Stadtmodell im RathausEin kleines Köln ohne marode Rheinbrücken und Dauerbaustellen
Köln – Einmal, als die Gebäude noch nicht befestigt waren, hatte sich jemand einen Witz erlaubt und den Dom ins Rechtsrheinische gestellt. Es sollte ein Aprilscherz sein – aber kaum jemand konnte darüber lachen. Auch auf dem Kölner Stadtmodell muss eben alles seine Ordnung haben. Der Dom steht links und rechts das Henkelmännchen, dazwischen der blaue Rhein, basta.
Spielereien oder Ungenauigkeiten gibt es keine, noch nicht einmal Farbe an den Hausfassaden. Im Innenhof des Spanischen Baus neben dem Historischen Rathaus schrumpft das Kölner Zentrum auf den Maßstab 1:500 – und zwar exakt und steril.
„Es passiert wenig“, sagt Rainer Prause, der für das Stadtplanungsamt das Kölner Stadtmodell betreut. Gemeint sind Beschädigungen aller Art. Abgesehen von längst vergangenen Eingriffen in die elementare Stadtordnung seien Einheimische und Besucher immer sorgsam mit Klein-Köln umgegangen.
Auch wenn das Original-Köln weitaus mehr Vandalismus zu bieten hat: Ohne Makel ist auch Prauses Reich nicht. Der Architekt zeigt auf die Christuskirche am westlichen Rand des Modells. Die Kirchturmspitze ist abgebrochen, hier besteht Handlungsbedarf.
Ein Kölner Dom für 50.000 Euro
Das Kölner Stadtmodell ist aktuell 54 Quadratmeter groß und will weiter wachsen. Dargestellt sind derzeit die Innenstadt sowie Teile von Kalk, Porz, Bayenthal und Mülheim. Gebäude und Straßen werden von Modellbauern aus hartem Kunststoff gefertigt und anschließend auf Platten von einem mal einem Meter geschraubt.
Eine Platte Altstadt kostet 10.000 Euro, andere sind nicht ganz so kostspielig. „In der Altstadt gibt es viele Baukörper, das ist teuer“, sagt Prause.
Mit dem Dom und seiner Umgebung fing 1992 alles an. Das Stadtmodell – eine Initiative des Bunds Deutscher Architekten und der Stadt – sollte den politischen Gremien, aber auch dem Bürger helfen, „Projekte und Planungen im architektonischen Gesamtzusammenhang überprüfen zu können“, wie es offiziell heißt.
Die Planungsgrundlage wuchs und wuchs, das Geld dafür sammelten größtenteils die „Freunde des Kölnischen Stadtmuseums“, bis heute hat der Förderverein rund 500.000 Euro Sponsorengelder zusammengebracht. Die Resonanz der Spender sei groß, sagt Prause: Manche geben Geld für ein konkretes Gebäude, manche für das Projekt allgemein.
Mit fast 25 Jahren sei das Stadtmodell mittlerweile fast ein Oldtimer, so der 41-Jährige. Neben einer regelmäßigen Reinigung ist deshalb eine kontinuierliche Instandhaltung nötig. Allein der Dom ist bereits zweimal ausgetauscht worden. Wenn einzelne Platten etwa für Architektur-Wettbewerbe ausgeliehen werden, kommen sie nicht immer in einwandfreiem Zustand zurück.
Auch die Hohenzollernbrücke – ein Kunstwerk aus vielen zusammengesteckten Einzelteilen – hat bereits eine Generalsanierung hinter sich. „Wenn die Platten verliehen werden, müssen sie aber versichert werden“, so Prause. Die Hohenzollernbrücke etwa für 20.000 Euro, der Dom für 50.000 Euro. Er ist – natürlich – das teuerste Gebäude im Modell.
Bauarbeiten sind schneller erledigt als in der Realität
Wie die Stadt ist auch ihr Abbild einem stetigen Wandel unterworfen. „Wir versuchen, Politik und Bürgern die aktuelle städtebauliche Entwicklung zu zeigen“, so Prause. Das heißt: Wo immer etwas Neues entsteht, wird auch das Modell erneuert. Meistens sogar, bevor in der Realität etwas passiert.
Im Kleinen war der Deutzer Rheinboulevard schon 2011 fertig. Und die geplante Messe-City neben dem Deutzer Bahnhof kann im Maßstab 1:500 längst bewundert werden. Allerdings haben sich die Planungen mittlerweile konkretisiert.
Im kommenden Jahr, wenn das Stadtmodell sein 25-jähriges Bestehen feiert, sollen zwei neue Platten fertig sein. Zu sehen sein wird das Bahngelände östlich der Messe sowie ein Messe-Parkhaus, das noch nicht gebaut ist. Im Süden steht ein Stück Zollstock inklusive Gothaer-Versicherung und Südstadion auf der Agenda.
Rainer Prause macht es glücklich, sein kleines Köln wachsen zu sehen. „Die Arbeit macht Spaß, weil man den Erfolg sieht“, sagt er. Und die Brücken seien alle intakt. „Das ist doch auch mal was Schönes“.