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Interview

Geschäftsführer
Kölner Netzausfall – „Seit 30 Jahren nicht bei Netcologne gesehen“

Lesezeit 3 Minuten
13.02.2025
Köln:
Die Zentrale des Internetproviders Netcologne in Ossendorf. Das Unternehmen erlebte gestern einen rund acht Stunden andauernden Ausfall seiner Infrastruktur. Tausende Kunden hatten keinen Internetzugang.
Adresse: Am Coloneum  9
Foto: Martina Goyert

Die Zentrale von Netcologne in Ossendorf.

Acht Stunden lang ging bei Festnetz- und Internet-Anschlüssen von Netcologne am Mittwoch so gut wie nichts. Jetzt bezieht der Chef Stellung.

Herr von Lepel, in Köln ist am Mittwoch das komplette Netz von Netcologne für gut acht Stunden ausgefallen. Was war die Ursache?

Die Ursache war ein Konfigurationsfehler in unserem Kernnetz. Dies hat eine nicht vorhersehbare Kettenreaktion ausgelöst. Sie hat schließlich dazu geführt, dass die Router, die den Datenverkehr im Netz steuern, überlastet waren und ausgefallen sind. Das war eine Verkettung von Umständen, wie wir sie seit 30 Jahren nicht bei Netcologne gesehen haben. Sie haben dazu geführt, dass das komplette Netz nicht mehr zur Verfügung stand.

Das lange Warten auf Informationen zur Ursache hat zu Spekulationen geführt, ein Cyberangriff könne die Ursache sein.

Wir sind nicht gehackt worden, es war kein externer Angriff. Es ist mir wichtig, das zu betonen. Wir mussten das Netz Stück für Stück, Router für Router hochfahren und die Verbindungen zwischen den Routern wieder herstellen. Ab 16 Uhr konnten wir unsere Kunden dann nach und nach wieder ans Netz nehmen. Nach menschlichem Ermessen hätte das nicht schneller bearbeitet werden können.

War es ein Programmfehler – oder ein menschlicher?

Die Störung entstand durch eine fehlerhafte Konfiguration im Netz. Diese sind aufgrund von Kunden-Anschaltungen sowie Erweiterungen und Änderungen von Netzelementen tagesaktuell notwendig. Da ist also viel Bewegung drin.

Das war der größte Netzausfall von Netcologne bisher
Timo von Lepel

Aber dieser Fall war auch für Sie außergewöhnlich, haben Sie bereits angedeutet.

Seit Jahrzehnten haben wir jedes Jahr eine Netzverfügbarkeit von über 99,9 Prozent. Ich bin seit neun Jahren bei Netcologne und habe auch mit Kollegen gesprochen, die länger da sind. Für uns steht fest: Das war der größte Netzausfall von Netcologne bisher.

Wann wussten Sie, was das Problem ist – und warum haben Sie es nicht an Ihre Kunden kommuniziert?

Wir hatten im Laufe des Vormittags den Verdacht, was es sein könnte. Wir haben uns die Protokollnotizen der Router angeschaut, um die Ursache schrittweise zu neutralisieren. Wir wollten aber hundertprozentig sicher sein, dass wir die richtige Ursache identifiziert haben und ausschließen können, dass erneut Fehler auftreten. Mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und der Bundesnetzagentur standen wir durchgehend in Kontakt und haben auch Hersteller der Netzkomponenten hinzugezogen. Die Priorität liegt in einem solchen Fall immer auf der Wiederherstellung des Services für die Kunden.

Wie war Netcologne selbst als Unternehmen von dem Netzausfall betroffen?

Auch wir waren offline, das ist ja unser Netz, das wir nutzen. Aber der Krisenstab, der für die Sicherheit des Netzes verantwortlich ist, war die ganze Zeit online. Wir waren ebenso betroffen wie andere große Unternehmen in Köln. Mit einzelnen von ihnen war ich gestern mehrfach persönlich in Kontakt. Wir können uns bei unseren Kunden nur aufrichtig entschuldigen. Das tut uns sehr leid.

Kann dieser Fehler erneut auftreten?

In dieser ganz speziellen Konstellation nach menschlichem Ermessen nicht. Dafür haben wir Sorge getragen.

Wie sichert Netcologne sein Netz üblicherweise vor solchen Ausfällen?

Wir setzen zur Vorbeugung von Ausfällen grundsätzlich auf Redundanzen, also Backup-Systeme, die einspringen, wenn das Hauptsystem ausfällt, zudem auf Firewalls, haben einen Krisenstab für solche Fälle und unser Netzwerkmanagementzentrum ist 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche besetzt.

Wie arbeiten Sie den Vorfall auf?

Dieser großflächige Netzausfall, er wird nicht unbearbeitet bleiben. Wir werden mit unseren eigenen und externen Fachleuten akribisch schauen, dass das nicht wieder vorkommt. Wir haben am Mittwoch gesehen, wie wichtig digitale Infrastrukturen für unser Leben sind.


Zur Person

Timo von Lepel ist seit 2016 Geschäftsführer von Netcologne. Der Jurist verantwortet das Privat- und Firmenkundengeschäft, Marketing, Kommunikation, Technik, IT und Netzbau. Seit 2019 ist Von Lepel zudem Mitglied der Geschäftsführung der Stadtwerke Köln. In weiteren Stationen arbeitete er unter anderem bei der Deutschen Telekom und Telefónica.