Als sie kürzlich mit ihrem Vater in der Ukraine sprach, hörte die neunjährige Kateryna im Hintergrund Detonationen.
Ukrainerinnen im Kölner Karneval„Auf dem Rosenmontagszug dachte ich: Du bist jetzt ganz angekommen“
Als sie in der zurückliegenden Karnevalssession mit ihrer Tochter Kateryna auf einem Wagen im Kölner Rosenmontagszug stand, „da dachte ich: jetzt bist du ganz in Köln angekommen“, sagt Svitlana Tereshchenko. „Es war ein überwältigendes Erlebnis. Alle Sorgen waren für ein paar Stunden vergessen.“
Als Kateryna ein paar Tage zuvor mit ihrem Vater in Kiew telefonierte, hörte sie im Hintergrund nicht nur die Sirenen eines Bombenalarms, sondern auch die Einschläge von Granaten, die nicht weit vom Standort ihres Vaters detonierten. „Die Situation in Kiew ist gefährlicher geworden in den vergangenen Wochen“, sagt die Mutter. „Wenn Katerynas Vater morgens aus dem Haus geht, weiß er nicht, ob er abends zurückkommt.“
Svitlana Tereshchenko ist mit ihrer Tochter wenige Tage nach der russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar 2022 geflüchtet – und in Köln gelandet. Die ersten Wochen seien sehr schwer gewesen. Vor Kiew stand ein 60 Kilometer langer russischer Militärkonvoi, die Welt befürchtete, die Stadt werde gestürmt und das ganze Land schnell eingenommen. Es kam anders, gleichwohl ist die Sorge geblieben. „Wir telefonieren jeden Tag mit Freunden und Verwandten in Kiew“, sagt Svitlana Tereshchenko. „Andererseits wollen wir uns hier integrieren und ein möglichst normales Leben führen.“
Kateryna spielt Tennis, schauspielert und tanzt in der Großen Junkersdorfer Karnevalsgesellschaft, ihre Mutter hat schon im vergangenen Jahr mit Pfarrer Wolfgang Fey erstmals eine Prunksitzung des Kölner Husaren-Korps moderiert – auf Ukrainisch, Deutsch und Kölsch, in der Wolkenburg saßen auch hundert geflüchtete Frauen aus der Ukraine. Svitlana Tereshchenko besucht Deutsch-Kurse und macht Praktika bei ihrem Arbeitgeber – einem internationalen Luxus-Immobilienkonzern. In der Kirchengemeinde St. Pankratius sind Mutter und Tochter auch engagiert – gerade erst hat Kateryna auf Initiative von Pfarrer Fey ein Kinderbuch geschrieben, das vom Mut (eines Murmeltiers) erzählt, neu anzufangen. „Die Situation in der Ukraine ist traurig, wir wissen nicht, wie die Zukunft aussehen wird“, sagt Svitlana Tereshchenko.
Dankbar ist sie, dass ihnen viele Menschen in Köln – aus Vereinen, der Schule ihrer Tochter, der Gemeinde, der Karnevalsgesellschaft, in der Nachbarschaft – helfen, hier zurechtzukommen und sich wohlzufühlen. „Unser Leben ist jetzt hier in Köln – wir wollen es annehmen und leben.“