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Spartiaten in der Bunten Liga in Köln„Wir werden alt, wir brauchen einen Verein“

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Die Spartiaten trainieren bei jedem Wetter.

Köln – Ihr Name steht für Mut, Tapferkeit, eine heroische Vergangenheit. Doch eigentlich entscheidet dort der Discostempel, wer am Wochenende auf dem Platz stehen darf. Dass es auch auf dem Fußballplatz nicht unbedingt zuallererst um den Sport gehen muss, beweisen die „Kölsche Spartiaten“, die Mannschaft der Bunten Liga, die wir dieses Mal vorstellen:

Woher kommt euer Name?

Eigentlich durch den Film „300“, in dem Spartaner heroisch gekämpft haben. Inzwischen sind wir alle fast unzufrieden mit dem Namen, weil der nicht wirklich widerspiegelt, was wir sind. Wie die Spartaner zu sein, ist so ein bisschen Wunschdenken. Realität und Traum klaffen da auseinander. Und es ist ja kein typischer Fußballmannschaftsname, wir haben da vor allem beim Grölen des Namens Probleme.

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Seit wann gibt es euch?

2007 ging es los im Gymnasium Thusneldastraße in Deutz. Zwei Jungs, Lukas und Tim, haben es im Unterricht geplant und sich gesagt: Wir werden alt, wir verstehen uns gut, wir brauchen einen Verein. Dann hat uns Lukas, bis heute Kapitän, in der Bunten Liga angemeldet. Es war skurril: Da waren manche dabei, die echt gut kicken konnten, und einige, die eher im Schach oder Beachvolleyball zu Hause waren. Das erste Saisonspiel haben wir 1:8 verloren, das zweite 0:8. Unser Star in der Mannschaft, ein Spieler aus der zweiten mauretanischen Liga, hat beim ersten Spiel das einzige Tor geschossen – aber es war ein Traumtor aus 25 Metern.

Wer macht mit?

Als wir angefangen haben, waren die meisten zwischen 17 und 19 Jahre alt. Für die Bunte Liga ist so ein junges Team ungewöhnlich. Deshalb wurden wir anfangs auch etwas belächelt. Und es wurde sich gefragt, ob wir als so junge Wilde tatsächlich in die Liga passen. Aber wir glauben, dass wir durch unsere offene Art und Verbindlichkeit sowie Präsenz Zweifel haben widerlegen können. Heute ist ein großer Teil immer noch dabei. Da passt alles.

Was ist euer Ziel?

Sportlich haben wir keine Ziele und wenig Ambitionen, aber wichtig ist das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn es nicht so läuft, ist man schnell dem Reflex erlegen, ergebnisorientiert aufzustellen. Aber man merkt bald, dass das zu unserem Stil nicht passt. Wenn sich jemand bei Minusgraden am Sonntag hinstellt, dann muss klar sein, dass derjenige genauso ein Recht hat zu spielen wie der Topstürmer, der jede Saison 20 Tore macht. Das ist manchmal ein Spagat, aber bleibt unsere Überzeugung und unser Ziel.

Wer ist euer Trainer?

Wir haben keinen. Wir hatten mal einen unserer Väter mit Plauze und Zigarette, das hat perfekt zu unserer Mannschaft gepasst. Das ist leider etwas eingeschlafen. Heute legen wir die Startaufstellung meistens selbst fest – spontan. Es nützt nix, schon vier Tage vorher eine Traumaufstellung festzulegen, wenn dann vor dem Spiel einer in der Kneipe versackt und der nächste keinen Parkplatz findet. Deswegen wird das kurz vor Anpfiff solidarisch abgefrühstückt. Das ist vielleicht auch ein sportlicher Nachteil, aber das ist uns nicht so wichtig.

Was zeichnet euch aus?

Wir sind eine der wenigen rechtsrheinischen Mannschaften. Und uns ist eine gewisse Verbindlichkeit wichtig: Dass der Gegner weiß, wann das Spiel stattfindet, dass wir auch zuverlässig kommen, wenn wir verabredet sind. Vor allem, dass das Sportliche nicht so wichtig ist. Auch wenn man sich im Spiel rauft, muss man sich die Hand geben und wieder vergessen, was auf dem Platz passiert ist.

Warum spielt ihr in der Bunten Liga und nicht profimäßig?

Weil wir zum einen keinen Bock haben auf Wettkampf und Treterei, sondern darauf, dass der Fußball Fußball ist: Damit meinen wir, mit Leuten zusammenkommen zu können und zu kicken, obwohl wir eigentlich nicht kicken können. Und coole Gegner zu haben. Und leider sind wir alle große Experten, wenn es darum geht, Fußballspiele im Fernsehen zu analysieren, aber haben es eigentlich selbst nicht drauf. Euer größter Triumph? Wir sind tatsächlich 2009 in die erste Liga aufgestiegen, das war ein super Jahr. Danach ist uns ein Stamm guter Kicker weggebrochen, viele sind zu richtigen Vereinen gegangen. Mit diesem Schwund hatten wir etwas zu kämpfen, nach einer Saison sind wir dann auch schon wieder abgestiegen.

Eure größte Niederlage?

Wir haben mal ein Pokalspiel gegen einen Erstligisten in der Verlängerung 3:2 verloren. Das war schon etwas schade, denn mit etwas mehr Glück hätte es vielleicht geklappt. Aber es hat uns auch die Grenzen aufgezeigt. Was war das lustigste Erlebnis? Bei uns ist es ein Running Gag, dass sich die Mannschaft so aufstellt, dass jeder Spieler, der einen Discostempel vom Tag davor aufweisen kann, auf jeden Fall mitspielt. Und einmal musste sich unser Stürmer ins Tor stellen – und zwar oberkörperfrei. Torhüter, vier weitere Spieler und die Mannschaftstrikots standen im Stau. Wir alle hatten normale Shirts an, aber der Torhüter müsse sich optisch von den Feldspielern unterscheiden, meinte der Schiri. Da blieb uns eben nichts anderes übrig, als blankzuziehen.

Wo trainiert ihr und wann?

Gar nicht und nie. Früher immer sonntags um 11 Uhr auf den Poller Wiesen, aber die Kneipen Kölns haben eine zu große Anziehungskraft, das funktioniert seit Jahren schon nicht mehr richtig. Braucht ihr noch Verstärkung? Sportlich gesehen auf jeden Fall. Wir nagen nicht total am Hungertuch, aber wenn es coole Jungs gibt, die Lust auf den Mist haben, den wir jede Woche verzapfen, freuen wir uns über Zuwachs.

Kontakt: ben.rautenberg@web.de

Die Serie Bunte Liga

„Calamares International“, „Grand Hotel Abseits“, „Petermann Stadtgarten“ , „Prinzip Hoffnung“, „Roter Hammer“ und „Hysteriker“ lauten die Namen der sechs Teams, die im Jahr 1989 die Bunte Liga gründeten. Heute sind etwa 1500 Spaß-Fußballer in der Bunten Liga aktiv, die sich als Alternative zum offiziellen Verbands-Fußball versteht. Wir stellen die Teams in einer Serie vor.