarkt“, sagt er. Die Schließung der Sparkasse und generell die Situation vor Ort sei „extrem unerfreulich“. „Es leben viele alte Menschen in Merkenich. Nach der Schließung der Apotheke ist dies für sie nun eine weitere Katastrophe.“

Auch in Alt-Niehl endet der Schalter-Betrieb.
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An der Sebastianstraße in Alt-Niehl ist am Vormittag von einer baldigen Schließung nicht viel zu merken: Nicht nur im Vorraum, sondern auch am Schalter herrscht reger Betrieb. Ein Kunde, der sein Rad gerade vor der Filiale parkt, ist enttäuscht. „Ich finde es sehr schade. Denn man kennt die Berater mit der Zeit, der Kontakt ist sehr gut. Die wissen direkt, wie die Lage ist. Ginge man irgendwo in der Innenstadt zur Sparkasse, wäre es viel unpersönlicher. Ich bin auf jeden Fall gegen die Schließung.“
„Für den Ort eine Katastrophe“
Schon vor fünf Jahren hatte die Sparkasse zwölf Geschäftsstellen in Köln geschlossen – im Stadtbezirk Nippes waren damals Alt-Longerich und das Sechzigveedel betroffen. Dort verblieben nur die Automaten, das ist auch jetzt geplant. Die nächste Filiale mit Beratung liegt von der Sebastianstraße aus 1,8 Kilometer entfernt, Ecke Friedrich-Karl-/Niehler Straße. „Für den Ort ist es eine Katastrophe, ganz schlimm“, bilanziert Gabriele Kischel vom Schreibwaren- und Postladen ein paar Häuser weiter. „Erst Ende März hat unsere Apotheke zugemacht; das kann man deutlich merken.“ Der Schritt komme für sie dennoch nicht überraschend: „Die Leute machen eben viel Online-Banking.“
Bernd Valjeur, Vorsitzender des Niehler Bürgervereins, bedauert den Schritt gerade für ältere Mitbürger. „Es ist die Klientel, die wenig Internet-Banking macht und auch nicht Überweisungen per Automat tätigen will.“ Ein kleiner Trost sei der geplante Bargeld-Lieferservice – der vielleicht auch Überweisungen annehmen könnte. „Die Schließungen sind eine schlimme Entwicklung, wir haben kaum noch Nahversorgung im engen Sinne“, sorgt er sich. „Die Sebastianstraße muss nun unbedingt verkehrlich verbessert werden, es gibt ja den Bezirks-Antrag für ein Shared-Space-System. Ein Ortszentrum muss auch für Fußgänger und Radfahrer attraktiv sein; es gilt, stadtplanerisch den Teufelskreis zu durchbrechen.“ - Petra Wischgoll und Bernd Schöneck
Probleme für Senioren
Erst zum Bäcker, dann in den Supermarkt und schließlich kurz in die Sparkassenfiliale zum Geldabheben. Diese Runde drehen viele Menschen alltäglich durchs Viertel. Sie wird auch mancherorts im Kölner Westen so demnächst nicht mehr möglich sein: Die Sparkasse Köln-Bonn schließt dort vier Zweigstellen - in Klettenberg an der Luxemburger Straße 331, in Sülz am Hermeskeiler Platz, in Ossendorf an der Frohnhofstraße 130 und in Vogelsang an der Vogelsanger Straße 452a.
Die Reaktionen auf die angekündigten Filialschließungen fallen unterschiedlich aus, sie reichen von Verärgerung bis zu Verständnis. „Natürlich kamen viele Menschen in den dortigen Zweigstellen auf das Thema zu sprechen“, berichtet Christian Schilling von der Pressestelle der Sparkasse Köln-Bonn. Einige Kunden könnten durchaus nachvollziehen, dass es nicht sinnvoll sei, für ein bis zwei Beratungsgespräche am Tag eine Filiale offen zu halten.
Die am häufigsten gestellte Frage laute: „Wie komme ich künftig an Bargeld?“ Über die Alternativen zum persönlichen Kontakt in den Zweigstellen informierten die Mitarbeiter. Das Unternehmen verschickte zudem Briefe an die registrierten Kunden der betroffenen Filialen, in denen über die bevorstehenden Angebote informiert wurde: Geldautomat, er wird nach dem Wegfall der Filiale stehen bleiben, Bargeld-Bringdienst und Telefon-Banking.

