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Umstrittene NeuregelungNoch Chancen für geschlossene Kölner Notfallpraxen

Lesezeit 3 Minuten

Die Notfallpraxis in Chorweiler soll schließen.

Köln – Bei der umstrittenen Neustrukturierung der Kölner Notfallpraxen ist das letzte Wort offenbar noch nicht gesprochen. Hinter den Kulissen laufen derzeit Gespräche zwischen Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein (KV), Ärztekammer und Stadt über mögliche Nachbesserungen. Das bestätigte Sozialdezernent Harald Rau auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Neuordnung durch die KV sah die Schließung von fünf der bisher zehn Notdienstpraxen vor, dafür ist an der Uniklinik eine neue Anlaufstelle für Patienten entstanden. Rau sieht vor allem für den Bezirk Chorweiler die Gefahr einer Unterversorgung. Kritisch sieht er auch die Entscheidung der KV, die Städtischen Kliniken in Merheim unberücksichtigt zu lassen und die Notfallpraxis im Rechtsrheinischen stattdessen an das Kalker Krankenhaus anzugliedern.

Galgenfrist in Chorweiler?

Zumindest für den Kölner Norden zeichnen sich womöglich Lösungsansätze ab. Demnach könnte die dortige Notfallpraxis länger in Betrieb bleiben als ursprünglich geplant. Jürgen Zastrow, Vorsitzender der KV-Kreisstelle Köln , will sich dafür einsetzen, dass die Praxis bis Jahresende erhalten bleibt. Zastrow hatte den Bezirksvertretern von Chorweiler bei ihrer Sitzung am Donnerstagabend zugesagt, sich für einer Fristverlängerung einzusetzen – ursprünglich sollte die Praxis bereits am 1. August geschlossen werden.

Zastrow sagte zudem zu, das Gespräch mit der Stiftung der Cellitinnen zur heiligen Maria zu suchen. Sie betreiben das Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich. Vielleicht sei es möglich, dort eine Notfallpraxis einzurichten. Damit würde der Bezirk Zeit gewinnen, eine nachhaltige Lösung zu suchen, während die medizinische Versorgung vorerst erhalten bleibt.

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Die Bezirksvertreter hatten zuvor die Schließung der Notfallpraxis scharf kritisiert. Es gibt im Bezirk kein Krankenhaus, die nächsten Notfallpraxen befinden sich in Dormagen, Ehrenfeld und Nippes. Während Dormagen bereits um 22 Uhr schließt, liegen Ehrenfeld und Nippes nach Einschätzung der Kommunalpolitiker zu weit entfernt vor allem für jene Patienten, die kein eigenes Auto haben.

Das Krankenhaus in Merheim

Durch eine Schließung der Notfallpraxis sei der Bezirk medizinisch unterversorgt. Klaus Roth (Linke) appellierte an Zastrow, die Frist bis zur Schließung zu verlängern. „Mit der Auflösung des Vereins werden Fakten geschaffen. Wir brauchen Zeit, um eine gemeinsame Lösung zu finden.“ Der Verein „Notfallpraxis der Kölner Norden“ betreibt die Anlaufstelle an der Florenzer Straße 84 seit 22 Jahren. Er sollte am 31. Januar aufgelöst und den Mitarbeitern gekündigt werden. Da deren Kündigungsfrist sieben Monate gilt, läuft die Praxis noch bis August und soll dann endgültig schließen.

Rau: Versorgung neu ordnen

Sozialdezernent Rau betonte, er sehe durchaus die Notwendigkeit, die Notfallversorgung in Köln neu zu ordnen. So gebe es etwa in ganz Düsseldorf nur eine einzige Anlaufstelle dieser Art. Dass aber ausgerechnet Chorweiler schließen soll, hält er für bedenklich. „Aus unserem Bericht zur Kinder- und Jugendgesundheit wissen wir, dass dieser Bezirk eine höhere Krankheitsbelastung hat als andere“, so Rau.

Jürgen Zastrow von der KV Nordrhein

Das müsse man bei der Verteilung der Praxen berücksichtigen. Er stelle sich zudem die Frage, warum Merheim als Krankenhaus der Maximalversorgung nicht berücksichtigt werde, wie es das Land eigentlich vorgegeben habe. „Wird bei einem Patienten ein Schlaganfall diagnostiziert, zählt jede Minute. In Kalk ist das nicht möglich.“ Noch sei die endgültige Entscheidung bei der Ärztekammer nicht gefallen. Er habe daher Hoffnung, dass die Argumente in Düsseldorf gehört werden. Ein Mitspracherecht allerdings hat die Stadt nicht.