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Tausende Plätze fehlenIn Köln werden 41 neue Schulen benötigt

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Schulkinder Symbolfoto

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Köln – Für mehr als 9500 Kölner Kinder beginnt in dieser Woche ein neuer Lebensabschnitt. Sie werden erstmals als „i-Dötzchen“ in eine der 146 Grundschulen in der Stadt gehen. Es sind fast 300 mehr als im vergangenen Jahr. Noch deutlicher steigt die Zahl der Kinder, die von der Grundschule in eine weiterführende Schule wechseln. Die Stadt wächst.

Und in keinem Bereich ist das, was Schuldezernentin Agnes Klein verharmlosend „Wachstumsschmerzen“ nennt, so deutlich erkennbar wie beim Ausbau des Angebots bei Schulen und Kitas. „Wir haben viel geschafft, aber auch noch viel zu tun“, sagt der Leiter der Integrierten Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung, Franz Pfeuffer.

Stadt Köln kann ihre Ziele nicht erreichen

Trotz neuer Kitas, neuer Schulen, zusätzlicher Klassen und mehr Ganztagsplätzen kann die Stadt ihre Ziele nicht erreichen. Das Recht auf eine freie Schulwahl existiert lediglich auf dem Papier – genau wie eine wohnortnahe Betreuung in der ganzen Stadt oder eine Betreuungsquote für Unter-Dreijährige von mindestens 50 Prozent. Von all dem bleibt die Stadt deutlich entfernt.

1200 neue Kita-Plätze – Ausbau der „Großtagespflege“

In diesem Kindergartenjahr werden 17 neue Kitas mit der Arbeit beginnen. Drei haben bereits geöffnet, 14 werden in den nächsten Monaten dazu kommen. Die meisten der neuen Kindertagesstätten befinden sich in rechtsrheinischen Stadtteilen. Viele sind recht groß, sodass fast 1200 neue Betreuungsplätze in Kitas hinzukommen. Damit steigt die Gesamtzahl an Plätzen für Über-Dreijährige auf 31.846. Das entspricht einer Versorgungsquote von fast 98 Prozent. Für Unter-Dreijährige steigt sie auf 10.727 Kita-Plätze. Hinzu kommen 3691 Plätze bei Tagesmüttern und Tagesvätern. Bei den Kleinkindern bis drei Jahre liegt die Versorgungsquote mittlerweile bei 42,3 Prozent.

Die Steigerung dieser Quote auf die angestrebten 50 Prozent ist schwierig, weil gleichzeitig die Zahl der Kinder steigt, für die Plätze gesucht werden. Helfen soll der Ausbau des Angebots der so genannten „Großtagespflege“, bei der jeweils zwei Betreuerinnen bis zu neun Kinder betreuen. 96 solcher Angebote gibt es bereits, 30 sollen durch zusätzliche Förderung in Kürze dazu kommen. Sie könnten auch als Dependancen von Kitas in Räumen in der Nachbarschaft geführt werden. (fra)

Die Herausforderung wird nun noch größer: Schuldezernentin Klein geht davon aus, dass alle Kölner Gymnasien zum Abitur nach neun Schuljahren zurückkehren werden. Die 37 betroffenen Schulen werden in Kürze ihre abschließenden Beschlüsse fassen. Kehren sie zur längeren Schulzeit zurück, bedeutet dies, dass noch mehr gebaut und erweitert werden muss.

Es fehlen tausende Schulplätze

Wenn die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, die vor acht Jahren auf dem damals neusten Stand waren, eingetreten wären, „könnten wir uns entspannt zurück lehnen“, so Pfeuffer. Doch die Zahlen sind Makulatur. Es dauert nicht mehr lange, bis jedes Jahr 11.000 bis 12.000 Kinder im Sommer auf ihren ersten Schultag hinfiebern. Man muss kein großer Rechenkünstler sein, um zu erkennen, dass nicht nur Hunderte sondern tausende Schulplätze fehlen, wenn nicht im großen Stil neue Angebote entstehen. Köln braucht nach Angaben von Schuldezernentin Klein 41 neue Schulen, davon allein 23 Grundschulen.

Die Nachfolge von Schuldezernentin Agnes Klein ist nach wie vor offen. 

In diesem Schuljahr gehen zwei neue Gesamtschulen in Vogelsang und Ehrenfeld sowie ein Gymnasium in Widdersdorf an den Start. Klein kündigte an, dass 2019 nicht nur wie bereits berichtet eine neue Gesamtschule in Sülz beginnen soll. In Vorbereitung seien Beschlüsse für eine weitere Gesamtschule. Genaueres soll in den nächsten Wochen bekannt werden.

Zusätzliche Klassen in bestehenden Schulen

Die Stadt wird in der Not auch weiterhin zusätzliche Klassen in bestehenden Schulen einrichten müssen, ohne diese auch baulich zu erweitern, so Ulrike Heuer vom Amt für Schulentwicklung. Mit einer so genannten „Mehrklassenbildung“ sollen Engpässe überbrückt werden. Mit genehmigungspflichtigen Zügigkeitserweiterungen werden die Schulen dauerhaft vergrößert. Das ist in diesem Schuljahr am Apostel- und Genoveva-Gymnasium in Lindenthal und Mülheim sowie an der Käthe-Kollwitz-Realschule in Brück geschehen. In der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler wurde die Oberstufe erweitert.

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Gute Nachrichten konnte die Verwaltung immerhin beim Ausbau des Ganztagsangebots nennen. An Grundschulen sind mittlerweile 78 Prozent, an weiterführenden Schulen 72 Prozent Ganztagsplätze. Gut voran komme man auch beim Thema Digitalisierung und der Abarbeitung des Programms „Gute Schule 2020“. „Wir geben das Geld fleißig und vollständig aus“, so Heuer. Anderen Städten gelinge das nicht.