Die Filiale an der Frohnhofstraße in Ossendorf hat ein großes Einzugsgebiet.
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Den Unmut mancher konnte aber auch das nicht besänftigen. „Offen gesagt, ich könnte kotzen, wenn ich davon höre“, sagt Christine Düren aus Vogelsang, Leiterin des Seniorenclubs der evangelischen Gemeinde. „Da fielen mir direkt meine alten Leute ein.“ Es werde keinerlei Rücksicht auf deren Bedürfnisse genommen.
„Ältere Menschen wollen auch mal reingehen und etwas fragen. Online-Banking ist denen suspekt“, meint Christine Düren. Niklas Simrod, junger Familienvater aus Vogelsang, sieht für sich persönlich keine Verschlechterung, da er die Filiale eher selten aufsucht: „Insgesamt ist das aber nicht gut für die Infrastruktur im Viertel.“ Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges befürchtet erhebliche Nachteile für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind.

Niklas Simrod aus Vogelsang
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In der Filiale am Hermeskeiler Platz nahmen viele Kunden die Nachricht mit Schrecken entgegen: „Das ist wirklich ein Mist. Ich erledige hier am Platz alle meine Geldangelegenheiten“, sagte Kundin Ingrid Wich. „Das muss ich jetzt alles mit der Straßenbahn machen.“ Nicht jeder ist bereit, einen längeren Weg zur nächsten Filiale auf sich zu nehmen: „Ich habe hier ein Konto, aber auch bei anderen Banken“, sagte Anwohnerin Anne Küsters, „das Sparkassenkonto werde ich dann wohl kündigen, wenn ich nun extra zur Sülzburgstraße gehen muss.“
Auch Stefan Rentzsch, Inhaber des Tabak- und Schreibwarenladens am Hermeskeiler Platz, ist nicht erfreut über die Neuigkeit: „Ich war geschockt, als ich gehört habe, dass die Filiale zumacht. Ich gehe dort regelmäßig in der Mittagspause hin, um Geld einzuzahlen oder Rollen von Kleingeld abzuzahlen.“ Deswegen habe er bei der Sparkasse sein Konto. „Wenn ich jetzt zu einer Filiale fahren muss, überlege ich, ob ich das Geldinstitut wechsele. Ich frage mich, was die älteren Menschen im Viertel jetzt machen.“

Wolf Dieter Menz vor der Filiale am Hermeskeiler Platz
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Mancher Kunde am Hermeskeiler Platz zeigte jedoch Verständnis für die Entscheidung der Sparkassenleitung: „Die Banken sind ganz schön unter Druck, vor allem durch das Internet“, sagt Wolf Dieter Menz. „Sie müssen rationalisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ich bin allerdings auch flexibel und wohne nicht im Viertel. Für die Menschen hier in der Gegend ist das echt bitter.“
So empfinden es auch die Kunden der Filiale an der Luxemburger Straße. „Nun hatte ich jahrelang mein Konto bei der Deutschen Bank in Brühl“, erzählte Gerald Freytag. „Das wurde mir zu weit. Gerade bin hier zur Sparkasse gewechselt, weil ich der Nähe der Filiale wohne. Das hätte ich mir nun auch sparen können.“
Sparkassen-Sprecher Christian Schilling zeigt Verständnis für den Ärger: „Uns ist die Entscheidung sehr schwer gefallen. Schließlich gehören einige der Filialen gewissermaßen zum Stadtteil.“ Wann genau die Schließungen erfolgen, könne derzeit noch nicht gesagt werden. Die jeweiligen Vermieter seien gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Schließungspläne informiert worden. Nun werde im Einzelfall geprüft, wie lang die Kündigungsfristen seien. - Susanne Esch und Heribert Rösgen
Mobile Beratung
Auch Gisela Just ist verärgert. Die Sparkassen-Kundin hat gerade erfahren, dass ihre Filiale in Buchheim bald geschlossen wird. „Ich finde das unverschämt“, sagt sie. Sie denke an die älteren Menschen, denen nun weite Wege zugemutet werden: „Sollen die jetzt mit dem Rollator zum Wiener Platz oder nach Buchforst fahren?“
Die Filiale in Buchheim ist eine von 15 in Köln, deren Schließung die Sparkasse KölnBonn bis Ende 2017 plant. Die Mitarbeiter sollen in benachbarte Geschäftsstellen umziehen, die Buchheimer beispielsweise nach Buchforst.

