SüdstadtErster Craftbeer-Shop in Köln eröffnet
Köln – Wer glaubt, man komme in Köln in Sachen Bier nicht am Kölsch vorbei, der dürfte die Rechnung ohne Kai Boecker gemacht haben. Der 35-Jährige hat vor wenigen Wochen auf der Bonner Straße im Umfeld des Burger-Restaurants „Fette Kuh“ und des Kaffee-Spezialisten „Rösterei Ernst“ einen Laden eröffnet, in dem es ausschließlich Bier, aber kaum eins aus seiner Heimatstadt gibt.
Nach Vorläufern in Hamburg, Berlin und – ja, auch Düsseldorf, hat nun also auch Köln seinen allerersten Craftbeershop.
Der Zeitpunkt konnte kaum besser gewählt sein; denn genau in den Tagen, als buchstäblich noch an der hölzernen Inneneinrichtung des Geschäfts gefeilt wurde, machte gepanschtes Billigbier Schlagzeilen, das zwei Männer in Köln unter dem Namen renommierter Brauereien verkauft haben sollen.
Verständlicherweise lassen Boecker derartige Nachrichten ein wenig schmunzeln; da es sich bei der Ware, die in dem kleinen Ladenlokal namens „Bierlager“ angeboten werden, um das genaue Gegenteil handelt: Biere, die aus guten Zutaten in kleinen Brauereien hergestellt werden und preislich zum Teil durchaus mit Wein zu vergleichen sind – was die Genusskomponente anbelangt, sowieso.
Besondere Sorten ausprobieren
Boecker war nach eigenem Bekunden selber früher Rotweintrinker, bis ihm irgendwann eine Flasche mit der Aufschrift „Von Freude“ von Martin Schupeta in die Hände kam.
Schupeta, ehemals Banker, hatte irgendwann keine Lust mehr auf seinen Krawatten-Job, mietete sich in Hamburg bei kleinen Brauereien ein und begann, „sehr fruchtige, hopfenbetonte Biere“ zu brauen.
Boecker, selbst studierte Wirtschaftsinformatiker, fand sofort Gefallen daran. Das einzige, was ihm nicht schmeckte, war die Tatsache, dass man das Bier von der Waterkant hier nirgendwo bekommen konnte. Da er jedoch bereits mit dem Thema befasst war, dahingehend, dass er ausgesuchte Getränkehändler, Burgerläden und den Craftbeerstand des Streetfoodfestivals regelmäßig mit besonderen Biersorten belieferte, lag die Idee eines eigene Ladens, in dem man sitzen und probieren kann, auf der Hand.
Keine künstlichen Zusätze
Boecker und seine Mitarbeiter verkaufen annähernd 100 Craftbeersorten; wobei das englische Wort „Craft“ nichts mit Kraft zu tun hat, sondern für Handwerk steht und ausdrückt, dass die Biere aus naturbelassenem Hopfen hergestellt werden.
Im Bierlager können Kunden unter anderem feststellen, dass man dem Getränk nicht notgedrungen künstliche Fruchtaromen zusetzen muss, damit es beispielsweise nach Zitrone, Grapefruit oder Mango schmeckt. Unter den rund 800 Hopfensorten, die es laut Boecker gibt, sind eben auch besonders fruchtige.
Bierlager, Bonner Straße 38, 50677 Köln.
Telefon: 0221/64000599. Öffnungszeiten: Montags bis donnerstags 16 bis 20 sowie freitags und samstags von 12 bis 22 Uhr.
Damit der Kölner sich nicht ganz entheimatet fühlt, wartet das Bierlager auch mit ein paar wenigen Craftbeer-Sorten auf, die in Köln hergestellt werden, wie etwa dem Pfefferbier und dem Kaffeebier aus Sebastian Sauers Braustelle. Schon des künstlerisch gelungenen Etiketts wegen sollte man Flasche und Inhalt des „nach kölscher Brauart“ hergestellten Deetz Beachtung schenken, einem allerdings in Österreich hergestellten Bier.
Im Bierlager findet man Ale, Porter, Pils und Lager. Es gibt Starkbier aus Italien, Hefeweizen aus den USA und belgische Trappistenbiere. Wer ein originelles Mitbringsel für den Grillabend sucht, könnte sich die dekorative Ein-Liter-Bügelflasche „Cadolzburger Tributo Colonia“ des nach Süddeutschland abgewanderten Michael Brandmeier unter den Arm klemmen oder eine Flasche Bierbrand mit dem schönen Namen „Glasklar“.