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„Wilsberg“-Star liest in Köln„Diese Rolle ist keine Lebensversicherung“

Lesezeit 4 Minuten
Der Schauspieler Roland Jankowsky

Schauspieler Roland Jankowsky

Roland Jankowsky spielt seit 25 Jahren die Rolle des Kommissar Overbeck in der ZDF-Serie „Wilsberg“. Hier erzählt er, warum das nicht die Hauptsache in seinem Leben ist.

Es ist eines dieser vertrauten TV-Gesichter. Wenn Roland Jankowsky irgendwo auftaucht, dann wird getuschelt und wissend gelächelt: „Das ist doch der Overbeck.“ Seit 25 Jahren spielt er den Kommissar Overbeck in der ZDF-Serie „Wilsberg“. Einen Vornamen hat er nicht, er trägt ständig eine Sonnenbrille, gibt sich obercool, fällt damit aber meistens rein und wird von seiner von Rita Russek gespielten Chefin mit einem Augenrollen und einem genervten „Overbeck“-Stöhnen bedacht. Er ist der komödiantische Sidekick in dem ohnehin nicht so ernsten Familienkrimi, der in Münster spielt.

Klar bin ich mit dieser Rolle in einer Schublade
Roland Jankowsky

„Klar bin ich mit dieser Rolle in einer Schublade“, sagt er ganz offen. „Aber in so eine Schublade muss man es erst einmal hereinschaffen und sie dann auch gut füllen. Und das habe ich geschafft und darauf bin ich auch stolz. Deshalb macht es mir auch nach wie vor Spaß.“ In den ersten Folgen habe er nur ein paar Sätze gehabt, nach und nach habe er dann seine Figur ausgestaltet, sagt Jankowsky (54), der in Leverkusen geboren ist und seit langem im Kölner Süden wohnt. „Ich bin ein Clown, ein Narr, der alles darf. Je dümmer ich aussehe, umso heller strahlen die anderen.“

Georg Wilsberg, gespielt von Leonard Lansink, und Roland Jankowsky als Overbeck

Georg Wilsberg, gespielt von Leonard Lansink, und Roland Jankowsky als Overbeck

„Wilsberg“ scheint eine ewige Konstante zu sein, pro Jahr gibt es vier Folgen. „Eine Lebensversicherung ist die Rolle aber nicht. Man ist ja nicht fest angestellt. Und man weiß nie, ob es im nächsten Jahr weitergeht.“ 2007 kam es zum Beispiel ganz dicke für ihn. Da hieß es auf einmal: Du bist in der nächsten Folge nicht dabei. „Aber da hat sich die Kollegen für mich starkgemacht und einen Brief an die Redaktion geschrieben unter dem Motto: Never change a winning team.“ Und vor einigen Jahren gab es durchaus Stimmen beim ZDF, die die Absetzung der Serie forderten. Weil man mal was Neues, Frisches brauche. „Da haben uns die vielen Fans und die guten Einschaltquoten gerettet. Damals hatte ich durchaus Existenzängste.“

In der eigenen Stadt zu lesen, ist nochmal etwas Besonderes
Roland Jankowsky

Er zitiert den Freund und „Wilsberg“-Kollegen Heinrich Schafmeister: „Schauspieler ist der schönste Beruf der Welt, den man aber niemandem empfehlen kann.“ In der Branche gebe es eine steile Pyramide: Nur sehr wenige Kollegen werden sehr oft beschäftigt. Dabei sei man gänzlich von den Vorlieben von Redakteuren und Regisseuren abhängig. Deshalb hat Jankowsky schon vor zehn Jahren begonnen, sich ein weiteres Standbein aufzubauen: Krimi-Lesungen. Es fing zufällig bei einem Lesefestival an, als er bezeichnenderweise für die erkrankte Rita Russek einsprang.

Inzwischen hat er 90 Auftritte pro Jahr – von Rheda-Wiedenbrück bis Spiekeroog. Im Januar liest er im Kölner „Gloria“. „In der eigenen Stadt ist das nochmal etwas Besonderes.“ Jankowsky ist für diese Lesungen ganz allein quer durch Deutschland unterwegs und liefert auch auf der Bühne eine Ein-Mann-Show. Für sein Programm wählt er dramaturgisch aufeinander abgestimmte, oft schräge Krimi-Kurzgeschichten aus, er springt in verschiedene Rollen und Dialekte. „Da kann ich zeigen, was ich kann.“

TV-Rolle neben Mariele Millowitsch

Er habe schon in der Schule gerne vorgelesen. Seine ersten Rollen spielte er in der Theater-AG des Leverkusener Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Dabei sei er kein einfacher Schüler gewesen, erzählt er lächelnd: Punk-Phasen, Religion abgewählt, Schulkonferenz wegen Rauchens, Schulwechsel. Schauspiel wurde seine Passion, er spielte an freien Bühnen. Seine erste längere TV-Rolle hatte er in der Serie „Nikola“ mit Mariele Millowitsch.

Doch die Lesungen spielen inzwischen eine Hauptrolle. „Da bin ich mein eigener Herr. Diese Selbstständigkeit habe ich mir erarbeitet. Das ist inzwischen ein wichtigeres Standbein als das Drehen. Und es hat mir die schauspielertypischen Zukunftsängste genommen.“ Das mache den Kopf frei. Außerdem genießt er den direkten Kontakt mit den Zuschauern, den man beim Fernsehen nun einmal nicht hat. Die Fans sagen dann schon mal: „Wir kennen Sie ja schon lange, aber wir werden Sie künftig mit ganz anderen Augen sehen.“ Oder: „Der kann ja auch noch andere Sachen als Overbeck.“ Er meint: „Da kann ich mir auf die Schulter klopfen und sagen: gut gemacht.“

Münster-Krimi wird vor allem in Köln gedreht

Für andere TV-Rollen bleibt kaum Zeit. Die Lesungen muss er mit dem Familienleben – seine Frau ist Lehrerin, die gemeinsame Tochter ist fast elf – abstimmen und sie dürfen auch nicht mit den „Wilsberg“-Dreharbeiten kollidieren. Die finden übrigens – ähnlich wie beim Münster-Tatort – zu großen Teilen in Köln statt. Jeweils zwei Folgen werden in neun Wochen am Stück gedreht. „Meistens sind wir zwei Wochen für ein paar Schönwetterschwenks in Münster und die restlichen sieben Wochen in Köln und Umgebung.“ Denn hier sitzen die Produktionsfirmen und Drehteams. Den ganzen Tross ständig in Münster in Hotels unterzubringen oder hin und her zu fahren, wäre zu kostspielig.

Gedreht wird dann aber in eher unauffälligen Straßen, die nicht sofort als Köln zu erkennen sind, etwa weil die KVB vorbeirauscht. Und für Roland Jankowsky hat diese kleine Schwindelei den Vorteil, dass er schnell wieder zu Hause ist.

Roland Jankowsky: „Wenn Overbeck kommt...“, Lesung im Gloria, Apostelnstaße 11, 50667 Köln am 12. Januar 2023, 20 Uhr, Eintritt 23 Euro