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Traum-Sieg in SüdafrikaKölner Supertalent Nick Bachem schreibt an seinem Golf-Märchen

Lesezeit 4 Minuten

Nick Bachem vom Marienburger Golf-Club

In seinem zwölften Turnier auf der DP World Tour gelingt dem 23-jährigen Rheinländer der erste große Sieg, zuhause in Köln knallen die Sektkorken.

Als Nick Bachem am Sonntagnachmittag im strahlenden Sonnenschein von Johannesburg den letzten Putt aus weniger als 30 Zentimetern im Loch versenkte, warf er die Arme in die Luft, genoss die Umarmungen der Gratulanten und verdrückte ein paar Tränen. Dem Jung-Profi des Marienburger Golf-Club ist bei seinem zwölften Start auf der DP World Tour, die früher European Tour hieß, in Südafrika sein erster Sieg gelungen. Der Tour-Neuling setzte sich dank einer starken 64er-Schlussrunde mit insgesamt 264 Schlägen klar vor den beiden Südafrikanern Zander Lombard und Hennie du Plessis (beide 268) durch.

Es ist einfach unglaublich und fühlt sich großartig an
Nick Bachem

„Es ist einfach unglaublich“, sagte der Kölner sichtlich bewegt. „Ich kann noch nicht verstehen, was in den letzten Tagen passiert ist, es ist einfach unglaublich und fühlt sich großartig an. Es ist erst der Anfang meiner Karriere, also habe ich es so gut wie möglich genossen und großartig gespielt und hatte das Glück, dass es mein Tag war.“ Zuhause in Marienburg knallten derweil die Sektkorken. Der Sieg des 23-Jährigen ist ein großer Triumph des Kölner Traditionsvereins, dem das Ausnahmetalent im Stützpunkttraining zum ersten Mal im Alter von neun Jahren begegnet war. Seitdem begleitet Peer Sengelhoff, der Head Pro des Klubs und NRW-Stützpunkttrainer, die Karriere des Supertalentes, das seinen rheinischen Wurzeln trotz aller Verlockungen des Golfsports immer die Treue hielt. „Wir alle kennen Nicks Talent, aber dass es so schnell geht, damit konnte keiner planen“, sagte ein bewegter Trainer Peer Sengelhoff am Sonntag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Aus der Fantasie einer großen Kölner Golf-Karriere ist damit der erste Teil eines Märchens geworden. Trotz gesundheitlicher Rückschläge und den Einschränkungen der Corona-Zeit hatte Bachem den Aufstieg vom Amateurlager über die Pro Tour und die Challenge Tour in die höchste europäische Kategorie in nur zwei Jahren geschafft. Der letzte Schritt war ihm im November 2022 unter dramatischen Umständen in der Qualifikation School in Taragona auf den letzten Drücker gelungen. Seitdem hat der Kölner mit dem fantastischen Golf-Schwung, von dem die Experten schwärmen, versucht, in der harten Realität der DP World Tour Fuß zu fassen. An der Seite seines britischen Caddy Steve Rawlinson erlebte er in den letzten vier Monaten verpasste Cuts und ernüchternde Rückschläge. Aber immer auch Zauberrunden mit tiefen Scores, die von seinem herausragenden Talent kündeten.

Zur Jonsson Workwear Open war Nick Bachem als 121. der aktuellen europäischen Saisonbestenliste mit einem Gesamtpreisgeld von 59 855,76 Euro für seine elf Starts auf der Tour angereist. Als einer der vielen Hoffenden, die noch weit davon entfernt waren, mit ihrem Sport auch nur einen Euro netto verdient zu haben, denn die Tour-Kosten zwischen Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emirate, Singapur, Bangkok, Indien und Kenia sind für einen Gold-Profi astronomisch. Beim Turnier in Neu Delhi, das sein väterlicher Freund Marcel Siem gewann, war Nick Bachem einfach mal das Geld ausgegangen, weil er die Kreditkartenlinie überzogen hatte. Mit dem Siegerscheck von 255 000 US-Dollar vom Sonntag, umgerechnet knapp eine Viertelmillion Euro, wird das so schnell nicht mehr passieren.

Zur Lohn gibt es die Tour-Karte bis 2025 und das Startrecht für exklusive Turniere

Dieser Turniererfolg ist deshalb besonders wertvoll, weil er den Status des Neulings schlagartig verbessert und ihm außerdem ein zweijähriges Startrecht auf der European Tour sichert. Damit bleibt Bachem das Schicksal vieler Rookies erspart, die nach dem ersten Jahr auf der großen Bühne sofort wieder in die Challenge Tour absteigen und bei geringeren Preisgeldern in der zweiten Liga einen neuen Anlauf nehmen müssen. Außerdem wird der Kölner jetzt auch für exklusivere Turniere wie die Events der Rolex-Serie eine Startberechtigung erhalten, bei denen das Preisgeld um bis zu viermal so hoch ist wie in einem normalen Event der DP World Tour. Nicht einmal den deutschen Golf-Ikonen Bernhard Langer und Martin Kaymer war es gelungen, so kurz nach dem Erreichen der höchsten europäischen Bühne ein offizielles Ranglisten-Turnier zu gewinnen. Im Gegensatz zu den aktuellen deutschen Jung-Stars wie Matti Schmid und Yannick Paul hat Nick Bachem auch nicht die eisenharte Schule des US-College-Golf hinter sich, der 90 Prozent der aktuellen Weltklassegolfer entstammen. Seine soziale Absicherung war bisher die Bundeswehr, sein finanzieller Unterstützer der Kölner Klubpräsident Paul Bauwens-Adenauer, sein emotionaler Rückhalt die Familie und sein Mentor Peer Sengelhoff, dessen Arbeit allerdings noch lange nicht beendet ist.

Obwohl Nick Bachem inzwischen ein offizielles Management hat und sich Turniersieger nennen darf, geht dieser Aufstieg gerade erst los. „Wir hatten schon viele sehr gute Spieler in Marienburg, aber an Nick habe ich von dem ersten Tag geglaubt“, sagte Peer Sengelhoff dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „aber dass es direkt im ersten Jahr klappen wird mit dem Saisonsieg, das finde ich irre und beeindruckend. Ich bin richtig gerührt. Jetzt werden wir in Ruhe die nächsten Schritte gehen.“ .