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Universum 25 in KölnKonzert zwischen Spaß und bitterem Ernst

Lesezeit 3 Minuten
Auf einer in blaues Licht getauchten Bühne steht Sänger Michael Robert Rhein. Im Hintergrund sieht man Bassist Rupert Keplinger von der Band Eisbrecher.

Universum 25 mit In-Extremo-Sänger Michael Robert Rhein in der Kölner Live Music Hall.

Mit ihrem Mix aus Punk und Electro-Metal kommt die Supergroup Universum 25 bei den Fans in der Kölner Live Music Hall gut an.

Dem Industriemanager Rudolf von Bennigsen-Foerder wird das Zitat „Stillstand ist Rückschritt“ zugeordnet. Es scheint, als habe sich Sänger Michael Robert Rhein diesen Ausspruch zu seiner persönlichen Maxime gemacht.

Mit seiner Gruppe In Extremo ist der Wahl-Kerpener vollends ausgelastet. Sollte man jedenfalls meinen. Doch mit dem Band-Projekt Universum 25, dem neben Rhein weitere bekannte Musiker angehören, hat er ein weiteres spannendes Standbein.

Universum 25: Kriegstreiber und Populisten bekommen ihr Fett weg

Am Samstagabend gastierte die deutsch-österreichische Supergroup in der Live Music Hall an der Lichtstraße. Mit ihrem Mix aus Electro-Metal und Punkrock will das Quintett der Welt einen Spiegel vorhalten. Ihre Botschaft ist deutlich: Kriegstreiber, Krisengewinner, Realitätsleugner, ideologische Brandstifter, Populisten und Verschwörungstheoretiker – sie alle bekommen ihr Fett weg.

Dabei soll es trotz der inhaltlich schweren Kost nicht zu Ernst zu Werke gehen. „Habt ihr Spaß?“, fragte Frontmann Rhein das Publikum eher rhetorisch, bevor er lakonisch hinzufügte: „Wir haben Spaß – sonst würden wir das hier gar nicht machen.“

Cover-Version aus dem Jahr 1986

Zwischen den Universum-25-Songs wie „Die neue Zeit“ und „Lichtgeschwindigkeit“ streuten die Musiker Cover-Versionen von Stücken der jeweiligen Hauptbands ein. Gitarrist Gunnar Schroeder, der sonst bei der Rostocker Punk-Formation Dritte Wahl in die Saiten greift, kündigte eine besondere Rarität an.

„Einen In-Extremo-Song mit dem In-Extremo-Sänger zu covern, wäre irgendwie blöd“, befand Schroeder. So wurde eine Nummer aus dem Jahre 1986 von Rheins erster Band Nr. 13 aus den Archiven hervorgekramt. „Ich bin in der DDR aufgewachsen. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Aber zurückhaben möchte ich diese Scheiße auch nicht“, erklärte der Frontmann die Geschichte des Songs „Manchmal frag’ ich mich“.

Zwischen Rammstein und den Toten Hosen

Mit ihrem Sound, der irgendwo zwischen Rammstein und den Toten Hosen zu verorten ist, scheinen Universum 25 einen Nerv getroffen zu haben. Das selbst betitelte Debütalbum landete auf Anhieb in den Top Ten der deutschen Album-Charts.

Sänger Michael Robert Rhein steht mit einem Mikrofon vor dem Mund auf der Bühne, die in blaues Licht getaucht ist.

Michael Robert Rhein möchte die Zeit in der DDR nicht missen – aber auch nicht zurück haben.

Benannt ist die Band nach einem Experiment, bei dem Forscher 1968 eine Mäuse-Population mit ausreichend Futter sich selbst überließ. Nach 1789 Tagen waren sämtliche Tiere tot, nachdem sie sich zuvor ungebremst vermehrt hatten. Die Mäuse entwickelten abnorme Verhaltensweisen, was zu einem Zusammenbruch der sozialen Ordnung führte – und schließlich zum Tod.

Erschreckende Aktualität eines 50 Jahre alten Songs

Ein besonderes Schmankerl hob sich die Truppe für das Ende ihrer Show auf. Mit „Der Traum ist aus“ haben Universum 25 einen über 50 Jahre alten Song der Kultgruppe Ton Steine Scherben aus der Feder des verstorbenen Rio Reiser in ihr Repertoire aufgenommen.

Erschreckend ist dabei, wie aktuell der vor fünf Jahrzehnten verfasste Text der Nummer heutzutage immer noch ist. Der Krieg ist noch immer nicht aus. Kein Zweifel: Stillstand ist Rückschritt.