Stadtarchiv-NeubauLamellen sollen empfindliche Dokumente vor Sonnenlicht schützen
Kölner Innenstadt – Architekt Felix Waechter schaut auf die aus Lamellen bestehende Fassade des neuen Stadtarchivs, das zurzeit am Eifelwall entsteht. Das Sonnenlicht, das auf das Gebäude fällt, sorgt dafür, dass der Farbton sich ständig verändert. „Wir wollten eine Architektur schaffen, die transparent erscheint und gleichzeitig mussten wir die Archivalien vor dem Tageslicht schützen“, sagt Waechter. Dieser Spagat gelang ihm und seinem Team mit Hilfe der „Brise soleil“ genannten Konstruktion, die aus 70 Zentimeter tiefen Lamellen besteht. Bei hochstehender Sonne im Sommer bieten sie einen Schutz vor Hitze und bei tiefstehender Sonne im Winter ermöglichen sie einen maximalen Einfalls des Tageslichts.
„Wir haben damit den Eintrag der Solarstrahlung um 70 Prozent reduziert“, sagt Waechter. In Kombination mit einem unterirdischen Eisspeicher, der die Wände über Wasserleitungen im Sommer kühlt und im Winter wärmt, lasse sich der Energiebedarf des Stadtarchivs senken. Gleichzeitig sei es möglich, die Archivalien bei einer idealen Temperatur zu lagern. In dem Gebäude, das 126 Meter lang und 45 Meter breit ist, existieren insgesamt neun verschiedene Klimazonen. Zwischen den Lamellen sind Kastenfenster verbaut, die innen über eine Isolierverglasung und außen über eine Prallscheibe verfügen, die als Schallschutz dient. Die Lamellen-Fassade wird seit Februar montiert. Bis zum Jahresende sollen sämtliche Gerüste um das Gebäude herum abgebaut sein. Der Innenausbau läuft bereits. Eine Besonderheit soll der vollständig holzvertäfelte Lesesaal mit 45 Arbeitsplätzen sein.
Eröffnung für 2021 geplant
„Das neue Stadtarchiv ist eine Symbiose aus technischer Funktionalität und städtebaulicher Gestaltung“, sagt Baudezernent Markus Greitemann. Es sei selten, dass eine am Computer erstellte Visualisierung nicht so schön wie die Realität sei.
Der Neubau soll insgesamt 75,9 Millionen Euro kosten zuzüglich einer zehnprozentigen Risikoreserve, die allerdings schon jetzt aufgebraucht ist.
Sollten die beteiligten Baufirmen noch größere Nachträge fordern, würden die Kosten noch einmal steigen. Die städtische Gebäudewirtschaft will das Gebäude im Lauf des Jahres 2020 an den Nutzer, das Historische Archiv der Stadt Köln, übergeben. Danach wird es nach Angaben der Leiterin Bettina Schmidt-Czaia ein weiteres Jahr dauern, um das Magazin mit den seit dem Einsturz des alten Stadtarchivs in anderen Archiven verstreuten Archivalien zu befüllen.