AboAbonnieren

Geflüchtete aus der UkraineWas Kölner beachten sollten, die Wohnraum anbieten

Lesezeit 3 Minuten
Breslauer Platz geflüchtete

Auf dem Breslauer Platz des Kölner Hauptbahnhofes ist eine Erstbetreuung für Kriegsflüchtlinge eingerichtet worden.

Köln – In Köln sind erste Geflüchtete in den städtischen Unterkünften angekommen. Was sollten Menschen beachten, die ihnen Wohnraum anbieten möchten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Muss ich meinem Vermieter Bescheid geben, wenn ich Geflüchtete in meiner Mietwohnung aufnehme?

Solange die Geflüchteten als Besuch empfangen werden - also bis zu acht Wochen bleiben - muss der Vermieter davon nichts erfahren. Werden diese acht Wochen überschritten, sollte der Mieter jedoch um eine Erlaubnis bitten. Vermieterinnen und Vermieter können diese Erlaubnis nur verweigern, wenn ein wichtiger Grund vorliegt - beispielsweise eine Überbelegung des Wohnraumes. Ausländische Untermieter alleine wegen ihrer Herkunft abzulehnen ist unzulässig.

Welche Anforderungen sollten die Räumlichkeiten erfüllen?

Die Geflüchteten sollten menschenwürdig unterkommen. Grundsätzlich gilt die Regel: Wenn der Wohnstandard einem selber nicht genügen würde, sollte man ihn auch niemand anderem anbieten. Also: Es sollte nicht die Couch im Wohnzimmer sein, sondern Räume, in denen die Geflüchteten langfristig leben können.

Kann ich auch Geflüchtete für ein oder zwei Wochen aufnehmen?

„Kurzfristigen Unterbringungsbedarf gibt es derzeit nicht“, sagt Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat. „Was wir brauchen, sind mittel- und langfristige Unterbringungen.“

Bekomme ich finanzielle Unterstützung vom Staat, wenn ich Geflüchtete aufnehme?

Die Menschen aus der Ukraine haben derzeit keinen Geflüchtetenstatus, sondern dürfen in die EU für 90 Tage visumsfrei einreisen. Wenn jemand also Geflüchtete aufnimmt, dann geschieht dies auf private Kosten. Wenn der Geflüchtetenstatus geklärt ist und die Menschen eine Aufenthaltserlaubnis haben, können sie beim Sozialamt einen Antrag auf die Übernahme der Mietkosten stellen.

Was passiert, wenn es zwischen mir und den Geflüchteten auf zwischenmenschlicher Ebene einfach nicht passt?

Rechtlich ist es möglich, die Hilfe für die Geflüchteten dann zu beenden. In dem Fall würden die Geflüchteten wieder in eine städtische Unterkunft gehen. Menschen, die Geflüchteten Wohnraum bieten, sollten sich dies jedoch im Vorfeld gut überlegen: Ein „mal schauen ob es klappt und wenn nicht, dann schicke ich die Menschen wieder weg“ sollten diese Hilfen nicht sein, sagt Prölß.

Wie kann ich mich trotz Sprachbarriere mit den Geflüchteten unterhalten?

Nicht alle Geflüchtete sprechen Englisch oder gar Deutsch. Doch um lange Unterhaltungen, sagt Prölß, geht es bei der Unterbringung auch gar nicht. „Die Menschen müssen nicht bemuttert werden mit drei gekochten Mahlzeiten am Tag. Es geht darum, ihnen einen Schutzraum zu bieten, in den sie sich zurückziehen können und wo sie zur Ruhe kommen können.“ Für notwendige Absprachen könne man zur Not auf einen Zettel zeichnen. Gerade Kinder verstehen zudem trotz Sprachbarriere viel.

Was sollte ich bei der Aufnahme von Geflüchteten beachten?

Prölß betont, dass der Wohnraum für Geflüchtete vorrangig ein Schutzraum sein muss. „Das sind keine fröhlichen Menschen, die ankommen, sondern meist traumatisierte Frauen und Kinder“, sagt er. „Es sind Menschen, die Angst haben, weil ihre Männer in der Regel noch in der Ukraine sind. Sie werden sich vermutlich nicht ständig bedanken für das, was sie bekommen. Ihr Fokus liegt auf der Ukraine und nicht auf den Hilfen.“ Menschen, die Geflüchtete aufnehmen, sollten behutsam und unaufgeregt mit ihnen sprechen, sie wie Gäste aufnehmen. Gleichzeitig sollten sie die Geflüchteten auch in Ruhe lassen – außer, die Personen wünschen sich ihre Gesellschaft.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wie sind Aktionen wie in Berlin, wo Helfer am Bahnhof Schilder hochhielten mit Wohnraum, zu bewerten?

Prölß sieht bei aller Solidarität der Helfer dort auch eine Gefahr für Geflüchtete: Die Helfer werden schließlich nicht überprüft. 2016, sagt Prölß, habe es vereinzelt Anbieter gegeben, die die Not der Geflüchteten ausnutzten: Beispielsweise verbanden sie Wohnraum mit der Bedingung, den älteren Vater zu pflegen oder das Haus zu reinigen. Es kam auch zu sexuellen Übergriffen. „Am besten wäre eine städtische Unterbringungsvermittlung gegenüber privaten Anbietern“, sagt Prölß. So könnten Anbieter im Vorfeld überprüft sowie Geflüchtete und Anbieter besser aufeinander abgestimmt werden.