Die Mitarbeiter der Filiale Buchheim ziehen nach Buchforst um.
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Im rechtsrheinischen Köln – Porz ausgenommen – sind die Stadtteile Höhenberg und Stammheim betroffen. „Es handelt sich um kleine Filialen, in denen etwa ein oder zwei Beratungsgespräche pro Tag geführt wurden“, schildert ein Sparkassen-Sprecher die aktuelle Situation. Darum habe man sich entschlossen, solche Angebote in benachbarte, größere Filialen zu verlegen. „Diese werden wir sogar ausbauen“, sagt der Sprecher.
In den betroffenen Stadtteilen sollen Service-Punkte mit Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker verbleiben. Darüber hinaus will die Sparkasse das Telefonbanking ausbauen und einen Bargeld-Bringservice für weniger mobile Kunden anbieten. „Wir planen außerdem ein mobiles Beratungsangebot“, ergänzt er.
In Höhenberg rüstet man sich bereits für die Zeit ohne eigene Filiale. „Wir hatten schon ein Mal eine Schließung abwenden können. Jetzt wollen wir praktisch reagieren“, sagt Christof Wild vom Seniorennetzwerk. Schon jetzt wickeln viele ältere Sparkassen-Kunden aus Höhenberg ihre Geldgeschäfte in der Filiale
Wild: „Wir werden den Fahrdienst dorthin ausbauen, den wir jetzt schon betreiben.“ In wenigen Tagen finde die Jahreshauptversammlung des Seniorennetzwerks statt. Dann wolle man noch ein Mal über das Thema beraten: „Wir müssen neue Wege finden, Senioren Angebote zu machen.“
Anders reagieren Stammheims Sparkassenkunden und Bürger. „Wir werden auf jeden Fall etwas unternehmen“, sagt Johannes Schiffgen, Vorsitzender des Bürgervereins. Unter allen von einer Schließung Betroffenen würden die Stammheimer die weitesten Wege zur nächsten Filiale zurücklegen müssen – nach Flittard. Doch Schiffgen sucht das auch Gespräch: „Wir planen eine große Einwohnerversammlung, zu der wir Vertreter der Sparkasse einladen.“ Vielleicht gebe es ja doch noch eine andere Lösung. - Uwe Schäfer
Bargeld-Bring-Service für die Kunden
Der kleine Ort am südöstlichen Rande Kölns verliert ein Stück seiner Infrastruktur: Auch die Sparkassen-Filiale in Langel fällt der Umstrukturierung zum Opfer, die dort beschäftigten Mitarbeiter sollen in die Zündorfer Geschäftsstelle umziehen.
„Mit dieser Entscheidung folgen wir vor allem dem geänderten Kundenverhalten im digitalen Zeitalter“, so Christian Schilling, Pressesprecher der Sparkasse Köln-Bonn. „55 Prozent der rund 575.000 privaten Girokonten sind für das Online-Banking freigeschaltet, zudem wird unser Beratungsangebot nicht mehr überall in Anspruch genommen. In den vergangenen fünf Jahren sind ein Drittel weniger Kunden in die Filialen gekommen, daher war dieser Schritt notwendig.“
Von der Zusammenführung ist auch die Geschäftsstelle der Sparkasse in Finkenberg betroffen. Nach den beiden Schließungen werden noch sieben Filialen im Porzer Stadtbezirk den Kunden zur Verfügung stehen. Schilling: „Im Vergleich zu anderen Banken haben wir das dichteste Netz an Geldautomaten und Filialen im Stadtbezirk.“

