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Interview

Tatort-Schauspieler
Wotan Wilke Möhring: „Köln ist eine super Stadt, um Kinder aufzuziehen“

Lesezeit 4 Minuten
Schauspieler Wotan Wilke Möhring

Schauspieler Wotan Wilke Möhring ist am Sonntag, 1. Dezember wieder im „Tatort“ als Thorsten Falke zu sehen.

Wotan Wilke Möhring, der in Köln lebt, spricht über die neue Folge des Hamburger Tatorts „Schweigen“, seine Gedanken zur KI und den Karneval.

Anfang Dezember ist Schauspieler Wotan Wilke Möhring (57) im Fernsehen gleich zweimal zu sehen: am Sonntag, 1. Dezember, in seiner langjährigen Rolle als Thorsten Falke im Tatort Hamburg und am Montag, 2. Dezember, in der Hauptrolle bei „Blackout bei Wellmanns“ im ZDF. Wir haben mit Möhring, der in Köln lebt, über die Kirche, Karneval und KI gesprochen.

Die neue Tatort-Folge „Schweigen“ ist die erste, in der Kommissar Thorsten Falke nach dem Verlust der Kollegin Julia Grosz ermittelt. Und das eigentlich unfreiwillig: Er zieht sich für drei Monate ins Sankt-Joseph-Kloster zurück. Was passiert dann?

Wotan Wilke Möhring: Falke nimmt sich als Privatperson eine Pause und geht ins Kloster, wo er im Garten mitarbeitet. Der Pastor der Gemeinde kommt ums Leben – im Zuge der Ermittlungen stoßen die Ermittler auf ein perfides Netzwerk systematischen Missbrauchs. Glücklicherweise hat uns die Kirche ein leerstehendes Kloster als Drehort zur Verfügung gestellt. Das war hochinteressant und eine tolle Arbeit mit dem tollen Regisseur Lars Kraume.

Tatort Hamburg „Schweigen“: Missbrauchsproblem der Kirche

Was haben Sie während der Dreharbeiten über die Kirche und ihr Missbrauchsproblem gedacht?

Mir ist wieder bewusst geworden, dass vor allem die Kirche selbst die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in die Wege leiten muss. Außerdem mangelt es an Transparenz, ob etwas wirklich aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden.

Beim Dreh wurden wir von einem Klosterangehörigen betreut. Es war interessant, mit ihm über die antike Institution Kirche zu sprechen, die heute noch versucht, ihre Berechtigung zu erhalten.

Gibt es eine Nachfolge für Kommissarin Grosz?

Nein, die gibt es noch nicht. Nach „Schweigen“ ermittelt Falke ein weiteres Mal alleine. Aktuell drehe ich eine Doppelfolge mit Gaite Jansen und Denis Moschitto.

In „Blackout bei Wellmanns“ spielen Sie einen leitenden Ingenieur der Stadtwerke. Dieser wird entlassen, quasi gegen KI ausgetauscht. Prompt legt ein Blackout sein Stadtviertel lahm. Was hat Sie an der Rolle des Thomas Wellmann gereizt?

Durch seinen Beruf weiß Wellmann, dass diese Blackouts zu jederzeit passieren können. Ich habe viel recherchiert zum Energiesektor: Das ist eine richtige Börse, da wird spekuliert und viel Geld verdient. Auch mit dem Blackout. Das war sehr aufschlussreich und für die Figur wichtig.

Wotan Wilke Möhring hat keine Angst vor der KI

Der Schauspielberuf ist nicht einfach so durch eine KI zu ersetzen. Oder sehen Sie für diesen Bereich eine Gefahr?

Ich empfinde die KI nicht als Bedrohung, zumal Angst ja auch häufig mangelndes Wissen ist. Die KI kann zum Beispiel nicht mal einen Löffel aufheben, es sei denn wir bauen die Vorrichtung dafür. Sie bekommt alle Vorgaben ja von uns, wie sie zu rechnen hat beziehungsweise in welche Richtung sie sich weiterentwickeln soll. Wir sind immer Herr der Programmierung und bestimmen, wieviel wir von der KI in unser Leben lassen.

Nun zu Ihnen. Sie leben in Köln.

Ja, sischer dat.

Geboren wurden Sie in Ostwestfalen, im Ruhrgebiet sind Sie aufgewachsen. In einem Interview haben Sie einmal gesagt, dass Sie sich eigentlich keinem Ort so richtig zugehörig fühlen. Klingt so, als hätten Sie zu Köln eine Zweckbeziehung. Wie würden Sie das Verhältnis beschreiben?

Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, aber ich habe die Kölner richtig ins Herz geschlossen. Köln ist eine super Stadt, um Kinder aufzuziehen. Der Kölner ist eine Frohnatur und freundlich und gesellig und liebt seine Stadt über alles.

Wenn man als Kind nicht mit dem Karneval aufwächst, kann es möglicherweise auch befremdlich sein. Können Sie den tollen Tagen was abgewinnen?

Massenveranstaltungen sind nicht so mein Ding. Wenn man da wegen der Kinder mitmacht, kann es aber auch Spaß machen. Karneval gibt es im Ruhrgebiet so nicht. Ich finde die Tradition dahinter toll. Die Sitzungen, der Zoch, das Dreigestirn, die Nubbelverbrennung – der Karneval hat, wenn man den Ausdruck mit der fünften Jahreszeit bedenkt, mehr Kultur dahinter als nur die Feierei. Aber ein Tag reicht mir.

Sie haben mal Punkmusik gemacht.

Ja, und ich höre auch immer noch Punkmusik: den alten Kram wie Minor Threat und Hüsker Dü (US-amerikanische Punkband, Gründungsjahr 1979, Anm. d. Red.), weil sie mir immer noch die Energie von damals vermitteln.

Wotan Wilke Möhring: Über Musikgeschmack lässt sich streiten

Ihre Kinder sind schon oder kommen bald ins Teenie-Alter, eine Phase im Leben, in der man auch seinen speziellen Musikgeschmack ausbildet. Was ist denn, wenn bei Ihnen von morgens bis abends Techno laufen würde im Haus: Kämen Sie damit klar?

Selbstverständlich, ich könnte ihnen sogar einiges empfehlen, weil ich eine Zeit lang auch in dieser Szene unterwegs war. Aber das Spannende ist ja, dass Kinder einen mit dem überraschen, was man so gar nicht auf dem Zettel hat.

Und zwar?

Zum Beispiel Fahrstuhlmusik, mit der ich gar nicht gerechnet habe. Musik, die für mich langweilig ist und immer gleich klingt, mir einfach gar nichts sagt. Da muss man aber als Eltern durch. Wichtiger ist, dass es ihre Musik ist.

Herausfordernd, oder?

Kinder sollen ihren eigenen Weg gehen und nicht nur den Weg des geringsten Widerstands.