„Turbo der Digitalisierung”Ausbau der 5G-Netze läuft in Köln auf Hochtouren
Köln – Schnelles Surfen im Internet, Filme in HD-Qualität herunterladen oder mobil Spiele ausprobieren: Mit dem Ausbau der 5G-Technologie soll bald ein digitaler Quantensprung gelingen. „5G ist der Turbo der Digitalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland“, sagt Markus Haas, Vorstandschef von Telefonica Deutschland dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. 2019 erwarben sein Unternehmen sowie die Deutsche Telekom, Vodafone und Drillisch vom Bund 5G-Lizenzen für 6,5 Milliarden Euro. Seitdem arbeiten die Mobilfunkanbieter daran, ihre 5G-Netze zu erweitern. Wie geht es aber derzeit mit dem Ausbau in Köln voran? Ein Überblick.
„5G kann eine Netzrevolution werden, die auch in Köln für zahlreiche Branchen und Industrien neue Produkte mit sich bringt“, sagt Vodafone-Sprecher Volker Petendorf. Mit 5G sollen Anwendungen möglich werden, für die besonders viele Daten benötigt werden. Maschinen und Anlagen können miteinander vernetzt, Produktionsprozesse automatisiert werden. Neue Anwendungen in der Telemedizin werden möglich und fahrerlose Autos könnten einmal durch den Verkehr flitzen. Im Hamburger Hafen werden heute schon Kräne und Transportstrecken mithilfe von Drohnen auf Schäden gescannt. Das spart den Einsatz etwa von Industriekletterern, die Kräne schon einmal in 100 Meter Höhe inspizieren müssen. Damit die Bilder schnell ins Computersystem kommen und Hindernisse umflogen werden können, braucht es aber ein leistungsstarkes Mobilfunknetz.
Telekom versorgt 90 Prozent der Kölner
Offenbar kommen die Anbieter beim Ausbau des 5G-Netzes in Köln gut voran. Die Telekom verfügt nach eigenen Angaben bereits über 95 Standorte, die im Frequenzbereich von 3,6 Gigaherz funken, 139 sollen in den kommenden Jahren hinzukommen. Weil es aber auch 284 Standorte gibt, die im Bereich von 2,1 Gigaherz aktiv sind und die kombiniert für 5G oder 4G genutzt werden können, seien schon derzeit 90 Prozent von Köln mit dem neuen Standard versorgt. Grob kann man sagen, dass Antennen die in höheren Frequenz-Bereichen funken, eine schnellere Datenübertragung ermöglichen, aber eine geringere Reichweite aufweisen. In der Folge müssen mehr Antennen aufgestellt werden, was in Städten aber meist kein Problem darstellt.
Auch Telefonica (O2) hat massiv ausgebaut. Aktuell sind bereits 250 Antennen an 85 Standorten im 5G-Standard im Einsatz. „Das besondere an unserem 5G-Netz in Köln ist, dass alle Antennen die leistungsstarken 3,6-Gigaherz-Frequenzen nutzen, die sich bestens für besonders schnelles 5G eignen“, sagt Telefonica-Sprecher Florian Streicher. „Damit versorgen wir über unser Netz bereits zwei Drittel der gesamten Bevölkerung in Köln.“ Insbesondere die Innenstadt, Sülz, Lindenthal, Deutz, Merheim, Dellbrück und Neuehrenfeld seien gut abgedeckt. Insgesamt liege Köln weit über dem Bundesdurchschnitt, wo erst 30 Prozent der Bevölkerung versorgt seien. Bis Ende 2022 soll bundesweit die Hälfte der Einwohner, bis 2025 ganz Deutschland mit 5G versorgt werden.
Vodafone investiert achtstelligen Betrag in Köln
Vodafone erreicht derzeit mit mehr als 100 Antennen an 33 Mobilfunkstationen etwa die Hälfte aller Kölner, sagt Sprecher Petendorf. Bis Mitte des Jahres sollen weitere 41 Projekte mit 5G-Standard folgen. Dabei werden an 35 Standorten die Antennen für 5G umgerüstet, ein Standort am Heumarkt soll neu errichtet werden. Bei 16 der 41 Projekte werden Antennen mit der 5G-Standalone-Technik eingesetzt. Diese können Daten noch schneller übermitteln. Vodafone habe einen achtstelligen Betrag in das Kölner Netz investiert, die anderen Anbieter machten dazu keine Angaben.
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Dass der Ausbau auf Hochtouren läuft, liege auch daran, dass für das 5G-Netz auch Frequenzen genutzt werden können, die bis Sommer letzten Jahres für das UMTS-Netz (3G) benötigt wurden, so Telekom-Sprecher Kiel. Die 3G-Netze wurden von Telekom, Telefonica und Vodafone mittlerweile abgeschaltet. Es gebe aber auch Probleme. Ein Mobilfunkstandort könne nicht einfach irgendwo stehen, sondern müsse sich in das bereits bestehende Netz integrieren und funktechnisch geeignet sein. „Geeignete Flächen zu finden kann so schon mal dauern“, sagt Telekom-Sprecher Kiel. „Oft passiert es auch, dass sich Bürgerinitiativen bilden, die einen bestimmten Standort verhindern wollen.“ Insbesondere lange Genehmigungszeiten trügen dazu bei, dass im Schnitt zwei Jahre vergehen, ehe ein neugebauter Standort bereit sei.
Auch das LTE-Netz wird ausgebaut
Kunden, die nicht über ein 5G-fähiges Smartphones verfügen, müssen sich übrigens keine Sorgen machen, vom Mobilfunknetz ausgeschlossen zu werden. Obwohl die Bedeutung von 5G zunimmt, werde der Großteil der Daten immer noch über das 4G-Netz (LTE) abgewickelt. „4G bildet bereits seit Jahren das Rückgrat der mobilen Vernetzung in Deutschland“, sagt Telefonica-Sprecher Streicher. „Daher bauen wir auch unser 4G-Netz kontinuierlich aus.“ Laut Vodafone werden derzeit 99,9 Prozent der Kölner mit 4G erreicht. Bis Mitte des Jahres soll noch ein neuer Standort am Hohenzollernring hinzukommen, an 50 weiteren 4G-Stationen sollen weitere Antennen angebracht werden. Dies sei notwendig, weil der mobile Datenverkehr in Köln rasant wachse – derzeit um 27 Prozent im Jahr.
Dort, wo das 3G-Netz abgeschaltet wurde, werde eine Versorgung mit 2G und 4G sichergestellt, heißt es bei der Telekom. Ob das alte Endgerät 5G unterstütze, hänge davon ab, wie alt es ist. „Da 5G erst seit 2020 flächendeckend ausgerollt wird, benötigt es ein halbwegs aktuelles Endgerät, welches die Technologie unterstützt“, sagt Sprecher Kiel. Ältere Geräte, die auch kein 4G unterstützen, müssten dennoch nicht entsorgt werden. „Mit ihnen ist telefonieren und SMS schreiben immer noch über das 2G-Netz möglich.“