Der Kundenservice zieht um nach Zündorf, Geld- und Kontoauszugsautomat sollen aber in Langel bleiben.
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Manuela Gürer lebt in Langel, ist Kundin bei der Sparkasse und nutzt die Filiale vor Ort. Dass sie geschlossen werden soll, findet Gürer sehr bedauerlich. „In Langel macht ein Geschäft nach dem anderen zu. Um die Ecke gab es einen Drogeriemarkt, etwas Neues kommt dort scheinbar nicht hin.“
Probleme bereite das vor allem älteren Menschen, „die kein Auto besitzen und keine Möglichkeit haben, hier etwas einzukaufen“. Gertrud Karger, ebenfalls Kundin der Sparkasse in Langel, fährt zwar einen Wagen, fragt sich aber: „Wie lange noch? Auch ich werde älter.“ Ohne Auto sei man in Langel aufgeschmissen.
Nachvollziehbar ist die Problematik auch für Schilling: „Daher wollen wir Senioren einen Bargeld-Bringservice anbieten, der genutzt werden kann, für Beträge bis maximal 1000 Euro. Ein Bote bringt das Geld dann zu einer verabredeten Zeit bis an die Haustür.“
Der Service sei noch in der Planung, voraussichtlich werde er fünf Euro pro Geldlieferung kosten. „Das ist für jemanden, der nicht viel Geld hat, natürlich viel Geld“, so Schilling. „Aber es ist ein persönlicher Service, bei dem jemand direkt beim Kunden vorbeikommt, daher können wir ihn nicht kostenlos anbieten.“
Ob Geldautomat und Kontoauszugsautomat im Haus an der Ecke Heinrich-Klein-Straße/Lülsdorfer Straße bleiben, hänge von den Plänen des Vermieters ab. „Im Zweifelsfall ziehen beide Automaten an eine andere Stelle in Langel.“
Für Schilling gehört eine Sparkasse zum Ort dazu, sich von einer Filiale zu verabschieden sei eine schwere Entscheidung. „Wir wollen unsere Dienstleistung flächendeckend anbieten, aber die Zeiten haben sich geändert und wir müssen uns anpassen.“ - Christian Leinweber
„Das gesellschaftliche Leben kommt immer mehr zum Erliegen“
Auch im Bezirk Rodenkirchen sollen mit den Filialen in Meschenich, Godorf und Raderthal drei wichtige Sparkassen-Anlaufpunkte wegfallen.
In den betroffenen Stadtteilen ist das Entsetzen groß: Für Gerhard Haider von der Seniorenvertretung Rodenkirchen sind die Pläne der Sparkasse schlicht weg inakzeptabel: „Die Bank ist mit Sicherheit reich genug, um diesen Service aufrecht zu erhalten.“
Viele ältere Menschen, befürchtet er, sehen sich nicht in der Lage, Internet-Banking zu betreiben und sind daher auf persönliche Kontakte mit Bankmitarbeitern angewiesen. „Für sie ist eine vertraute Umgebung sehr wichtig“, so Haider, der anführt, dass Distanzen von mehr als 300 Metern von dieser Bevölkerungsgruppe oft schon als beschwerlich eingestuft werden. Der 71-Jährige hofft nun, dass die Politik aktiv wird.

Die Sparkassen-Filiale in Meschenich
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„Für Meschenich wäre die Schließung sehr schlimm“, bringt es Johannes Waschek, der 2. Vorsitzende der Meschenicher Dorfgemeinschaft auf den Punkt. Gerade viele alte Leute hätten ihr Konto bei diesem Geldinstitut.
Zusätzlich Brisanz erhalte die Neuigkeit dadurch, dass auch die Volksbank, das zweite Geldhaus mit einer Filiale in Meschenich, derzeit aus Kostengründen über Schließungen im Stadtgebiet nachdenke. „Wenn am Ende beide dichtmachen, wäre das für den Stadtteil ein herber Verlust“, so Waschek.
Die Geschäftsleute würden sich schon heute über die eingeschränkten Öffnungszeiten der Sparkasse beklagen. Einzig dienstags und donnerstags öffnet die Bank noch bis 18 Uhr. Ein Problem für jene, die abends noch schnell ihre Einnahmen einzahlen wollen. Bald bleibe den Meschenichern wohl nur noch das Ausweichen nach Rondorf. Bei der schlechten Busanbindung und dem Mangel an Parkplätzen vor der dortigen Filiale sicher eine wenig erfreuliche Entwicklung, prognostiziert Waschek.
Viele Alternativen, seinen Zahlungsverkehr in Godorf abzuwickeln, fallen Klaus Steves, Vorsitzender des Vereins „Goding“ schon heute nicht ein: „Beim Obi-Baumarkt gibt es einen Geldautomaten und auch bei der Shell-Tankstelle kann man wohl als Postbank-Kunde Geld abheben. Das war es dann aber auch“, meint er.
Ein Wegfall der Sparkasse würde daher zu enormen Einschränkung – sowohl für die älteren Bürger als auch für den Einzelhandel – führen. „Das gesellschaftliche Leben kommt hier immer mehr zum Erliegen“, sagt Steves. Auch einen Arzt oder eine Apotheke suche man in Godorf mittlerweile vergebens. - Martin Boldt