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Trendsport in KölnSlacklining taugt auch zum Athletiktraining im Alltag

Lesezeit 4 Minuten

Perfekte Haltung: Slackline-Trainerin Elli Schulte.

Köln – Es dauert nur wenige Sekunden auf der Slackline, bis ich die Kontrolle über meinen Körper nahezu komplett verloren habe. Der Fuß, nein, das ganze Bein, zittert völlig unkontrolliert von links nach rechts. „Du musst den Fuß Richtung Boden drücken“, rät mir Elli Schulte. „Du bist lustig“, denke ich mir, bin aber doch froh, dass sie da ist. Ohne ihre Hand in meiner wäre ich hier schon längst hinuntergefallen.

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Slacklinning ist beliebt.

Slacklining, das ist der Sport, von dem es im Internet so viele spektakuläre Videos gibt. Da turnt jemand auf einem Hunderte Meter langen Band mitten über den Niagara Fällen. Da hat neulich jemand zum ersten Mal einen dreifachen Salto geschafft. Und da gibt es auch dieses Video von Elli Schulte, auf dem sie sich im einarmigen Handstand auf der Slackline abstützt.

Ellicopter heißt der Trick, den die 28-Jährige selbst entwickelt hat. Hier auf dem Sportplatz des ASV Köln sind wir von solch filmreifen Einlagen noch weit entfernt. „Halte den Oberkörper aufrecht und fixiere mit den Augen einen Punkt am anderen Ende der Slackline“, sagt Schulte, als sich das Zittern in meinem Bein ein wenig gelegt hat und ich vorsichtig versuche, das Gewicht vom linken auf den rechten Fuß zu verlagern.

Angeblich gewöhnt sich das Nervensystem über Nacht an die neue Belastung. „Wenn wir das morgen noch mal machen würden, würde das sicherlich schon viel besser klappen“, sagt Schulte und scheint zu merken, dass ich noch ein wenig skeptisch bin.

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Was entspannt aussieht, ist harte Arbeit: Auf der Slackline liegen wie in einer Hän­ge­matte ist etwas für Fort­ge­schrit­te­ne.

Slacklining, das sind eben doch nicht nur spektakuläre Tricks über den Niagarafällen. Der Trendsport, der ursprünglich vom Klettern kommt, eignet sich auch hervorragend, um die Koordination zu trainieren. Wer auf dem Kunstfaserband balanciert, stärkt außerdem die Muskulatur in den Fußgelenken und beugt so Verletzungen vor. „Im Athletik-Training hat die Slackline auch für viele andere Sportarten noch Potenzial“, sagt Schulte. Ob Handballer, Fußballer oder Leichtathlet – eine Einheit auf der Slackline könne niemandem schaden.

Auch Senioren „slacklinnen“

Es muss ja nicht gleich der dreifache Salto sein. Seit einiger Zeit bietet Schulte auch Kurse für Senioren an. Die Übungseinheit gebe älteren Menschen auch im Alltag mehr Sicherheit. Inzwischen ist der Kurs sogar von den Krankenkassen als Sturzprophylaxe anerkannt. Und schließlich ist das Training auch gut für das Selbstbewusstsein. „Das klingt ja auch irgendwie cool, wenn man seinen Enkeln sagen kann: »Ich gehe jetzt zum Slacklining«“, findet Schulte.

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Der Ös­ter­reicher Profi-Slack­li­ner Reinhard Kleindl über­win­det am 25.05.2013 in rund 185 Metern Höhe auf einem Slack­line-Seil die Strecke zwischen zwei Türmen des "Tower 185" in Frankfurt am Main.

Das, was ich hier bisher auf dem fünf Zentimeter breiten Kunstfaserband abliefere, sieht kein bisschen cool aus. Spätestens, als die Beine wieder anfangen zu zittern, kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern könnte. Schulte sieht das anders. Es dauere drei, vier Trainingseinheiten, bis ein Anfänger in der Lage sei, auf der Slackline die ersten Schritte ohne Unterstützung zurückzulegen.

Sie sollte es wissen. Nicht nur, dass sie scheinbar mühelos im Spagat auf der Slackline sitzt und auch nach einem Meter hohen Sprüngen wieder wie von selbst auf dem fünf Zentimeter breite Band landet. Schulte stand auch mehrfach an der Spitze der Weltrangliste, ist wegen mangelnder Konkurrenz in der Frauenwertung bei den Männern angetreten.

In Thailand turnte sie auf einer Automesse, in Dubai auf dem Kindergeburtstag einer Scheich-Familie, und in Russland macht sie Nudel-Werbung fürs Fernsehen. Slacklining, das ist eben beides: ganz große Show genauso wie Senioren, die ihren Gleichgewichtssinn schulen wollen. Und ich zittere einfach zwischen beiden Extremen hin und her.

ASV Köln bietet Kurse an

Die Grundausstattung gibt es ab 50 Euro, Fortgeschrittene zahlen für Kunstfaserband und Halterung bis zu 250 Euro. Man braucht zwei Bäume/ Pfosten im Abstand von rund 20 Metern, zwischen denen man die Slackline aufspannt.

In Köln ist das Slacklining auf öffentlichen Flächen zum Schutz der Bäume verboten. Dafür stehen in „Slacklining Parks“, so im Volksgarten und im Inneren Grüngürtel nahe dem Colonius, Pfosten, an denen es erlaubt ist.

Beim ASV Köln läuft ab sofort ein neuer Kurs mit Trainerin Elli Schulte. Treffpunkt ist mittwochs um 17.45 Uhr auf dem ASV-Gelände am Olympiaweg. Mehr Infos unter www.asv-koeln.de