Theater-PremiereMit dem Hänneschen ins Mittelalter
Köln – Das Hänneschen auf neuen Wegen. So manches ist in der neuen Produktion „Wat fott es, es Fott!“ durchaus anders, als es das Premierenpublikum bislang gewohnt war. So werden sie in den Umbaupausen von einem singenden Puppenspieler vor dem Vorhang mit kölschen Liedern im Stil von mittelalterlichem Minnesängern unterhalten. So „Och wat wor dat fröher schon doch in Colonia“ von Charly Kemmerling oder „Wie sind alle kleiner Sünderlein“ von Walter Oepen. Das kam richtig gut an. Und erstmals startete ein Hänneschen-Stück mit einem Zeichentrickfilmn – beigesteuerte von Martin Armbruster als eine Art Prolog, der den Zeitsprung in frühe Mittelalter erklärt. So findet das Comic-Hänneschen bei Ausgrabungen in der archäologischen Zone vor dem Rathaus einen byzantinischen Ohrring – allerdings in den Überresten einen altes Klohäuschens – und will wissen wie der dahin gekommen ist.
Aufschluss gibt dann die von Marina Barth, der Chefin des Klüngelpütz-Theaters geschriebene und mit wunderbaren Wortspielereien inszenierte Geschichte. „Ich bin schon lange Hänneschen-Fan. Und jetzt hier ein Stück auf die Bühne bringen zu dürfen ist schon etwas besonderes“, sagt Barth, „Zudem habe ich noch nie 25 professionellen und kreativen Leuten gleichzeitig gearbeitet. In der freien Theaterszene sind wir ja eher kleine Ensembles gewohnt.“ Sie nimmt die Puppenspieler und das Publikum mit auf eine Zeitreise in das Cölln und das Cnollendorf des Jahres 991, in den Alltag der Urahnen von Tünnes und Schäl und Co. Motto: „Das Sparen hebt man sich auf, bis man stirbt“. Marizebell und Zänkmanns Kätt verkaufen Fisch und Pökelsalz auf dem Altermarkt, Tünnes und Schäl wollen mit einem Bauchladen angebliche Reliquien und Weihwasser („Von der Mutter Gottes persönlich abgefüllt“) verkaufen, die sie aus dem Wallfahrtsort Kevelaer mitgebracht hatten, und Speimanes tritt als Musikant mit einem Tanzbären an.
„Bimmelkarre“ für Touristen
Das neue Stück hat das Hänneschen-Theater dem in den Sommerferien verstorbenen Puppenspieler Heinz Becker gewidmet. Dessen Rolle als Besteva übernimmt Charly Kemmerling, der ansonsten für den Speimanes zuständig ist und für dieses Stück auch die kölsche Bearbeitung übernommen hatte. Den Manes spielt Stefan Mertens.
„Wat fott es, es fott“ wird bis zum 31. Oktober und vom 8. April bis zum 12. Juni 2015 gespielt: mittwochs bis samstags um 19.30 Uhr und sonntags um 17 Uhr. Eintrittskarten (19,50 Euro) sind erhältlich an der Theaterkasse, per Telefon 0221/258 12 01 oder per E-Mail. (nr)
An zukunftsträchtigen Geschäftsideen basteln Besteva und Mählwurms Pitter in dessen Kneipe „Zum Suure Hungk“. Sie wollen den Gerstenbrei vergären, mit Malz anreichen und die ungeliebte Speise in ein beliebtes Getränk umwandeln. Hänneschen und Bärbelchen malen einen Eselswagen grün an und hängen ein Glocke daran. Mit dieser „Bimmelkarre“ wollen sie Einheimische und Touristen in der Stadt herumfahren und von Markt zu Markt kutschieren. Hänneschen sieht eine große Zukunft für diese Idee, die gleich beim ersten Großereignis in der Stadt voll einschlägt.
Die Kaiserin Theophanu ist gerade verstorben und soll mit einem gigantischen Festzug nach Köln überführt und in ihrer Lieblingskirche St. Pantaleon beerdigt werden. So ein Spektakel gefällt den Kölnern, früher wie heute. Hauptsache: „D'r Zoch kütt“. Und der wird - wie man das heute vom Rosenmontagszug gewohnt ist - von zwei erfahrenen Moderatoren kommentiert. Adels-Kenner Rollef Sähmann-Eggebricht und Brauchtums-Experten Wicky Fröhgeburth bieten erfrischende Dialoge mit viel Ironie – bis letztendlich „d'r Prinz kütt“. Der erste 13-jährige Otto III. trottet hoch zu Pferd hinter dem Leichenwagen her. Begleitet von seinen beiden älteren Schwestern, die Goldtaler und Blumen unters Volk werfen. Hänneschen hat ein Strüßje von Prinzessin Mathilde gefangen und ist ganz geblendet von deren Schönheit. „Die ist eine andere Liga“, erklärt er dem eifersüchtigen Bärbelchen.
Verfolgungsjagd zum Klohäuschen
Doch an dem Strüßje hängt der goldene Ohrring, den die Prinzessin wohl verloren hat. Schäl überredet das Hänneschen, das er den wohl besser zurückbringe, das das Hänneschen sicher gleich als Dieb bezeichnet und eingesperrt würde. Doch als die Cnollendorfer merken, das Schäl der wertvollen Schmuck bei einem Goldschmied versetzen will, startet eine Verfolgungsjagd, die für Schäl in einen Klohäuschen endet. Aus Angst, erwischt und verprügelt zu werden , wirft er den Ohrring in die Kloake, wo er rund tausend Jahre später dann bei Ausgrabungen gefunden wird.
Dazu passt dann auch wieder der Schlussgesang des Ensembles, das an ein herrlich kölsche Version von Queen’s „Bohemian Rhapsody“ noch den Brings-Klassiker anhängt: „Nä, wat wor dat doch fröher en superjeile Zick.“